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Konflikte, Radikalisierung, Gewalt Hintergründe, Entwicklungen und Handlungsstrategien in Schule und Sozialer Arbeit
Konflikte, Radikalisierung, Gewalt
Hintergründe, Entwicklungen und Handlungsstrategien in Schule und Sozialer Arbeit




Rainer Kilb

Beltz Verlag , Juventa
EAN: 9783779960638 (ISBN: 3-7799-6063-X)
339 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Mai, 2020

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Konfliktverläufe, Radikalisierungsprozesse und Gewaltanwendung sind nur schwer antizipierbar, da sich in ihrer Entstehung individuelle Prädispositionen, biografische Lern- und Erfahrungsmuster mit prozessualen und situativen Ereignissen zu jeweils komplexen Phänomenen verzahnen. In der Konfliktbearbeitung und der Radikalisierungs- und Gewaltprävention geht es deshalb gleichermaßen darum, sowohl sozialpädagogisch differenzierte Bearbeitungssettings einzurichten und entsprechende Verfahren anzuwenden als auch auf gesellschaftliche Risiken aufmerksam zu machen, die insbesondere Gewalt und Radikalisierungen fördern.

Rainer Kilb, Jg. 1952, Prof. Dr. phil., Diplompädagoge, hat die Professur für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit,Gemeinwesenarbeit/QM und Konfliktmanagement an der Hochschule Mannheim inne.
Rezension
Konflikte und Gewalt prägen leider auch das Zusammenleben in der Schule. Konflikte sollten dagegen in einer pluralen Gesellschaft sehr viel deutlicher in ihren produktiven und nicht nur in ihren destruktiven Auswirkungen thematisiert werden. Streng wissenschaftlich betrachtet klingt es zunächst vielleicht etwas fraglich, die drei Phänomene des Konfliktes, der Radikalisierung und der Gewalt in einem Kontext zu betrachten. Die meisten Konflikte werden nicht gewaltsam ausgetragen und nicht hinter jeder Gewalttat verbergen sich Konflikte. Auch Radikalisierung muss nicht in Gewalt enden, aber Radikalisierung spielt als Prozessdimension in zahlreichen konfliktbezogenen Eskalationen eine zentrale Rolle. In diesem Buch soll es darum gehen, sich diesen drei Phänomenen zunächst analytisch und relativ wertneutral anzunähern, sie in ihrer Beziehung zueinander zu thematisieren und daraus Schlüsse zu ziehen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Sozialpädagogik | Gewalt | Soziale Arbeit | Konflikt | Konfrontative Pädagogik | Radikalisierung | Konfliktdynamik | Konflikttheorien | häusliche Gewalt | Missbrauch | Aggression
Inhaltsverzeichnis
Einleitung – Konflikte, Radikalisierung und Gewalt als zusammenhängende Phänomene mit ähnlichen Wurzeln und Hintergründen? 9

Teil I
Grundlagen


Kapitel 1
Grundlagen und Ausgangssituation 16

1.1 Definitionen und historische Implikationen zu Konflikt, Radikalisierung und Gewalt 17
1.2 Konflikt 17
1.3 Radikalisierung 28
1.4 Gewalt, Aggression und Aggressivität 31
1.4.1 Gewaltebenen und Gewaltformen 36
1.4.2 „Häusliche Gewalt“ 39
1.4.3 Missbrauch und „Kindeswohlgefährdung“ 39
1.4.4 Gewalt zur Wiederherstellung familiärer und persönlicher Ehre 41

Teil II
Grundlagen- und handlungstheoretische Aspekte zu Konflikten, Radikalisierung und Gewalt


Kapitel 2
Konflikttheorien – Typologien, Hintergründe und Kontexte ihrer Entstehung, Konfliktverläufe, Konfliktdynamik, Konfliktakteure 47

2.1 Historische und aktuelle Konflikttheorien 54
2.2 Gesellschaftliche Konfliktprädikatoren 60
2.3 Individuelle subjektive und soziale Dimensionen von Konflikten 69
2.4 Theorie zur Funktion Sozialer Konflikte in modernen Gesellschaften 72
2.5 Eingrenzung des Konfliktverständnisses und der Konfliktbearbeitung 79

Kapitel 3
Theorien zur Radikalisierung 86

3.1 Religiöse Radikalisierung als Bewältigungsstrategie adoleszenter Widersprüche und gesellschaftlicher Versagungen? 89
3.2 Adoleszenztypische Verunsicherung als Einstiegsmuster 92
3.3 Was bieten gewaltaffine Radikalisierungsmuster religiöser und politischer Ideologien? 99
3.4 Radikalisierungsprozesse im Verhältnis zu adoleszenten Ritualisierungsbedürfnissen 101
3.5 Transformationen individueller persönlicher Erniedrigung in Opferbereitschaft zu kollektiver Heroisierung 105
3.6 Vergleich religiöser und rechtsextremistischer Radikalisierungsphänomene („Brücken-Dispositive“ und „Brücken-Narrative“) 108
3.7 Radikalisierungsformen im Fußball-Milieu des Hooliganismus 112

