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Kinder ohne Bindung Deprivation, Adoption und Psychotherapie
Kinder ohne Bindung
Deprivation, Adoption und Psychotherapie




Karl Heinz Brisch, Theodor Hellbrügge (Hrsg.)

Klett-Cotta
EAN: 9783608941821 (ISBN: 3-608-94182-7)
278 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 16 x 24cm, Januar, 2006, ca. 10 Tabellen

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Durch die Untersuchungen von Rene Spitz zum Hospitalismus wurde erstmals bekannt, welch extreme Auswirkungen frühe emotionale Deprivationserfährungen auf die körperliche, psychische und soziale Entwicklung eines Kindes haben. Ausreichende Ernährung und Versorgung alleine reichen nicht: Kinder brauchen für eine gesunde psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigen. Allerdings fühlen sich heute viele Eltern hilflos und überfordert, wenn es darum geht, die emotionale Entwicklung ihrer Kinder ausreichend zu fördern. Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie von John Bowlby konnte die Bindungsforschung nachweisen, daß eine Vernachlässigung der frühen emotionalen Bedürfhisse eines Säuglings Schädigungen in der Himreifung zur Folge hat. Diese sind eine Ursache für die Entwicklung von schweren psychopathologischen Auffälligkeiten, die wir auch als Bindungsstörungen diagnostizieren. Wenn die elterlichen Fähigkeiten zur Förderung der emotionalen Entwicklung ihres Kindes nicht ausreichen oder sich schädigend auswirken, wird oft eine Fremdbetreuung des Kindes in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erwogen. Dies kann zu neuen, »heilenden« Bindungserfahrungen des Kindes führen. Die rechtlichen Zusammenhänge und Fragen wie etwa Besuchskontakte, betreuter Umgang, Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie werden unter bindungsdynamischen Gesichtspunkten erläutert.



Die fatalen Folgen fehlender Bindungserfahrungen und Möglichkeiten der Heilung.

Die international renommierten Autoren diskutieren die Folgen von schwerwiegender Vernachlässigung im frühen Kindesalter und die möglichen positiven Veränderungen für die betroffenen Kinder durch Pflege- und Adoptiveltern. Dabei zeigen sie die Möglichkeiten und Grenzen psychotherapeutischer Maßnahmen auf. Informationen über juristische Fragestellungen runden das Werk ab.



Karl Heinz Brisch, Priv. Doz. Dr. med. habil., ist Psychiater, Neurologe, Kinder-und Jugendpsychiater, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Psychoanalytiker. Er leitet als Oberarzt die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, in München.



Theodor HeUbrügge, Prof. Dr. Dr. h.c. mult, em. Prof. für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, ist ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und einer der bedeutendsten Kinderärzte der Gegenwart.
Rezension
Die Bindungsforschung hat sich mit ihrem britischen Pionier John Bowlby (1907-1990) seit der Nachkriegszeit kinderpsychiatrisch etabliert. Reale frühkindliche Erlebnisse in der Beziehung zu den Eltern bestimmen demnach die Entwicklung eines Kindes grundlegend. Bindungstheorie ist ein sozialpsychologisches und psychoanalytisches Konzept, mit dem das enge emotionale Verhältnis erklärt wird, das sich zwischen Kleinkind und Mutter entwickelt. Mit der Psychoanalyse hat sie gemein, dass frühkindliche Erlebnisse ein Schlüssel zur Erklärung der gesamten weiteren Entwicklung eines Menschen sind. Dabei werden sowohl die förderlichen wie mangelhaften Bindungen untersucht. In diesem Band geht es um die Mangelsituation, die Deprivation. Als (emotionale) Deprivation oder Deprivationssyndrom bezeichnet man in der Kinderheilkunde die mangelnde Umsorgung bzw. Vernachlässigung von Babys und Kleinkindern. Dauert die Deprivation länger an, kommt es zu psychischem Hospitalismus und fatalen Folgen fehlender Bindungserfahrungen. Die Beiträge dieses Buches beleuchten diesen Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven, zeigen aber auch Möglichkeiten der Heilung auf.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Fehlende Bindungserfahrungen und trotzdem Heilung

Die international renommierten Autoren diskutieren die Folgen von schwerwiegender Vernachlässigung im frühen Kindesalter und die möglichen positiven Veränderungen für die betroffenen Kinder durch Pflege- und Adoptiveltern.

