Anlässlich seines 350. Geburtstag wird Rembrandt vom 1.11.2019-1.3.2020 im Kölner Wallraf-Richartz-Museum mit einer großen Sonderausstellung gewürdigt, die vom 17.4. bis zum 30.8.2020 in der Prager Nationalgalerie besucht werden kann. „Inside Rembrandt 1606-1669“ liefert kein Best of des Künstlers, dem zurzeit 329 Gemälde, 314 Radierungen und 708 Zeichnungen zugeschrieben werden. Vielmehr soll man in der sehenswerten Ausstellung, so die Kuratorin Anja K. Sevcik, dem Geheimnis von Rembrandts Licht- und Schattenregie auf die Spur kommen. Dazu dient ein fruchtbarer Dialog zwischen thematisch gleichen Zeichnungen, Radierungen und Gemälden Rembrandts, Werken seiner Schüler wie Ferdinand Bol, Gerrit Drou, Gerbrand van den Eeckhout sowie Gemälden und Zeichnungen von Jan Lievens. Im Zentrum der Kunstschau, deren Leihgaben von Museen und Privatpersonen weltweit stammen, steht das erst zum zweiten Mal aus der Nationalgalerie Prag entliehene Gemälde Rembrandts „Der Gelehrte im Studierzimmer“(1634), um das verschiedene seiner Werke gruppiert sind wie zum Beispiel das Gemälde „Alter Gelehrter in einer Gewölbekammer“(1631) oder die Radierung „Gelehrter im Studierzimmer“(~1652).
Zu den Highlights der Ausstellung können auch folgende Gemälde Rembrandts gezählt werden: „Porträt einer jungen Frau“(1633), „Das Bad der Diana mit Actaeon und Calissto“(1634), „Selbstporträt mit verschatteten Augen“(1634), „Saskia Uylenburgh“(~1638/40), „Alter Mann mit gespaltener Pelzmütze“(1640) und „Selbstporträt als Zeuxis“(1662/63). Erwähnung verdienen ebenso die Radierungen „Die Beschneidung Christi“(~1625) – wohl die erste Rembrandts –, „Der Perser“(1632), „Die Heilige Familie“(~1632), „Selbstbildnis mit Saskia“(1636), „Der Triumph des Mordechai“(~1641), „Der Apostel Bartholomäus“(1661) sowie die Zeichnungen „Saskia im (Wochen-)Bett sitzend“(~1635) und „Christus und die Ehebrecherin“(~Ende der 1650er Jahre). Durch die kunsthistorische Kontextualisierung werden die Genese und die Rezeption von Rembrandts Œuvre anschaulich verdeutlicht.
Zu „Inside Rembrandt 1606-1669“ ist im Michael Imhof Verlag ein gleichnamiger Ausstellungskatalog in exzellenter Druckqualität erschienen. Im ersten Teil des von der Ausstellungskuratorin herausgegebenen Text-Bild-Bandes sind aufschlussreiche Essays und eine didaktisch gelungene „biographische Timeline“ abgedruckt, wodurch man einen guten Überblick über das künstlerische Werk Rembrandts, seine Druckgrafik und das Motiv des Gelehrten in der niederländischen Malerei erhält. Den überwiegenden Teil des Buches umfasst der Katalog zu den in der Sonderausstellung gezeigten Werken, die in prägnanten, kunsthistorisch fundierten Ausführungen vorgestellt werden. Zu ausgewählten Arbeiten Rembrandts finden sich zudem die gesonderten Anmerkungen „Zustand und Technik“. Durch den Band werden Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst geradezu eingeladen, Rembrandts Gesamtwerk und nicht nur seine Gemälde im Unterricht ausführlich zu thematisieren.
Fazit: Der schöne Ausstellungskatalog „Inside Rembrandt 1606-1669“ sollte in keiner Bibliothek eines an der Kunst Rembrandts Interessierten fehlen. Er wirft ein glänzendes Licht auf die virtuose Maltechnik des Ausnahmekünstlers, von der seit fast vier Jahrhunderten eine ungebrochene Faszination ausgeht.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Inside Rembrandt 1606-1669

Herausgeberin: Anja K. Sevcik

24 × 29 cm, 352 Seiten, 322 Abbildungen,
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7319-0908-8
39,95 Euro (D), 41,10 Euro (A), 45,90 CHF

Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Prag
01.11.2019 – 01.03.2020 (Köln)
17.04. – 30.08.2020 (Prag)

„Das Wunder unserer Zeit“ nannte Gabriel Bucelinus um 1664 den Ausnahmekünstler Rembrandt van Rijn. Inmitten der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte der Niederlande im 17. Jahrhundert entwickelte er mit Talent und Ehrgeiz eine neuartige Bildsprache – im Wettstreit mit den großen Meistern der Vergangenheit, im kreativen Austausch mit seinen Künstlerkollegen und mit enormer Strahlkraft, die bis heute anhält.
Die Ausstellung Inside Rembrandt 1606–1669 begibt sich anhand ausgewählter Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken von Rembrandt und seinem Umkreis auf die Suche nach dem Geheimnis seiner Kunst. Was bewegte ihn, wie entwickelte er im Verlauf seiner Karriere Themen und Stil, wie wurde er zu einem Markenzeichen und warum zieht er die Menschen bis heute in seinen Bann?
In reich bebilderten Essays und Einträgen zu mehr als 100 Exponaten geht der Katalog diesen Fragen nach.
Im Mittelpunkt steht Rembrandts Gelehrter von 1634 aus der Prager Nationalgalerie. Darin gipfelt seine Ambition, die Darstellung des Menschen zum Historienbild zu adeln. Einem Bühnendrama vergleichbar, verlieh er seinen Menschenbildern tragische wie komö­diantische Aspekte, monologische und dialogische Züge – unendlicher Stoff für großes Theater, Komödie und Tragödie. Vorhang auf!

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