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Umschlagtext
Ein historischer Grundriß zum Kampf der Kulturen
11. September und Irak-Krieg haben die Welt verändert, die Konflikte zwischen zwei Kulturen sind mit einer Heftigkeit ausgebrochen, wie sie niemand vorhersehen konnte. Doch dieser Konflikt hat eine lange Geschichte und beginnt schon vor den Kreuzzügen. Der Kulturwissenschaftler Gerhard Schweizer zeigt anhand persönlicher Eindrücke sowie an zahlreichen Beispielen aus Geschichte und unmittelbarer Gegenwart, auf welch vielfältige Weise die islamische und die abendländische Welt kulturell miteinander verflochten sind; weshalb die Kulturmacht Islam während des Mittelalters Europa an Toleranz und Fortschrittlichkeit weit überlegen war; weshalb der Westen seit Beginn der Neuzeit den islamischen Orient in die Defensive drängte; weshalb der Fundamentalismus heute im islamischen Raum zu größeren Erschütterungen führen muß als in westlichen Industriegesellschaften. Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft. Er ist Experte für den Islam und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Er lebt als freier Schriftsteller in Wien. Rezension
Die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 haben das seit Jahrhunderten problematische Verhältnis zwischen islamischer und abendländischer Welt aktuell vor Augen gerückt. Dabei ist dieses Verhältnis keineswegs überall und zu allen Zeiten problematisch gewesen; viel häufiger als gedacht ist das Verhältnis von friedlicher Koexistenz geprägt. Aber z.Zt. dominiert das Schlagwort vom Dschihad (Heiliger Krieg) und das fragwürdige Bild vom Kampf der Kulturen (Huntington) dominiert ein Szenario wechselseitiger Bedrohung. Der (angebliche) Kampf gegen islamischen Terrorismus in Afghanistan und im Irak heizt den Konflikt weiter an und gerät nicht selten zum Kampf gegen den Islam schlechthin ... Dieser informative Band beleuchtet das Verhältnis Islam und Abendland grundlegend, umfassend und keineswegs nur in aktualistischer Perspektive.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de Verlagsinfo
Gerhard Schweizer, 1940 in Stuttgart geboren, promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien, wenn er nicht gerade auf Reisen recherchiert und Material für neue Reportagen und Bücher sammelt. Er ist einer der führenden Experten für die Analyse der Kulturkonflikte zwischen Abendland und Orient und gilt als ausgewiesener Kenner der islamischen Welt. Gerhard Schweizer hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht, die als Standardwerke gelten. Einem breiten Publikum wurde er vor allem durch seine Bücher über den asiatischen und arabischen Raum bekannt. Pressestimmen »... Auch wenn das Buch fast ohne gelehrte Anmerkungen für eine breite Leserschaft geschrieben ist, simplifiziert es nicht, sondern zeigt, wie kompliziert die Beziehungen zwischen dem Islam und dem Abendland waren und sind. Hier wird Aufklärung nicht durch Vereinfachung betrieben, sondern durch den Nachweis von Differenzen und Ähnlichkeiten. Nur wenn diese gesehen werden, kann der viel beschriebene "Kampf der Kulturen" ersetzt werden durch einen Dialog zwischen den Kulturen.« Friedrich Niewöhner (Süddeutsche Zeitung, 11.12.2003) »... Schweizer listet viele historische Details und erhellende Zusammenhänge der Gegenwart auf. Und warnt: Durch Fremdenfeindlichkeit und verschärfte Antiterror-Gesetze untergrabe der Westen die eigene pluralistische Kultur.« Christian Pichler (Oberösterreichische Nachrichten, 14.11.2003) Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
Ein Dauerkonflikt - für weitere Jahrhunderte? (9) Gegenseitige Vorurteile 19 Alltagsbeobachtungen im Orient-Tourismus (19) Einseitigkeit in der westlichen Presse und die Folgen (20) Entsprechende Affekte bei den Muslimen (25) Vom Konflikt zum Dialog? (26) Was Christen und Muslime gemeinsam haben 29 »Christliches« bei Mohammed? (29) Jerusalem: eine heilige Stadt auch für Muslime (33) Jesus und Johannes der Täufer im islamischen Damaskus (36) Weshalb manche Moscheen für Andersgläubige gesperrt bleiben (41) Zweiteilung der Menschheit in Gläubige und Ungläubige 46 Die Ursprünge der Zweiteilung bei Moses, Echnaton und Zarathustra (46) Inwieweit »Heiden« toleranter sind als