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Jesus oder Paulus
Der Ursprung des Christentums im Konflikt - Eine historische Spurensuche
Johannes Fried
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406764066 (ISBN: 3-406-76406-1)
200 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Januar, 2021, mit 2 Karten
EUR 22,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Was wir über das frühe Christentum zu wissen meinen, ist bis heute stark von Glaubenstraditionen geprägt. Der preisgekrönte Historiker Johannes Fried befragt die biblischen und außerbiblischen Quellen neu und setzt sie zu einem neuen, kohärenten Bild zusammen: Demnach gab es im entstehenden Christentum einen Grundkonflikt zwischen Anhängern Jesu, die die Worte ihres Meisters und Rabbis im frühesten Kern des Thomas-Evangeliums festhielten, und dem Apostel Paulus, der die Botschaft vom Kreuzestod des Gottessohnes in der heidnischen Welt verkündete. Die Lehre des Paulus setzte sich durch, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger verketzert und vergessen wurde. Johannes Fried folgt ihren Spuren und zeigt, dass alles ganz anders gewesen sein könnte, als wir glauben.
«Jesus lebt!» Diese frohe Botschaft konnte nach Jesu Kreuzigung ganz unterschiedlich verstanden werden. Sein engstes Umfeld in Jerusalem wusste, dass er das Kreuz überlebt hatte, und bewahrte die Worte des geflohenen Meisters. Der Apostel Paulus dagegen, der dem Christus Jesus nur in einer Vision begegnet war, verkündete die wundersame Auferstehung des Gottessohnes von den Toten und hatte wenig Interesse am Leben des jüdischen Lehrers. Johannes Fried rekonstruiert den Konflikt auf der Grundlage der verfügbaren biblischen und außerbiblischen Quellen und zeigt, wie die Lehre des Apostels Paulus von Kreuzestod und Auferstehung die kanonischen Evangelien prägte und sich im Römischen Reich durchsetzte, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger – festgehalten etwa im Thomas-Evangelium – in Gebiete außerhalb des Römischen Imperiums abgedrängt, verketzert und schließlich vergessen wurde. Johannes Fried folgt den wenigen erhaltenen Spuren mit dem Werkzeug des Historikers und zeigt, dass alles ganz anders gewesen sein könnte, als wir glauben.
Johannes Fried ist Professor em. für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt am Main und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Er war Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands und wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Historikerpreis (1995) und dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2006).
Rezension
Die Frage nach dem "Ursprung des Christentums" (Untertitel) ist seit 2000 Jahren strittig und wird - etwas plakativ aber nicht unzutreffend - nicht selten unter der Frage "Jesus oder Paulus" (Buchtitel) diskutiert, wobei man mit besserem Recht wohl die namen umstellen sollte in "Paulus und Jesus", wie es der Tübinger ev. Theologe Eberhard Jüngel in seiner 1962 erschienenen Dissertation getan hat (leider hier im Lit.-Verz. nicht berücksichtigt); denn eines ist deutlich: Jesus ist nicht der Begründer des Christentums. Theologisch ist das alles längst erkannt, auch der "Konflikt" zwischen (juden-)christlichen Jesus-Anhängern und (heiden-)christlicher Paulus-Mission, die unterschiedliche literarische Spuren hinterlassen haben, von denen das in diesem Buch besonders betonte Thomas-Evangelium gar nicht die entscheidende Rolle spielt, sondern wohl eher die (verschollene) Logienquelle Q. In diesem Buch jedenfalls geht ein Historiker, - kein Theologe, für die diese Fragen keineswegs so neu sind, wie hier unterstellt -, der konflikthaften Frage nach dem Ursprung des Christentums nach und problematisiert a) Sachverhalte, die in der wissenschaftlichen Theologie seit mehr als 150 Jahren bekannt sind, und b) mit Hypothesen, die für einen Historiker merkwürdig anmuten, z.B. dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Apostel, Auferstehung, Bibel, Christentum, Israel, Jerusalem, Jesus, Kreuzigung, Monographie, Paulus, Überlieferung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1. Hätte die Kirche ohne Auferstehungsglauben entstehen können? 9
2. Wie alles begann 27
3. Ein Augenzeugnis ohne theologisches Konstrukt 45
4. Damals und heute: Quellenkritik 63
5. Nach dem Grab 75
6. Paulus 87
7. Die Spaltung der Jesus-Bewegung 97
8. Auf dem Weg zu den Evangelien 111
9. Das Evangelium des Thomas 123
10. Gegen die Gnosis 133
11. Bewahrung der Erinnerung 141
12. Vielfalt der Überlieferung 157
Schluss 173
Karten 182
Abkürzungen 185
Anmerkungen 187
Literatur 195
Personenregister 199
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