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Ist Gott die Liebe? Spurensuche in Bibel und Tradition
Ist Gott die Liebe?
Spurensuche in Bibel und Tradition




Hansjürgen Verweyen

Pustet
EAN: 9783791725871 (ISBN: 3-7917-2587-4)
208 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2014

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kann Gott wirklich die Liebe sein, wenn er seine Geschöpfe in der Sintflut gnadenlos untergehen lässt, wenn er von Abraham seinen einzigen Sohn als Opfer fordert, wenn er Ijob den sadistischen Spielen des Satans preisgibt? Und wird mit dem Einbrechen der Apokalyptik in jüdisch-christliches Denken der Gott der Liebe nicht verdrängt von einem Weltenrichter, der unsägliche Horrorszenarien am Ende der Zeit veranstaltet? Kann ein Gott die Liebe sein, der Jesus als Sühnopfer ans Kreuz schickt?

Hansjürgen Verweyen nimmt den Leser mit auf eine spannende Spurensuche in Schrift und Tradition nach dem Gott, der die Liebe ist, und führt ihn dabei immer wieder zu überraschenden Einsichten.

Hansjürgen Verweyen, Dr. theol., Dr. phil. habil., geb. 1936. Nach langjähriger Tätigkeit in den USA und an der Universität GH Essen war er von 1984 bis 2004 Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Freiburg i. Br.
Rezension
Dieses dogmatisch orientierte Buch problematisiert schwierige Fragen zum christlichen Glauben, die auch im schulischen Unterrichtskontext immer wieder gestellt werden und von erheblicher Relevanz sind: Wie kann Gott Liebe sein, wenn er die Menschheit in der Sintflut vernichtet? Wie kann Gott gütig sein angesichts der Theodizee-Problematik? Wie ist Isaaks Opferung verständlich? Ist Gott ein kriegslüsterner Gott? Bedeutet Apokalyptik ein Hoffen auf den Weltuntergang? Wie kann der Sühnetod Jesu Christi ein Liebesbeweis Gottes sein? Das Buch setzt sich bewußt mit den "Schattenseiten" des christlichen Glaubens auseinander. Nur wenn diese Fragen gestellt und sinnvoll beantwortet werden, können Hindernisse überwunden werden, die den Glauben unglaubwürdig erscheinen lassen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Einleitung 11

A. Glaubenszeugnisse Israels bis zum Einbruch der Apokalyptik 15

1. Biblische Urgeschichte 15

1.1 Schöpfung und Sintflut 16
Quellenscheidung 17
Warum die Sintflut? 20
Theodizee-Problematik 21

1.2 Der erste Bund Gottes mit den Menschen 24
Selbstverpflichtung Gottes 25
Warum der Noachbund? 27
Das Zeichen des Regenbogens 28
Bund als Liebeserweis Gottes 30

2. Von den Vätern bis zum Ende des Königtums 31

2.1 Die Opferung Isaaks 31
Ein paradoxer Befehl 31
Interpretationen 32

2.2 Ein kriegslüsterner Gott? 35
„Keinen ließen wir überleben" 35
Die religiöse Idee hinter den Vernichtungskriegen 37
Machtfrage: Jahwe oder die Götter 38
Theologische „Rechertigung" göttlicher Brutalität 39
Von der religiösen zur weltlichen Machtideologie 41
Instrumentalisierung der Religion zur Machtlegitimation 42

3. Neue Fragen nach dem Exil 44

3.1 Sicherung des Überlieferten für die Zukunft 44
3.2 Sinnentwürfe für eine verunsicherte Gegenwart 46
3.3 Hiob: eine misslungene Theodizee 47
3.4 Kohelet: ein „Versuch über das Absurde" 52
Glück ohne Gerechtigkeit 53
Begrenztes Leben — begrenztes Wissen 55
Glück innerhalb der gesetzten Grenzen 57
Windhauch 60
Ein biblischer Sisyphos 61

B. Glauben unter dem Einfluss apokalyptischen Denkens 64

1 Begriff und Entstehung der Apokalyptik 64

1.1 Eschatologie und Apokalyptik 64
1.2 Hellenismus als Wegbereiter der Apokalyptik 67
1.3 Die Ereignisse unter Antiochos IV. 69
Der Hellenisierungsprozess und die Tempelpriesterschaft 70
Der Streit um die Hellenisierung 71
Beispiel: Beschneidung 73
Der Ausweg in die Apokalyptik 74

2. Der Anbruch einer neuen Zeit 75

2.1 Vorapokalyptische Zeit- und Gottesbegriffe 75
Die Überwindung eines zyklischen Zeit- und Sinnverständnisses 75
Bereit zum Aufbruch: Die neue Zeitvorstellung Israels 76
Ein neuer Bund 78