Kapitel 4
Theorien zur Entstehung von Gewalt 117

4.1 Klassische Theorien zur Entstehung von Gewalt 120
4.1.1 Mikrosoziologische Theorien 121
4.1.2 Psychologische Erklärungsmodelle von Gewalt 122
4.1.3 Soziologische und kriminologische Erklärungsmodelle 131
4.1.4 Gewalt als Manifestation eines Kulturkonfliktes 134
4.1.5 Sozialisationstheoretische Erklärungsmodelle 137
4.2 Entwicklungspsychologische Besonderheiten in der Adoleszenz 143
4.3 Diversitätsorientierte Aspekte 146
4.3.1 Geschlechtsspezifische Aspekte der Gewalt und sozialisatorische Geschlechterrollenaneignung 149
4.3.2 Sozialisationsbedingte Transformation und Aneignung des gewaltaffinen Männlichkeitshabitus 153
4.4 Multiperspektivische Verzahnung diverser Theorien zur Erklärung des Gewaltphänomens 157

Teil III
Zusammenhänge und Verzahnungen in der biografisch-individuellen und gesellschaftlichen Herausbildung der drei Phänomene


Kapitel 5
Konfliktaffinität, Radikalisierung und Gewalt als Prozesse von Grenzüberschreitung, Selbstorientierung und Lernerfahrungen im Kindes-, Jugend- und jungem Erwachsenenalter 168

Kapitel 6
Transformationsprozesse individueller Affekte in politisch-extremistische, religiös-fundamentalistische und fan-kulturelle Artikulationspraxen 187

Teil IV
Handlungsansätze und Methoden im Umgang mit den drei Phänomenen Konflikte, extremistische
Radikalisierung und Gewalt


Kapitel 7
Strategien und Handlungsansätze in Konflikten 198

7.1 Vorgehensweisen bei der Konfliktbearbeitung 201
7.2 Konfliktanalyse 205
7.3 Bearbeitungsprozess und Störelemente 208
7.4 Bearbeitungsmethoden 210
7.5 Besonderheiten bei interkulturellen Konflikten 221
7.6 Mediations- und Verhandlungsverfahren 228
7.7 Verfahren der Deeskalation in Konflikten 237
7.8 Erlernen fairer Konfliktbewältigung als Basis für Demokratiefähigkeit 240
7.9 Professionelle Handlungsstrategien und Handlungskompetenzen 244

Kapitel 8
Über den Umgang mit extremistischer Radikalisierung und Hooliganfanatismus im pädagogischen Feld
und als Aufgabe Sozialer Arbeit 249

8.1 Strukturen der Präventionsebenen 250
8.2 Fachliche Ansätze und Konzeptionen 253
8.3 Konzeptionen in schulischen und sozialpädagogischen Feldern 255

Kapitel 9
Methoden im Umgang mit Gewalt 263

9.1 Qualitätskriterien für Ansätze und Maßnahmen 264
9.2 Methodische Orientierungslinien und Haltungen 266
9.3 Ansätze und Konzeptionen im Umgang mit Gewalt 271
9.4 Methodenstruktur, Zielgruppen und Handlungsfelder 273
9.5 Konzeptionelle Inhalte und Bausteine in Täter- und Opferbezogener Arbeit 276
9.5.1 Allgemeines Handlungskompendium in der Bearbeitung dissozialer Gewalt bei Tätern und Gewalterleidenden (Opfern) 277
9.5.2 Sozialpädagogische Arbeit mit Tätern 278
9.5.3 Psychologische und sozialpädagogische Arbeit mit direkten und indirekten Opfern 281
9.5.4 Täter-Opfer-Kommunikation 286
9.5.5 Aktivierung außenstehender Beobachter, Voyeure und ‚Anheizer‘ 291
9.5.6 Die Re-Implementierung des Dritten in und am Rande der Konflikt- und Gewaltarena 292
9.6 Themenbereiche und Lernbausteine der Anti-Gewalt-Arbeit auf den verschiedenen Präventionsebenen 293
9.6.1 Themenbereiche und Lernbausteine im Kindesalter 294
9.6.2 Themenbereiche und Lernbausteine im Jugendalter 298
9.6.3 Themenbereiche und Lernbausteine im frühen Erwachsenenalter 303
9.7 Kontrollierende, repressive und Freiheit einschränkende Reaktionskontexte 304
9.8 Haltungen, sozialpädagogisch-therapeutische Wirkungskriterien und rechtlich-ethische Rahmenbedingungen 306

Kapitel 10
Phänomen übergreifende Strategien 311

10.1 Strategien gesellschaftlicher Integration 312
10.2 Strategien intra-familiärer Zivilisierung 315
10.3 Strategien zur Stärkung von Resilienz 316
10.4 Bildungs- und mentalitätsbezogene Strategien 318

Literatur 320
Abbildungen und Übersichten 337