Christen (50) Das revolutionär Neue an Jesus (52) Wie tolerant war Jesus? (56) Wo islamische Toleranz ihre Grenzen findet (58) Als der Islam über das Christentum triumphierte 61 Die weltoffenen Muslime des Mittelalters: Saladin als Symbol (61) Was den kulturellen Vorsprung des Islam bedingte (66) Verstärkte Abgrenzung gegenüber den Christen (69) Der »Kaffer« und der »Heide«: Aufschlußreiche Wortwurzeln (71) Die moderne Toleranz und ihre Vorläufer 74 Die Ringparabel in Lessings »Nathan der Weise« (74) Ursprünge der Ringparabel im jüdischen und islamischen Mittelalter (76) Intoleranz bei Christen im Mittelalter — und die großen Ausnahmen (77) Die Abwehrfront gegen den Islam weicht auf (83) Wie die moderne Toleranz erst möglich wurde (84) Wo die Widerstände gegen Lessings »Nathan« bis heute liegen (86) Gegen die Moderne: »Unfehlbarkeit« des Papstes (88) Religionsfreiheit wurde nicht von den Kirchen begründet (90) Fortschritt und Rückschritt im Islam 95 Überraschendes Gespräch mit einem muslimischen Theologen (95) Islamische Mystiker als die großen geistigen Revolutionäre (99) »Aufklärung« kannten die Muslime lange vor den Christen (102) Der Westen wird moderner als der Orient (105) Erste Probleme mit einer säkularen Moderne: Atatürk und seine Reformen (109) »Arabischer Sozialismus« und Islam: Die zwiespältige Moderne der ßaath-Sozialisten (117) Die »sozialistische« Konkurrenz der Nasseristen (123) Modernisten schrecken vor Säkularisierung zurück (127) Krieg der Konfessionen 130 Sunniten und Schiiten (130) Moderne Konfessionsstreitigkeiten im Islam (135) Politische und soziale Spannungen überlagern den Konfessionskonflikt (136) Spaltungen im frühen Christentum (140) Katholizismus und Protestantismus (145) Der Nordirland-Konflikt und andere späte Ausläufer des christlichen Konfessionshaders (151) »Abtrünnige« und »Ketzer« im Islam 155 Wenn Muslime zu einem anderen Glauben übertreten (155) Die »Ketzerei« der Alawiten und Aleviten (157) Das »Unislamische« an den Drusen (162) Die »Gottlosigkeit« der Bahai (165) Salman Rushdie, der moderne »Gotteslästerer« (167) Religiöse Minderheiten als Prüfstein der Toleranz 173 Die Vertreibung der Muslime aus dem christlichen Spanien (173) Christen immer geduldet? Das Beispiel Saudi-Arabien (175) Griechen und Armenier unter den muslimischen Türken (177) Muslime und Christen im Libanon (181) Christen in Ägypten (184) Christen im Sudan(186) Die Juden als »Problem« 189 Juden unter muslimischer Herrschaft (189) Juden und Christen im mittelalterlichen Europa (193) Vom Anti-Judaismus zum Antisemitismus (197) Jenseits der traditionellen Affekte (200) Der Wille zum Dialog - und die Barrieren 203 Ökumene und Zweites Vatikanisches Konzil (203) Der Dialog mit dem Islam beginnt (205) Widerstände bei den Protestanten (207) Widerstände bei den Katholiken (209) Die politischen Hintergründe für den »Dialog« (215) Moderne Krise: der Fundamentalismus 218 Beunruhigende Signale aus Ägypten, einem Kernland des Islam (218) Die Entstehung eines vieldeutigen Begriffs (225) Im Namen der Bibel gegen die Moderne (227) Amerikanische Fundamentalisten werden politisch aktiv (230) Jüdische Theokraten und das »säkulare« Israel (234) Zurück zum Sakralrecht des Korans und der Scharia (239) Vom Wahhabismus zu einem »modernen« Islamismus (243) Modellfälle des Islamismus 253 Eine aufschlußreiche Begegnung mit einem Islamisten (253) Modellfall Algerien (259) Modellfall Iran (264) Modellfall Afghanistan (272) Modellfall Türkei (279) Vormarsch der Islamisten auch in Ostasien? Modellfall Indonesien (290) Terrorismus, die andere Art von Krieg 294 »Dschihad« gleich »Heiliger Krieg«? (294) Terrorismus und Märtyrerkult im Nahen Osten (299) Der 11. September 2001: »Märtyrer« gegen den »Satan Amerika« (306) Osama Bin Laden und AI Qaida: Eine neue Dimension des Terrorismus (310) Ein Kampf der Kulturen? (318) Muslimische Zuwanderer in Europa - eine Gefahr? 324 Angst vor »Überfremdung« (324) Was den Islam zur besonderen Zielscheibe macht (327) »Bürgerproteste« gegen den Bau von Moscheen (331) Unsere Fremdenfeindlichkeit stärkt den radikalen Islam (334) Weiterhin Barrieren gegen eine multikulturelle Gesellschaft? (338) Anmerkungen 343 Zeittafel 351 Ausgewählte Literatur 373 Personenregister 376 |