2.2 Geschichte, Zeit und Gott im Danielbuch 79
Der politische und religiöse Kontext des Danielbuchs 79
Überblick über das Buch Daniel 80
Desinteresse an der wirklichen Geschichte Israels 81
Hochschätzung Nebukadnezzars 82 Der Gott Daniels 82
Der „Gott des Himmels" und der „Ich-bin-da" 84
Weltgeschichte und Gericht 85

3. Der Glaube an die Auferstehung der Toten 86

3.1 Jenseitsvorstellungen vor dem Einbruch der Apokalyptik 86
Weiterleben in den Nachkommen 86
Unterwelt und Urflut 87
Gottesgemeinschaft über den Tod hinaus 90

3.2 Auferstehung im Kontext des Danielbuchs 91
Auferstehung: Eine Frage der Gerechtigkeit Gottes 91
Auferstehung und Gericht 92

3.3 Auferstehung als Verführung zur Märtyrerideologie 93
Martyrium als Heilsversicherung 94

4. Menschensohn und Weltgericht 97

4.1 Der Menschensohn in den synoptischen Evangelien 97
Der Menschensohn im Markusevangelium 98
Der Menschensohn im Matthäusevangelium 99

4.2 Der Menschensohn im vierten Evangelium 100

4.3 Der Menschensohn in der Johannesapokalypse 102
Der Menschensohn als jenseitiger Weltenrichter 103
Himmlische Racheakte 105
Das Verhältnis des erhöhten Christus zu Gott 107

5. Christus als Weltenrichter in Kunst und Liturgie 108

5.1 Pantokrator und Majestas Domini 108
5.2 Das Tympanon im Freiburger Münsterturm 111
5.3 Der Hymnus Dies irae 115
5.4 Apokalyptik heute 120

C. Anhaltspunkte für einen Glauben an Gottes Liebe 122

1. Theodizeeversuche 122

1.1 Rückblick 122
1.2 Die Paradieseserzählung 123
1.3 Von Adam über Paulus zu Augustinus 126
1.4 Von Iwan Karamasow zu Dr. Rieux 129
1.5 Nach Sinn fragen im Gespräch mit Albert Camus 131

2. Der Gott Hoseas 134

2.1 Der erste Auftrag an Hosea (1,1-9) 134
Zeichen des gebrochenen Bundes 135
Kein Erbarmen? 136

2.2 Exkurs zum Gottesnamen „Jahwe" 137

2.3 Der Prozess mit der Ungetreuen (2,4-17) 139
Zwangsmaßnahmen 140
Machtspiele 140
Letzte Möglichkeit: Liebe gegen alle Vernunft 141
Erneuerter Bund 143

2.4 Der zweite Auftrag an Hosea (3,1-4[5]) 144
Liebe um jeden Preis 144
Ein doppelter Ikonoklasmus 146

3. Der Gott Jesu Christi 147

3.1 Sühnetod als Liebeserweis? 147

3.2 Jesu Kreuzestod: Notwendig für Gott selbst? 148
Hegel: Kein Platz für einen Gott der Liebe 148
Striet: Jesu Tod als „Sühne" Gottes für sein Schöpfungswerk 149
Kant: Die Erfahrung unbedingten Sollen als Voraussetzung wirklicher Freiheit 150

3.3 Der Kreuzestod Jesu als von Gott verlangte Sühneleistung? 152
Joseph Ratzinger: „Einführung in das Christentum" 152
Karl Rahner: „Grundkurs des Glaubens" 154
Hans Urs von Balthasar: „Theodramatik" 156
Benedikt XVI: „Jesus von Nazareth" 160

3.4 Der Tod Jesu nach dem Evangelisten Markus 162
Warum gerade „nach Markus"? 162
Das Neue an der markinischen Theologie 163
Jesusüberlieferung vor Markus 164
Die Sichtweise des Markusevangeliums 165
Taufe und Tod Jesu als Rahmen des zweiten Evangeliums 166
Der missverstandene Christus 168
Verklärung: Durch Leiden und Tod hindurch zur Herrlichkeit Gottes 168
Jüngerverständnis und Schweigegebote: Das neue Bild des Messias 170
Ein kurzer Aufenthalt in heidnischem Gebiet 172
Der Todesschrei Jesu 177
Zur markinischen Theologie des Geistes 179
Der Heilige Geist und seine Widersacher 179
Mit lauter Stimme: Das Ausfahren der Dämonen und das Aushauchen des Geistes 182
Noch einmal: Sühnetod? 184
„Gestorben für unsere Sünden" 185
Der Abgrund der göttlichen Liebe und die Sünde 186

Nachwort: Ewige Hölle? 189

Anmerkungen 192