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Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt
Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt




Henning Mankell

Zsolnay
EAN: 9783552052970 (ISBN: 3-552-05297-6)
144 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, August, 2004, Der Reingewinn dieses Buches fließt in das Aidsprojekt von Plan International.

EUR 14,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Leseprobe:



Christine besaß zwei Häuser. In dem einen wohnten ihr Vater und ihre Mutter und einige der Geschwister. Als ich ankam und aus dem Auto stieg, sah ich als erstes ihren Vater, der dasaß und ein Gemüse putzte, das ich noch nie gesehen hatte. Er war unrasiert, aber sehr würdevoll. Später erfuhr ich, daß er möglicherweise 80 Jahre alt war, auch wenn niemand es mit Bestimmtheit sagen konnte. Er hatte einen scharfen Blick, und rings um ihn her existierte ein unsichtbares Kraftfeld, das sogleich alle umschloß, die sich ihm näherten.



Während der ganzen Unterredung, die ich an diesem Tag mit Christine führte, putzte er weiter sein Gemüse. Dann und wann brachte ihm ein Kind oder vielleicht eine Tante oder seine Frau etwas zu trinken.



Er war wie ein Zeitmesser, der voller Verachtung eine gewöhnliche Uhr ablehnte. Die einzige Art, die Bewegung in seinem eigenen Leben und dem anderer zu messen, war für ihn, Gemüse zu putzen.



Christine war mager und wirkte erschöpft. Ich konnte gleich sehen, daß sie sich angestrengt hatte, um uns zu empfangen. Ihre Kleiderwahl, das Gesicht, das glänzte, das sorgfältig gebürstete Haar. Bei ihr war es wie bei allen anderen Aidskranken, denen ich auf dieser Reise begegnete: das Letzte, das sie verließ, war die Würde. Es war die letzte Bastion, die bis aufs äußerste verteidigt werden mußte. Danach gab es nur noch den Tod, und der kam oft schnell, wenn die Würde erst einmal verloren gegangen war.
Rezension
Henry Mankell, der Bestsellerautor für afrikanische Literatur sprach in Uganda mit Aidskranken und ihren Angehörigen. Was er dort erlebte schreibt er in diesem Buch nieder. Seine Sprache ist kurz und pragnant, einfühlsam, eindringlich, packend, gespickt mit Zitaten aus den Gesprächen mit den interviewten Menschen.
Das Buch zeigt die Schicksale von Menschen, die das "Pech" haben, in einem Land zu leben, das mehr Geld für Waffen ausgibt, als für die Gesundheit seiner Bewohner. Aids ist nicht heilbar und doch könnten die Frauen in diesem Buch ihren Kindern beim Aufwachsen zusehen, würden ihnen Medikamente zur Verfügung stehen, die Ihnen helfen, noch lange mit der Krankheit zu leben. Die Medikamente sind bereits entwickelt und doch geben die Pharmaindustrien nur zu unerschwinglichen Preisen heraus und ihre Patente nicht an die Länder ab, die vor allem von der Krankheit betroffen sind. Dort könnten die Medikamente zu einem Prozentteil der Kosten produziert und abgegeben werden.

Der Reingewinn aus dem Verkauf von "Ich sterbe, aber die Erinnerung lebt" geht an das Aidsprojekt von Plan International.

Ein unbedingt empfehlenswertes Buch für alle, die sich für Afrika, für Aids, Schicksale, Mitmenschen und die Probleme der einen Welt interessieren. Aids ist isolierten kein Problem eines Kontinents, denn auch in Deutschland nimmt die Verbreitung des HIV-Virus und der von ihm verursachten Krankheit Aids wieder zu.

Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
2003 ist Henning Mankell für einige Wochen nach Uganda gereist, um mit
Aidskranken und deren Angehörigen zu sprechen. Entwicklungshelfer unterstützen die mit ihrem vorzeitigen Tod konfrontierten Eltern dabei, Erinnerungsbücher für ihre Kinder zu verfassen, in denen sie die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens festhalten. Mankell schreibt in seinem sehr persönlichen Text über dieses Projekt und ruft zum Kampf gegen Aids in der Dritten Welt auf.