Die Untersuchungen von René Spitz zum Hospitalismus haben gezeigt, daß ausreichende Ernährung und Versorgung allein nicht ausreichen: Kinder brauchen für eine gesunde psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigen. Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie von John Bowlby konnte die Bindungsforschung nachweisen, daß eine Vernachlässigung der frühen emotionalen Bedürfnisse eines Säuglings Schädigungen in der Hirnreifung zur Folge hat.

Diese sind eine Ursache für die Entwicklung von schweren psychopathologischen Auffälligkeiten, die wir auch als Bindungsstörungen diagnostizieren. Wenn die elterlichen Fähigkeiten zur Förderung der emotionalen Entwicklung ihres Kindes nicht ausreichen oder sich schädigend auswirken, wird oft eine Fremdbetreuung des Kindes in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erwogen. Dies kann zu neuen, »heilenden« Bindungserfahrungen des Kindes führen.

Die Beiträge erläutern die rechtlichen Zusammenhänge und Fragen wie etwa Besuchskontakte, betreuter Umgang oder Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie unter bindungs dyna mischen Gesichtspunkten.

Mit Beiträgen von:
Theodor Hellbrügge, Stephen J. Suomi, Kim A. Bard, Mechthild Papoušek, Michael Rutter, Zdenek Matejcek, Jaróslav Šturma, Ludwig Salgo, Dana E. Johnson, Miri Keren, Angie Hart, Karl Heinz Brisch.

Karl Heinz Brisch, Dr. med., ist Psychiater, Neurologe, Kinder- und Jugendpsychiater, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Psychoanalytiker. Er leitet als Oberarzt die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, in München.

Theodor Hellbrügge, Prof. Dr. Dr. h.c. mult., em. Prof. für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, ist ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und einer der bedeutendsten Kinderärzte der Gegenwart.



Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung

THEODOR HELLBRÜGGE
Vom Deprivationssyndrom zur Entwicklungs-Rehabilitation

STEPHEN J. SUOMI
Die wechselseitige Beeinflussung zwischen genetischen und Umweltfaktoren formt individuelle Differenzen der Verhaltensentwicklung bei Primaten

KIM A. BARD
Die Entwicklung von Schimpansen, die von Menschen aufgezogen wurden Fähigkeiten der Mütter, Bindung und Bewältigungsverhalten

MECHTHILD PAPOUSEK
Bindungssicherheit und Intersubjektivität.
Gedanken zur Vielfalt vorsprachlicher Kommunikations- und Beziehungserfahrungen

MICHAEL RUTTER
Die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung

DANA E.JOHNSON, Internationales Adoptionsprojekt-Team (IAP)
Zusammenhänge zwischen dem Wachstum von psychisch belasteten Kindern und kognitiver sowie emotionaler Entwicklung

JARÓSLAV STURMA
Deprivationsstudien in der ehemaligen Tschechoslowakei und ihre Folgen für die Familienpolitik

ZDENEK MATEJCEK
Ehemalige Heimkinder in Adoption und Familienpflege Erfahrungen aus der Tschechischen Republik

MIRI KEREN
Wie soll man ein Kleinkind diagnostizieren, das in einem Waisenhaus gelebt hat?

ANGIE HART
Die alltäglichen kleinen Wunder
Bindungsorientierte Therapie zur Förderung der psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Pflege- und Adoptivkindern

KARL HEINZ BRISCH
Adoption aus der Perspektive der Bindungstheorie und Therapie

LUDWIG SALGO
Das Wohl des Kindes unter den Aspekten gesetzlicher Einflüsse

Adressen der Autoren