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Im Widerstand Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler
Im Widerstand
Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler




Wolfgang Benz

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406733451 (ISBN: 3-406-73345-X)
556 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2019, mit 39 Abbildungen

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Es war einfach der zwangsläufige Gang eines anständigen Menschen."

Hans von Dohnanyi

Der deutsche Widerstand gegen Hitler ist ein Kapitel mit mehr Schatten als Licht. Millionen Deutsche haben keinen Finger gerührt, als das NS-Regime die Freiheit beseitigte, Recht brach und zahllose Mitbürger verfolgte und ermordete. Einige aber wie Georg Elser, Graf Stauffenberg oder die Mitglieder der Weißen Rose haben ihr Leben riskiert, um den Verbrechen ein Ende zu machen. Wolfgang Benz entfaltet in seinem großen Buch das vielschichtige Spektrum der Opposition gegen Hitler, zerpflückt dabei manche Mythen und bietet eine Gesamtdarstellung auf dem neuesten Stand der Forschung.

Zwischen Wegducken und Mut zum Handeln schwankte nach 1933 die Haltung jener Deutschen, die keine überzeugten Nazis oder gleichgültige Mitläufer waren. Einfache Leute brachten sich in Gefahr, weil sie aus Anstand Unschuldigen Hilfe leisteten, Kommunisten wurden im Untergrund aktiv, Kirchenleute, Aristokraten oder Intellektuelle verweigerten sich und planten sogar den Regimewechsel. Aber weit mehr fürchteten um ihre Sicherheit und die ihrer Familien und ballten deshalb nur die Faust in der Tasche.

In dichten Szenen erzählt Wolfgang Benz von der Wirklichkeit im NS-Regime und den Motiven und Bedingungen der Opposition in einem Terrorstaat.

Wolfgang Benz war bis 2011 Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Er hat zahlreiche Werke zur Geschichte des Dritten Reiches vorgelegt. 1992 erhielt er (zusammen mit Barbara Distel) den Geschwister-Scholl-Preis.
Rezension
Nur äußerst wenige Deutsche haben Opposition gegen Hitler gezeigt und in der Retrospektive werden diese wenigen nicht selten glorifiziert und mythisiert. Zur Verinnerlichung von Werten wie Ruhe und Ordnung, Gefolgschaft und Treue, Befehl und Gehorsam erzogen, fi es den Zeitgenossen Adolf Hitlers schwer, sich gegen die Herrschaft des Nationalsozialismus zu wehren. Wer sich, aus welchen Motiven auch immer, zum Widerstand gegen das NS-Regime entschloss, wählte die Einsamkeit des Außenseiters und nahm das Unverständnis der Mehrheit auf sich. Das änderte sich auch nach dem Ende des «Dritten Reiches» nicht gleich. Auch Graf Stauff enberg und seine Mitverschwörer gegen Hitler mussten lange warten, bis sie als Akteure des 20. Juli 1944 als Helden und nicht mehr als Verräter gesehen wurden. Georg Elser, der schlichte Mann aus dem Volke, der früher als die anderen das Böse erkannte und im Alleingang beseitigen wollte, fand Jahrzehnte nach seiner Tat keine Beachtung, galt als Marionette in fremder Hand oder wunderlicher Einzelgänger, den niemand ernst nahm. Der Autor, ehemaliger Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin, stellt in diesem voluminösen Buch das vielschichtige Spektrum der Opposition gegen Hitler, zerpflückt dabei manche Mythen und bietet eine Gesamtdarstellung auf dem neuesten Stand der Forschung. Warum waren es so wenige, die sich gegen das Gewaltregime aufbäumten? Warum hat es so lange gedauert, bis bei den wenigen die Erkenntnis reifte, die sie zum Handeln trieb? Warum blieb die schweigende Mehrheit bis zum letzten Atemzug des Tyrannen und länger tatenlos? Das sind die Fragen, die dieses Buch stellt. Das Thema NS-Zeit und Widerstand ist auch regelmäßiges Thema im schulischen Geschichtsunterricht und von daher ist diese neue Darstellung auch für die Hand von Geschichtslehrkräften von Relevanz.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Alexander Schmorell, Christoph Probst, Deutschland, Georg Elser, Graf Stauffenberg, Hans Scholl, Hitler, Kurt Huber, Nationalsozialismus, Opposition, Sophie Scholl, Untergrund, Weiße Rose, Widerstand, Widerstandskämpfer, Willi Graf
Inhaltsverzeichnis
Prolog: Widerstand ohne Volk oder Volk ohne Widerstand? 9

