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Inmitten von Scham, Gewalt und Angst Theologische Fundierungen der Suchtkrankenpastoral
Inmitten von Scham, Gewalt und Angst
Theologische Fundierungen der Suchtkrankenpastoral




Reiner Fuchs, Matthias Sellmann, Simone Bell-'Davis

Echter
EAN: 9783429027766 (ISBN: 3-429-02776-4)
260 Seiten, paperback, 16 x 23cm, April, 2006

EUR 29,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Derzeit leben in Deutschland ca. 3,5 Millionen alkohol-, medikamenten- oder drogenabhängige Menschen. Mit den einschlägigen Co-Abhängigkeiten sind damit selbst bei vorsichtigen Schätzungen ca. 7 Millionen Menschen vom Phänomen der Suchtmittelabhängigkeit betroffen.

Mit ihren Beratungsstellen, Sozialstationen und Krankenhäusern bieten die Kirchen einen wertvollen Dienst bei der Hilfe für Betroffene und deren Angehörige. Die praktische Theologie allerdings hat bislang kaum Interesse an einer echten konzeptionellen Unterstützung der in diesem Bereich Tätigen gezeigt.

Mit ihren Beiträgen erarbeiten die Autoren Anknüpfungspunkte theologischer Rede im Suchtprozess selbst und bieten so erste Ansätze einer theologischen Fundierung der Suchtkrankenpastoral.


Rezension
Die Autoren sind ausgewiesene Fachleute und behandeln das Thema aus theoretischer und praktischer Sicht. Reiner Fuchs ist Pastoralreferent des Bistums Augsburg und Klinikseelsorger an der Klinik für psychosomatische Medizin Bad Groenenbach. Matthias Sellmann ist Sozialwissenschaftler und arbeitet als Theologischer Grundsatzreferent an der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz in Hamm. Simone Bell-D'Avis, ist Leiterin der Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der Deutschen Bischofskonferenz an der Katholisch-Sozialethischen Arbeitsstelle. Wer in der Arbeit mit Suchtkranken steht und eine theologische und sozialwissenschaftliche Fundierung sucht, wird hier in bester Weise bedient.

Peter Förg, www.lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
SIMONE BELL-D'AVIS

Rettet Gott aus der Sucht?
Zur Theologie der Motive Sucht, Kapitulation und Umkehr in ihrer Relevanz für die Suchtkrankenpastoral.31
Einleitung.31



I. EKKLESIOLOGISCHE ASPEKTE DES UMGANGS MIT SUCHT, KAPITULATION UND UMKEHR.34

1. Sucht: Eine vermiedene oder moralisch verpönte Wirklichkeit in der Kirche.34 1.1 Sucht: Indikator für die Aporien kirchlicher Arbeitsteilung.35 1.2 Die spirituelle Dimension der Suchterkrankung.36 1.3 Sucht: Ernstfall für die seelsorgliche Praxis.38 1.4 Zynische Sichtweisen der Suchtkrankheit.39 1.4.1 Erster Zynismus: Vermeiden.40 1.4.2 Zweiter Zynismus: Moralisieren.41 1.4.3 Dritter Zynismus: Verharmlosen.42 1.5 Überwindungen der pastoralen Zynismen.43 1.5.1 Wider das Vermeiden: Pastoral ungleich Dilettantismus.43 1.5.2 Wider das Moralisieren: Sucht ist eine Krankheit.45 1.5.3 Wider das Verharmlosen: Sucht ungleich Sehnsucht.46

2. Sucht, Kapitulation und Umkehr: Am Aufhören geht nichts vorbei.48 2.1 Kapitulation: Abkehr von einem alten Lebenskonzept.48 2.2 Kapitulation als spirituelle Grunderfahrung und Kairos der Anonymen Alkoholiker.50

3. Kapitulation und Umkehr: Zur Differenz zweier ähnlicher Motive.53 3.1 Formen der biblischen Rede von "Umkehr".53 3.1.1 Umkehr als Bekehrung.54 3.1.2 Umkehr als Abkehr von allem Gottwidrigen.54 3.1.3 Umkehr als ständiges Neu-Werden im Glauben.54 3.2 Umkehr als geistliches Programm.55 3.3 Jede Umkehr ist eine Kapitulation.56 3.4 Nicht jede Kapitulation ist eine Umkehr.57



