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Kastelle Architektur der Macht
Kastelle
Architektur der Macht




Patrick Schicht

Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG
EAN: 9783731907244 (ISBN: 3-7319-0724-0)
624 Seiten, hardcover, 22 x 30cm, November, 2018

EUR 59,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kastelle sind im Idealfall regelmäßige konzentrische Wehranlagen, die meist viereckig ausgebildet sind und an ihren Ecken gleichförmige Türme aufweisen. Derartige Konzeptionen finden sich in bemerkenswert einheitlicher Form quer über Reiche und Epochen hinweg von den frühen vorderasiatischen Hochkulturen über die Ägypter, Perser, Römer und Byzantiner bis ins mittelalterliche Europa sowie ins neuzeitliche Afrika und nach Asien.

In jahrzehntelanger akribischer Forschungsarbeit hat der Autor die wichtigsten Kastellgruppen inventarisiert, sie bautechnisch und politisch verkettet und etwa 900 Pläne und 11 Karten erstellt. Dadurch wird erstmals ein fundierter Überblick über dieses bislang kaum untersuchte Phänomen der Architekturgeschichte gegeben.

Neben der nach historischen Ländern gegliederten Katalogisierung sowie einer handwerklichen sowie konzeptionellen Verknüpfung einzelner Traditionen und Schulen werden für zahlreiche Herrschaftsgebiete politische Hintergründe erschlossen, die durchaus ein Gesamtsystem erkennen lassen: Offensichtlich handelt es sich fast ausschließlich um zentralistisch geführte Königreiche, die Kastelle als monumentale Hoheitszeichen an ihren Grenzen sowie an neuralgischen Zentralorten einsetzten. Sie dienten dort entweder als kasernenartige Truppenbasen oder als theatral inszenierte Residenzen, kaum jedoch als nur lokal bedeutende Kleinsitze. Durch die Homogenität von Form, Ausführung und Lage erreichte die Bauherrenschaft dabei oft eine modern wirkende Corporate Identity. In diesem Sinne geht der Autor von einem eigenständigen Bautypus der Architekturgeschichte aus, dessen Intention als „Staatsbauwerk“ sowohl durch handfeste überregionale Funktionen als auch durch inhaltliche Aufladungen bestimmt war.
Rezension
Legionskastell Haltern am See, Qasr Kharana, Castelo de São Jorge, Castel del Monte, Deutschordenskastell Marienburg, Château Saumur, Bodiam Castle lauten die Namen von bekannten Kastellen. Was unterscheidet Kastelle von Burgen? Seit wann gibt es überhaupt Kastelle? Welche Funktionen hatten sie in der Geschichte? Welche Gruppen von Kastellen lassen sich architektonisch unterscheiden?
Wer wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Fragen sucht, der greife zum Buch „Kastelle. Architektur der Macht“ von Patrick Schicht (*1973), erschienen im Michael Imhof Verlag. Der im Bundesdenkmalamt - Abteilung für Niederösterreich tätige Gebietsreferent definiert in seinem Werk Kastelle als „regelhafte, im Normalfall rechteckige profane Monumentalbauten, deren Außenmauern durch mehrere Türme oder turmartige Verstärkungen akzentuiert werden“ (S. 10). Demnach bilden sie einen eigenständigen profanen Bautypus und sind nicht wie bisher in der Öffentlichkeit und in der Wissenschaft üblich unter die Burgen zu subsumieren. Anhand seiner akribischen Katalogisierung von Kastellen in Europa sowie im Nahen und Mittleren Osten, die fast zwei Jahrzehnte dauerte, kann Schicht eine kulturübergreifende architektonisch einheitliche Konzeption der Bauten seit dem späten vierten Jahrtausend v. Chr., also seit den ersten Hochkulturen, über die antiken Reiche bis in die Reiche des sogenannten Mittelalters nachweisen. Dieses architektonische Phänomen belegt erneut den intensiven Austausch zwischen den einzelnen Kulturen im Verlauf der Geschichte. Die Wehranlagen, gebaut an Grenzen oder neuralgischen Zentralorten, dienten als „Staatsbauwerk“ von zentralistisch geführten Reichen nicht nur der militärischen Machtsicherung, sondern auch als monumentale Residenzen der Manifestation von Macht. Schicht zufolge lassen sich in der Geschichte zwei Typen von Kastellen identifizieren, die Rechteckturmkastelle und die Rundturmkastelle, welche seit 5. Jahrhundert n. Chr. im Neupersischen Reich die architektonische Normalform bildeten.
Geschichtslehrkräfte werden durch den auch zum Schmökern geeigneten schönen Band eingeladen, nicht nur das kulturelle Erbe der Burgen in der Schule, sondern im Rahmen eines diachron angelegten Unterricht auch die Kastelle zu würdigen. Wissenschaftler werden durch Schichts Studie aufgefordert, den gesellschaftlichen und politischen Kontext einzelner Kastelle genauer zu erforschen, denn Architektur ist immer lebensweltlich verankert.
Fazit: Der ausgewiesene Burgenforscher Patrick Schicht liefert in seinem opulent gestalteten Werk „Kastelle. Architektur der Macht“, das fast 500 Fotografien, 900 Pläne und 11 Karten des Autors enthält, einen exzellenten Überblick über die bisher in der internationalen Architekturgeschichte vernachlässigten faszinierenden Monumentalbauten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Kastelle
Architektur der Macht

