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Kleist
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406564871 (ISBN: 3-406-56487-9)
608 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, August, 2007
EUR 26,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Rezension
Heinrich von Kleist zählt zu den klassischen Autoren, die im schulischen Deutschunterricht gelesen werden. Dramen wie „Das Käthchen von Heilbronn“, „Der Prinz von Homburg“, „Der zerbrochene Krug“, „Penthesilea“ oder Erzählungen wie „Die Marquis von O.“, „Die Verlobung in St. Domingo“ werden von SchülerInnen mit mehr oder weniger großer Freude interpretiert. Insbesondere auf eine Analyse der Kleistschen Sprache wird von DeutschlehrerInnen sehr viel Wert gelegt. Manchmal behandelt die Lehrperson beim Thema „Sprachtheorie“ auch Kleists kleinen, aber zentralen Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken“. In der Germanistik gilt Kleist als ein Dichter, bei dem die Forschung an das Ende ihrer Deutungsmöglichkeiten gekommen ist, auch wenn sich das Rätsel seiner sogenannten Würzburger Reise wohl kaum wird lösen lassen. Kleist gilt nicht nur als einer der bedeutendsten deutschen Literaten, als Dichter der Übergangszeit von Klassik zur Romantik, sondern auch als äußerst moderner Schriftsteller. Sein literarisches Werk gilt als Versuch der eigenen Identitätsfindung: „Immer wieder lässt sich bei Kleist die Tendenz zum Umschlag vom einen Extrem des Denkens und Fühlens ins andere beobachten, nicht nur bei seinen Gestalten, sondern auch bei ihm selbst als ihr Urheber“(S. 367). Dabei jongliert der Dichter, dessen Lebensjahre (1777-1811) in die Zeit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege fallen, in seinen Schriften sowohl mit Fiktion und Realität als auch verschiedenen Geschlechterrollen.
Gerhard Schulz, emeritierter Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Melbourne und zugleich Experte der Zeit um 1800 („Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration“) gibt in seiner auch für den Laien verständlich geschriebenen Biografie „Kleist“, erschienen 2007 im Verlag „C.H. Beck“, einen hervorragenden Überblick über das Leben und Werk des Literaten. Schulzes Darstellung ist besonders verdienstvoll, da der Germanist sich an die historisch belegbaren Fakten hält und auf Spekulationen bewusst verzichtet (S. 535). Ausführliche Zitationen aus dem umfangreichen Werk und den Briefen Kleists unterstreichen die Aktualität Dichters in einer Zeit der Orientierungskrise und der Bastel-Biografien. Bei seiner Lebensgeschichte Kleists zieht der Wissenschaftler in angemessener Form auch den historischen Kontext heran.
Fazit: Jedem Deutschlehrer, der sich in seinem Unterricht fundiert mit Leben und Werk von Kleist auseinander setzen möchte, kann die vorliegende Biografie von Gerhard Schulz auch dem Verlag „C. H. Beck“ nur Lektüre zur empfohlen werden.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die große Kleistbiographie
Die große Kleist-Biographie von Gerhard Schulz zeichnet die Lebensgeschichte eines Dichters nach, der es schwer mit vielem, am schwersten aber mit sich selbst hatte. In den politisch bewegten Zeiten der Napoleonischen Kriege suchte er ruhelos nach einer Bestimmung für sein Leben. Aber als er sie in der Literatur gefunden hatte, versagten ihm seine Zeitgenossen die Anerkennung dafür. So endete er sein Leben von eigener Hand.
Kleist, scheu wie er war, neigte dazu, seine Lebensspuren zu verwischen, und da sein Ruhm erst allmählich nach seinem Tode zunahm, haben auch andere sich lange Zeit nicht darum gekümmert. Wo hat er, der nach Liebe suchte, sie tatsächlich gefunden? Was trieb ihn auf immer neue Reisen? Diente er als Agent im Kampf gegen Napoleon? War Goethe für ihn jene übermächtige Gestalt, die er zu übertreffen suchte? Und schließlich: was hat sein Werk, um dessentwillen wir uns für ihn interessieren, mit diesem allen zu tun?
Darauf antwortet dieses Buch, ohne sich den vielen Mutmaßungen und Legenden zu unterwerfen, mit denen Kleists Leben bis heute umstellt ist. Entstanden ist eine lebendige und anschauliche Erzählung eines Lebensbogens, der von der Jugend in Preußen bis zum Ende des „pauvre Henri Kleist“ in der Nähe von Potsdam reicht. Die Deutschen haben sich Zeit gelassen, Kleists Meisterschaft zu erkennen, aber das Verlangen danach hat dann glücklicherweise an Intensität zugenommen und dauert unvermindert bis auf den heutigen Tag an. Solchem Verlangen entgegenzukommen, dient diese Biographie.
"Heinrich von Kleist galt als ein schwieriger Mensch. Aber was heißt das schon, denn wer schließlich eicht die Maße und Gewichte, mit denen ein Mensch gemessen und gewogen wird!“
Gerhard Schulz
Inhaltsverzeichnis
I. Erste Annäherungen 13
II. Eine Jugend in Preussen 43
III. Lebenspläne 85
IV. Enigma-Variationen 115
V. Fernschreiber der Liebe 167
VI. Stationen 193
VII. Was sind das für Zeiten 271
VIII. Dresden 311
IX. Phöbus im Sonnenwagen 341
X. Dich, o Vaterland, will ich singen 407
XI. Noch einmal Berlin 441
XII. Im Gefild des Todes 495
Anhang 541
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