II. SUCHT - KAPITULATION - UMKEHR: EINE BIBLISCH-SYSTEMATISCHE VERGEWISSERUNG.58

4. Sprachliche und semantische Analyse der Erzählung Lk 15, 11-32.58 4.1 Der Textbezug.58 4.2 Methodische Vorbemerkung.59 4.3 Sprachlich-syntaktische Analyse.59 4.3.1 Kontextabgrenzung und -einordnung.60 4.3.2 Sprache, Syntax, Stilelemente.60 4.3.3 Segmentierung.61 4.4 Semantisch-narrative Analyse.64 4.4.1 Sequenzierung.64 4.4.2 Funktion und Rollen der Figuren.65 4.4.3 Sinnlinien und Oppositionen.67

5. Die pragmatische Analyse als systematische Vergewisserung.68 5.1 Epistemologische Vorbemerkung.68 5.2 Methodische Vorbemerkung.70 5.3 Das Gleichnis als Erzählung von Sucht und Freiheit: Thomas Pröpper.71 5.3.1 Sucht als Erfahrung aufgegebener Freiheit71 5.3.2 Zum Ansatz einer Theologie der Freiheit.71 5.3.3 Biblische Überlieferung - Erfahrung - Systematische Reflexion.75 5.3.4 Instruktion und Strategie des Textes.76 5.4 Das Gleichnis als Erzählung von Angst und Liebe: Peter Knauer.77 5.4.1 Sucht aus Angst.77 5.4.2 Zum Ansatz einer Theologie von Gottes unbedingter Liebe.78 5.4.3 Biblische Überlieferung - Erfahrung - Systematische Reflexion.83 5.4.4 Instruktion und Strategie des Textes.84


III. SUCHT - KAPITULATION - UMKEHR: WEGMARKEN FÜR DIE PASTORAL MIT SUCHTERKRANKTEN MENSCHEN.85

6. Zum Ort der Seelsorge mit Suchterkrankten.86

7. Plädoyer für eine perspektivenkonvergente Seelsorge mit Suchterkrankten.88 7.1 Rollenkomplexität von SeelsorgerInnen.89 7.2 Gott nachahmen! Aber wie?89 7.2.1 "aushalten" und "Machtlosigkeit eingestehen": Seelsorge als Abkehr von Allmachtsphantasien und Helfersyndrom.90 7.2.2 "annehmen": Seelsorge als Unterstützung in die Krankheitseinsicht.91 7.2.3 "unterscheiden": Orientierungshilfe für Betroffene und SeelsorgerInnen.92 7.2.4 "befreien": Seelsorge als Anwaltschaft.92

8. Seelsorge mit Suchterkrankten als Lernort eschatologischer Pastoral.94 8.1 Der Zusammenhang von Gegenwart und Vollendung.94 8.2 Der Zusammenhang von Orthodoxie und Orthopraxie.95 8.3 "erinnern": Gegen die Leidvergessenheit der Gegenwart und den Eschatologieverlust der Pastoral.95 9. Seelsorge mit Suchterkrankten: Herausforderung zur ständigen Umkehr für die Kirche insgesamt.96
Literatur.98


REINER FUCHS
Sucht als religiöse Macht
Suchtkrankenpastoral - Eine Spiritualität der Machtlosigkeit als Widerstand gegen die religiöse Gewalt der Sucht.105 Einleitung.105


I. SUCHT - EIN ZEICHEN DER ZEIT IN DER KLINIKPASTORAL.106 1. Stationäre Suchttherapie als Kontext von Seelsorge.106 2. Die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums - Der Begriff der Pastoral auf dem 2. Vatikanum.110 2.1 Das erneuerte Verständnis von Pastoral auf dem 2. Vatikanum.110 2.3 Der süchtige Mensch - eine Herausforderung der Pastoral.114 3. Sucht im Horizont von Spiritualität.115 3.1 Ein paradoxer Befund: Spiritualität ja - Religiosität nein.115 3.2 Der süchtige Mensch im Zeichen von Macht und Ohnmacht.118 3.3 Sucht - eine spirituelle Herausforderung.126


