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Konventionen und Tabubrüche Theodor Storm als widerspenstiger Erfolgsautor des deutschen Realismus
Konventionen und Tabubrüche
Theodor Storm als widerspenstiger Erfolgsautor des deutschen Realismus




Louis Gerrekens, Valerie Leyh, Eckart Pastor (Hrsg.)

Reihe: Husumer Beitraege zur Storm-Forschung


Erich Schmidt Verlag
EAN: 9783503187881 (ISBN: 3-503-18788-X)
270 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, September, 2019

EUR 69,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer Storms Werk mit der vielfach zitierten ‚Husumerei‘ und Provinzialität verbindet, assoziiert es oftmals auch mit gesellschaftlicher und ästhetischer Konventionalität. Nachdem diese pauschalen Urteile in der neueren Forschung schon seit Längerem in Frage gestellt wurden, räumt dieser Band nun endgültig mit ihnen auf. Er zeigt vielmehr, dass Storms Werk bewusst mit den Grenzen zwischen Normen und Tabus, Konventionen und Transgressionen umgeht. Aus der ertragreichen Perspektive der Abseitigkeit, dem „Abseits“, ja, sogar aus der „Spökenkiekerei“ erschließen Storms Texte tiefe Einblicke in menschliche Abgründe und gesellschaftliche Missstände und eröffnen eine weite Sicht auf die verschiedensten Formen der Entgrenzung, auf Abweichungen und Abnormitäten.

Der vorliegende Sammelband geht auf ein internationales Storm-Kolloquium zurück, das im November 2017 an der Universität Lüttich stattfand. Anhand eingehender Untersuchungen, die nicht nur einen neuen Blick auf allbekannte Storm-Novellen werfen, sondern auch bislang kaum beachtete oder wenig geschätzte Texte behandeln, entsteht das breit gefächerte Bild eines Dichters, der in seinem bisweilen affirmativen, zumeist aber widerständigen Umgang mit Publikationspraktiken, Konventionen und Denkgewohnheiten auf der Höhe seiner Zeit, wenn nicht gar dieser voraus war.

Herausgegeben von Louis Gerrekens, Valérie Leyh, Eckart Pastor

Mit Beiträgen von Christian Begemann, Andreas Blödorn, Malte Denkert, Heinrich Detering, Gerd Eversberg, Regina Fasold, Louis Gerrekens, David Jackson, Valérie Leyh, Christian Neumann, Eckart Pastor, Anne Petersen, Irmgard Roebling
Rezension
Theodor Storm (1817-1888), ein Vertreter des Bürgerlichen Realismus wie Friedrich Hebbel, Gottfried Keller, Theodor Fontane, Conrad Ferdinand Meyer, Adalbert Stifter und viele andere, gehört zu den großen deutschsprachigen Erzählern des 19. Jahrhunderts: "Pole Poppenspäler" oder "Der Schimmelreiter", einem Meisterwerk realistischer Erzählkunst, in dem es um den Widerstreit von Rationalität und Aberglauben, Fortschritt und Tradition geht, zählen noch heute zum schulischen Lektürestoff. Im Spätwerk zeigt sich zunehmend Storms Sensibilität für marginalisierte Außenseiter, Menschen aus schwierigen Verhältnissen und unteren Schichten. Der vorliegende Sammelband geht auf ein internationales Storm-Kolloquium zurück, das im November 2017 an der Universität Lüttich stattfand: Storms Werk ist keineswegs konventionell und provinziell, sondern geht bewusst mit den Grenzen zwischen Normen und Tabus, "Konventionen und Tabubrüchen" (Titel) um. Aus der Perspektive der Abseitigkeit erschließen Storms Texte tiefe Einblicke in menschliche Abgründe und gesellschaftliche Missstände und eröffnen eine weite Sicht auf die verschiedensten Formen der Entgrenzung, auf Abweichungen und Abnormitäten.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Husumer Beiträge zur Storm-Forschung
Herausgegeben von Philipp Theisohn und Christian Demandt
Inhaltsverzeichnis
Louis Gerrekens, Valérie Leyh, Eckart Pastor
Einleitung 7

Anne Petersen
Der Erfolgsautor und seine Selbstvermarktung am Beispiel der Korrespondenz mit dem Westermann-Verlag 21

I. AUS DEM ABSEITS: BLICK AUF DIE VERKEHRTE WELT

Irmgard Roebling
Theodor Storms Dichten aus dem Abseits. Versuch einer poetologischen Standortbestimmung anhand exemplarischer lyrischer und epischer Texte 39

Heinrich Detering
Kuchenesser und Rattenkönig. Theodor Storms Außenseiter-Porträts 1870/71 67

II. TABU UND TABUBRÜCHE

Louis Gerrekens
Narratologische Kunstgriffe oder: Wie man den Realismus umgeht.
Auf dem Staatshof als Durchbruch zu einer Widerstandshaltung 85

Andreas Blödorn
Nur ein Badeunfall? ›Zeichen‹ und ›Realität‹ des Tabubruchs in Storms Psyche 99

Malte Denkert
Strategien zur Versprachlichung literarischer Tabubrüche in Theodor Storms Werk – Beobachtungen zur späten Novelle John Riew’ 121

III. TRÜGERISCHE IDYLLEN

Regina Fasold
»Da stand das Kind am Wege / Und winkte ihm nach Haus«.
Eichendorffs Dichter und ihre Gesellen und Storms Immensee 135

Eckart Pastor
Konvention und sonst nichts? Storms heitere Novelle Beim Vetter Christian 151

Christian Neumann
Integration oder Domestizierung unbürgerlicher Wirklichkeiten? Zum Verhältnis von Rahmen- und Binnenerzählung in Theodor Storms sozialer Novelle Ein Doppelgänger 165

David Jackson
Eine Midlife-Krise in Thüringen. Storms Novelle Ein Doppelgänger 189

IV. GESPENSTISCHE WIRKLICHKEITEN

Christian Begemann
Nachtgespenster – Überlebsel. Zum Verhältnis von Moderne und kulturellem Imaginärem bei Theodor Storm 201

Gerd Eversberg
»Es ist das leerste Gefasel und die unbegreiflichste Trivialität« (Julian Schmidt). Über die Modernität von Theodor Storms Gespenstergeschichten
233

Valérie Leyh
Von Seelenverkäufern und ungeheuren Katzen. E. A. Poes The Black Cat und Theodor Storms Bulemanns Haus 251


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