Auflehnen gegen die Obrigkeit 9
Phasen der Hinnahme 15
Widerstand als Haltung 16
Definition und Deutung 19
Handeln gegen das Regime 20

1. Widerstand gegen den Nationalsozialismus vor Hitlers Machterhalt: Publizisten, Politiker, Künstler, Wissenschaftler 23

Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Ernst Toller 25
George Grosz, John Heartfield, Lion Feuchtwanger 29
Emil Gumbel, Theodor Lessing 32
Walter Gyßling 34
Theodor Heuss, Konrad Heiden 35
Ernst Niekisch, A. Paul Weber, Erich Ohser 38
Theodor Wolff, Fritz Michael Gerlich 45
Der Klub vom 3. Oktober 48
Erich Mühsam, Werner Hegemann, Emil Ludwig 49
Hans Achim Litten 53
SPD, Reichsbanner, Eiserne Front 55
Friedrich Franz von Unruh, Paul Kampffmeyer 60

2. Statt Hitler lieber einen König: Bayerische Monarchisten 64

3. Widerstand aus der Arbeiterbewegung 75

Die Kommunistische Partei 75
Verfolgung und Widerstand der Kommunisten Alfred und Lina Haag 79
Die Sozialdemokratische Partei 86
Gewerkschaften 99
Linke Sozialisten und rechte Kommunisten 103
Der Internationale Sozialistische Kampfbund 107
Illusionen des Widerstands: Volksfront aller Demokraten oder wenigstens die Einheitsfront der Arbeiter 111

4. Misslungenes Aufbegehren: Konservative Opposition nach dem Scheitern des Zähmungskonzepts 117

5. Der Mann aus dem Volk: Georg Elser 129

6. Widerstand von Christen: Anpassung und Kollaboration der Kirchen 156

Bekennende Kirche und «Deutsche Christen» 162
«Mit brennender Sorge» 164
Widerstand aus dem Glauben 168
Die «Reichskristallnacht» 1938 und das Christentum 177
Die Kirchen und der Krankenmord 181
Vom Kirchenkampf zum Widerstand 188
Jehovas Zeugen (Ernste Bibelforscher) 190
Kirchen und Juden 194
Das Schuldbekenntnis der Protestanten 205
Katholische Martyrologie und christliche Barmherzigkeit 207

7. Intellektuelle: Die Rote Kapelle 214

8. Jüdischer Widerstand und Rettung von Juden 245

Selbstbehauptung 245
Der Protest in der Rosenstraße 255
Widerstand für Juden 258

9. Nonkonformes Verhalten: Opposition und Widerstand der jungen Generation 284

Edelweißpiraten, Meuten, Swing-Jugend 288
Junge Arbeiter: Die Herbert-Baum-Gruppe 290
Widerstand an der Universität: Die Weiße Rose 302
Die Flugblätter der Weißen Rose 308
Die Geschwister Scholl 317
Alexander Schmorell 323
Willi Graf 327
Christoph Probst 331
Kurt Huber 334
Sympathisierende und Unterstützer 337
Die Weiße Rose und die Juden 339
Epigonen in München 343
Nachhall in Hamburg 350
Verklärung nach dem Untergang: Der Nachruhm der Weißen Rose 352

10. Gesellschaftliche Eliten 355

Liberale: Der Robinsohn-Strassmann-Kreis 356
Milieu und Widerstand 359
Politischer Katholizismus 367
Konservatives Bürgertum: Johannes Popitz 374
Einig als Opposition: Der Solf-Kreis 376
Gelehrte: Der Freiburger Kreis 378
Carl Goerdelers Weg zum Widerstand 379
Die Berliner Mittwochsgesellschaft 381
Der Goerdeler-Kreis 382
Der Kreisauer Kreis 388
Staatsziel und Gesellschaftsordnung 394

11. Widerstand von Soldaten 397

Hitlers Kriegspläne und die Anfänge der Militäropposition 406
Tyrannenmord: Das verschobene Attentat 407
Unternehmen Sieben 410
Schwarze Kapelle 412
Zentren und Akteure des Widerstands der Offiziere 413
Der 20. Juli 1944 416
Hitlers Rache 425
Das Nationalkomitee Freies Deutschland 430
Kriegsdienstverweigerung und Fahnenflucht als Widerstand 438

12. Widerstand in letzter Stunde 447

Die Männer von Brettheim 447
Das Kriegsende in Ansbach 452
Aufstand in Dachau 455
Die Freiheitsaktion Bayern 457
Epilog: Widerstand in Deutschland und im Exil 463

Dank 483

Anhang

Anmerkungen 487
Literatur 534
Bildnachweis 539
Personenregister 541