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Hexen in der Stadt
Hexen in der Stadt




Ingeborg Engelhardt

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423071963 (ISBN: 3-423-07196-6)
256 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2004

EUR 6,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Eine süddeutsche Bischofsstadt wird mitten im Dreißigjährigen Krieg zum Schauplatz einer Hexenverfolgung. Hunderte von Frauen, Männern und Kindern fallen ihr zum Opfer. Eine kleine Gruppe findet sich zum Widerstand zusammmen. Doch sie vermag nichts auszurichten. Erst nach langen Jahren werden die furchtbaren Prozesse ganz plötzlich eingestellt. Die Gründe liegen im Dunkeln, denn niemand kennt die namenlose alte Frau, die vor dem Bischof eine ungeheuerliche Aussage macht...

Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis
Rezension
Die Hexenverfolgung bildet eines der wichtigsten Ereignisse europäischer Mentalitätsgeschichte, ihre historischen Erscheinungen sind bis heute noch nicht völlig erforscht. Ein „Hexenprozess“ gilt als Verkörperung von Unmenschlichkeit. In der bildenden Kunst, dem Märchen und im Film zeigen die „Hexen“ häufig eine Gegenwelt, die eine gewisse Faszination auf Jugendliche ausübt. Das Jugendbuch ›Hexen in der Stadt‹ erschien erstmals 1975 in der Reihe dtv junior und liegt nun in der 27. Auflage vor. Es ist eine beliebte Lektüre im Deutsch- und Religionsunterricht der 7./8. Klasse.
Den historischen Hintergrund des Romans bildet eine der größten Hexenverfolgungen Europas, die sich in den Jahren 1626–1630 in den katholischen Gebieten der fränkischen Hochstifte (z. B. Würzburg, Bamberg, Eichstätt) zugetragen hat. Tausende von Menschen sind der Hetzjagd zum Opfer gefallen. Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel von unterschiedlicher Länge, jedes Kapitel fasst das Geschehen von zwei oder drei Tagen zusammen und ist in mehrere Einzelepisoden unterteilt, die einen Wechsel des Schauplatzes und meist auch der Erzählperspektive beinhalten. Die Erzähleinheit wird durch die Einführung der fiktiven Familie Reutter gestiftet, die im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Das Interesse der Autorin gilt vor allem den verschiedenen Formen des Widerstands gegen die Hexenprozesse, das Haus der Reutters bildet das Zentrum der „Vernunft und Menschlichkeit“. Vor dem Hintergrund der Hexenprozesse thematisiert das Buch auch übergreifende Fragestellungen: das Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit; der Kampf gegen Unmenschlichkeit; das Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft. Das versöhnende Ende und die Hoffnung auf den »mündigen Menschengeist« geben der Erzählung trotz der furchtbaren Vorgänge einen optimistischen Ausklang. Ein sachlich und literarisch sehr empfehlenswertes Buch, zu dem im dtv-Verlag ein Unterrichtsmodell angeboten wird.

Andrea Hannemann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine süddeutsche Bischofsstadt wird mitten im Dreißigjährigen Krieg zum Schauplatz einer Hexenverfolgung. Hunderte von Frauen, Männern und Kindern fallen ihr zum Opfer. Eine kleine Gruppe findet sich zum Widerstand zusammmen. Doch sie vermag nichts auszurichten. Erst nach langen Jahren werden die furchtbaren Prozesse ganz plötzlich eingestellt. Die Gründe liegen im Dunkeln, denn niemand kennt die namenlose alte Frau, die vor dem Bischof eine ungeheuerliche Aussage macht...
Auswahlliste Deutscher Jugendliteraturpreis

Autorenportrait
Ingeborg Engelhardt

Ingeborg Maria Engelhardt, geboren 1904 in Posen, gehörte zur ersten Nachkriegsgeneration der Kinder- und Jugendbuchautoren. Ihre frühen Arbeiten – Märchen, Märchenspiele, Gedichte und einzelne Erzählungen – gingen im Krieg verloren. 1950 trat sie mit dem Kinderbuch ›Die drei Silberknöpfe‹ wieder in die Öffentlichkeit. Sie erhielt bei der Verleihung des Deutschen Jugendbuchpreises 1963 (heute: Deutscher Jugendliteraturpreis) den Sonderpreis »Geschichte im Kinder- und Jugendbuch« für ihr Buch ›Ein Schiff nach Grönland‹.

Die meisten ihrer historischen Erzählungen, die sie neben ihrer Tätigkeit als Gartenarchitektin schrieb, standen auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendbuchpreis, ›Hexen in der Stadt‹ auch auf der Ehrenliste zum Christian-Andersen-Preis. 1980 erhielt Ingeborg Engelhardt den Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Sie starb 1990 in Lübeck.

Für ihre historischen Romane wählte die Autorin stets Figuren, die eher im Schatten der berühmten - und ohnehin schon oft behandelten - Persönlichkeiten standen. Ihr Ziel war es, historische Schicksale und Menschen in darin bedingten Entscheidungssituationen darzustellen. Ingeborg Engelhardt vertrat den Grundsatz, dass geschichtliche Erzählungen und Romane auch Kindern und Jugendlichen zugänglich sein müssen, u.a. durch erfundene Gestalten und fiktive Vorgänge, die die überlieferte, reale Geschichte besser fassbar machen können.

Allen ihren Büchern ist bei reich entfalteter Fantasie eigen, dass die historischen Fakten und die kulturgeschichtlichen und sozialen Details bis in die alltägliche Lebenswirklichkeit hinein stimmen. Immer liegt kritisches Quellenstudium zugrunde, meist auch Anschauung auf Reisen zu den geschichtlichen Stätten, Erkundung der jeweiligen Heimatgeschichten, ob die Erzählung im frühen oder späten Mittelalter spielt. Die bevorzugten Themen von Ingeborg Engelhardt waren die mittelalterliche Besiedelung Grönlands, der Untergang der Staufer, die Hexenprozesse des ausgehenden Mittelalters und das geschichtliche Werden Ostpreußens.

Für ihr Buch ›Hexen in der Stadt‹, 1979 erschienen unter dem Titel ›Fackeln vor Tag‹, durchforschte Ingeborg Engelhardt die Archive in Würzburg, um die Kulisse für ihren Roman möglichst authentisch und anschaulich zu gestalten. Die Figur des Hexenbeichtvaters Friedrich ist der historischen Gestalt des Pater Friedrich von Spee nachempfunden. Dieser hatte 1631 eine Schrift gegen die Hexenverfolgung und den Aberglauben veröffentlicht.