II. RELIGION - RESONANZ AUF DIE MACHT DES HEILIGEN.127 4. Das Heilige im Zentrum von Religion: Die Macht über Leben und Tod.128 4.1 Das Heilige ist nicht immer das Gute: Vorklärungen.128 4.2 R. Otto: Anziehend - Abstoßend - Beglückend.129 4.3 R. Caillois: Ausgrenzung - Tabu - Opfer.130 4.4 G. Bataille: Verschämen - Überschreiten - Aufbrausen.137 4.5 Die Bedeutung des Opfers für die Richtung von Religion.140 5. Sucht als Religion.143 5.1 "Die Sucht ist mir heilig!" - Das Menschenopfer zerstörerischer Religion.143 5.2 Das Evangelium - Kritische Instanz gegenüber Religion.150



III. SUCHTKRANKENPASTORAL - EINE SPIRITUALITÄT DES WIDERSTANDS GEGEN DIE RELIGIÖSE GEWALT DER SUCHT.152

6. Die Theorie von Religion - ein pragmatisches Analyseinstrument in der Suchtkrankenpastoral am Bsp. der Wunderheilung in Mk 3,1-6.153 6.1 Das Opfer der Pharisäer: Der Mensch.155 6.2 Das Opfer Jesu: Die Gewalt.157 6.3 Das Opfer des Mannes mit der verdorrten Hand: Festhalten und Loslassen.161

7. Suchtkrankenpastoral ermutigt.165 7.1 ...zur Darstellung menschlicher Ohnmachtserfahrung als Glaube an Gott.165 7.2 ...zu einer Spiritualität der Gewaltlosigkeit als Widerstand gegen die religiöse Gewalt der Sucht.167
Literatur.170



MATTHIAS SELLMANN
Sucht und Scham
Suchtkrankenpastoral als heilsame Begegnung mit beschämten Menschen.173 Einleitung.173

I. PSYCHOANALYTISCHER TEIL: EINE ANALYSE DER SCHAM.175 1. Phänomenologische Analyse der Scham.176 1.1 Der Ort der Scham.176 1.2 Die Zeit der Scham.177 1.3 Die Person der Scham.178 1.4 Die Situation der Scham.179

2. Systematische Analyse der Scham.181 2.1 Schamaffekt und Selbstkonzept.181 2.2 Die pathologische Scham.184 2.3 Pathologische Scham und Suchtmittelgebrauch.188 2.4 Zur Therapierbarkeit pathologischer Scham.192 2.5 Scham und Schuld.196



II. PHILOSOPHISCHER TEIL: DER MENSCH IN DER SPANNUNG VON EXZENTRIZITÄT UND ZENTRALITÄT.198

3. Grundeinsichten moderner philosophischer Anthropologie.200 3.1 Theorie der Exzentrizität.200 3.2 Theorie der Gegenstandwahrnehmung.202 3.3 Theorie des Grundvertrauens.204 3.4 Zusammenfassung.206




III. THEOLOGISCHER TEIL: GOTTEBENBILDLICHKEIT UND SCHAM.208

4. Die systematisch-theologische Perspektive.208 4.1 Gottebenbildlichkeit und Erlösung.208 4.2 Beschämter Mensch, beschämter Gott: Jesu Tod am Kreuz.211 4.2.1 Die körperliche Dimension der Beschämung am Kreuz.212 4.2.2 Die soziale Dimension der Beschämung am Kreuz.213 4.2.3 Die religiöse Dimension der Beschämung am Kreuz.214 4.2.4 Die trinitarische Dimension der Beschämung am Kreuz.217 4.3 Ergebnis: Ein vertiefter Blick auf den Zusammenhang von Beschämung und Suchterkrankung.218

5. Die praktisch-theologische Perspektive.220 5.1 Zum Umgang mit Bildern und Symbolen.221 5.2 Zum Umgang mit biblische Texten.224 5.3 Zum Umgang mit Ritualen.227


Literatur.