Patrick Schicht

Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 162

22 x 30 cm, 624 Seiten, 135 Farb- und 1.287 S/W-Abbildungen, Hardcover
ISBN 978-3-7319-0724-4
59,00 Euro (D), 60,65 Euro (A), 67,90 CHF

Kastelle sind im Idealfall regelmäßige konzentrische Wehranlagen, die meist viereckig ausgebildet sind und an ihren Ecken gleichförmige Türme aufweisen. Derartige Konzeptionen finden sich in bemerkenswert einheitlicher Form quer über Reiche und Epochen hinweg von den frühen vorderasiatischen Hochkulturen über die Ägypter, Perser, Römer und Byzantiner bis ins mittelalterliche Europa sowie ins neuzeitliche Afrika und nach Asien.
In jahrzehntelanger akribischer Forschungsarbeit hat der Autor die wichtigsten Kastellgruppen inventarisiert, sie bautechnisch und politisch verkettet und etwa 900 Pläne und 11 Karten erstellt. Dadurch wird erstmals ein fundierter Überblick über dieses bislang kaum untersuchte Phänomen der Architekturgeschichte gegeben.
Neben der nach historischen Ländern gegliederten Katalogisierung sowie einer handwerklichen sowie konzeptionellen Verknüpfung einzelner Traditionen und Schulen werden für zahlreiche Herrschaftsgebiete politische Hintergründe erschlossen, die durchaus ein Gesamtsystem erkennen lassen: Offensichtlich handelt es sich fast ausschließlich um zentralistisch geführte Königreiche, die Kastelle als monumentale Hoheitszeichen an ihren Grenzen sowie an neuralgischen Zentralorten einsetzten. Sie dienten dort entweder als kasernenartige Truppenbasen oder als theatral inszenierte Residenzen, kaum jedoch als nur lokal bedeutende Kleinsitze. Durch die Homogenität von Form, Ausführung und Lage erreichte die Bauherrenschaft dabei oft eine modern wirkende Corporate Identity. In diesem Sinne geht der Autor von einem eigenständigen Bautypus der Architekturgeschichte aus, dessen Intention als „Staatsbauwerk“ sowohl durch handfeste überregionale Funktionen als auch durch inhaltliche Aufladungen bestimmt war.
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS


6 Vorwort

7 Einleitung

13 Die ersten Hochkulturen
27 Ägyptisches Reich
41 Griechische Reiche
47 Königreich Juda
53 Königreich der Daker
57 Römisches Kaiserreich
115 Neupersisches Königreich
123 Islamische Reiche
173 Kaiserreich China
179 Kaiserreich Byzanz
189 Der vordere Orient zur Zeit der Kreuzfahrer
217 Normannische Reiche
231 Königreich Frankreich
259 Königreich der Plantagenêt
307 Königreich Schottland
315 Iberische Königreiche
343 Staufisches Reich Süditalien
367 Königreich Deutschland
417 Königreich Böhmen
425 Königreich Ungarn
437 Fürstentum Moldau
443 Königreich Neapel
449 Königreich Italien
495 Königreich Dänemark
499 Königreich Schweden
505 Der Deutsche Ritterorden
527 Königreich Polen
532 Chronologie
595 Auswertung
607 Literaturverzeichnis
621 Bildnachweis