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Henker, Huren, Handelsherren
Alltag in einer mittelalterlichen Stadt
Kay Peter Jankrift
Klett-Cotta
EAN: 9783608941401 (ISBN: 3-608-94140-1)
252 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Dezember, 2008
EUR 24,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Kay Peter Jankrift, geboren 1966, studierte Geschichte, Semitische Philologie und Islamwissenschaft an den Universitäten Münster und Tel Aviv. Als Privatdozent lehrt er Mittelalterliche Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Ansonsten entsprechend der Verlagsinfo
Rezension
In Geschichte geht es oft um „die Mächtigen“, ihre Kämpfe, die Formen ihrer Machtausübung und Machtsicherung … Kay Peter Jankrift zeigt die andere Seite der Geschichte, das Leben der einzelnen, einfachen Menschen. Von ihrem Leben erzählt er in seinem Buch, und er erzählt so gut, dass dem Leser das Leben dieser Menschen in allen erreichbaren Details anschaulich vor Augen steht. Sorgen, gute und schlechte Geschäfte, Liebe, Eifersucht, Betrug; als das wird anschaulich geschildert. Dabei bleibt er eng an den Quellen und versucht nicht, die Lücken in den Quellen mit Hilfe der Phantasie zu füllen. Wohltuend ist der sachlich, ruhige Stil, die Befürchtungen, die man wegen des reißerischen Titels „Henker, Huren, Handelsherren“ haben kann, bewahrheiten sich nicht. Das Buch bleibt also ein (gutes) Geschichtsbuch und wird nicht zum historischen Roman.
Für den Unterricht stellt das Buch so eine wahre Fundgrube dar, viele Kapitel eigenen sich auch als Quelle für Referate.
Verlagsinfo
Kay Peter Jankrift lädt ein zu einer unvergesslichen Begegnung mit reichen Goldschmieden wie zerlumpten Bettlern, unheimlichen Scharfrichtern und weiteren mittelalterlichen Zeitgenossen. Ein spannender Spaziergang durch den städtischen Alltag von der Zeit des Schwarzen Todes bis zum Beginn der Reformation am Beispiel der Stadt Augsburg.
Das Gerücht verbreitete sich in Windeseile: Der städtische Wundarzt Ulrich Prunning habe einem Müllerssohn ohne Not das Bein amputiert, raunte man. Die üble Nachrede traf den Augsburger Heilkundigen bis ins Mark. In diesem Herbst des Jahres 1453 hatte er sich gerade um die lukrative Anstellung eines Stadtwundarztes in München bemüht. Plötzlich waren die ausgezeichneten Referenzschreiben das Papier nicht wert, auf dem sie standen. Prunning musste umgehend handeln, um seine Unschuld zu beweisen. Er hegte den Verdacht, dass ein missgünstiger Konkurrent die Verleumdungen gestreut hatte und verklagte den Bader Hans Speyser vor dem Rat. Im Februar 1454 begann der Prozess ...
Dieser Rechtsstreit ist nur eine von vielen wahren Begebenheiten aus dem Alltag einer spätmittelalterlichen Stadt, von denen Kay Peter Jankrift erzählt. Im Spiegel der alten Handschriften werden die Menschen wieder lebendig, die den Gestank der Gossen und die Wohlgerüche von Bienenwachskerzen kannten, den Lärm bunten Markttreibens und die Stille bei der Bestattung von Pesttoten, die Grauen des Krieges und die Freuden ausgelassener Feste.
Pressestimmen
»... Am Beispiel von Augsburg beschreibt Kay Peter Jankrift, was Geschichtsbücher und Chroniken höchstens am Rande Notieren: den Alltag in einer spätmittelalterlichen Stadt, dessen Details oft überliefert wurden, weil sie ihren Weg in Gerichtsakten fanden. ...«
Ulrich Baron (Spiegel Online, 24.12.2008)
»Jankrift ist ein guter Vermittler der vorreformatorischen Lebenswelt. Anders als viele Kollegen aus der Mediävistik traut er sich, gelassen und einfühlsam von den Menschen jener fernen Epoche zu berichten. ... Unwissenschaftlich wird er dabei nie. Schließlich hat das Fach nach Jahrzehnten wahrscheinlich genügend Stoff beisammen, um Ausreißer bei einzelnen Überlieferungen durch Vergleiche wieder einzufangen. Nur erzählen wollen muss man von all dem halt, und das tut der Autor dieses sympathischen Buches spürbar gerne.«
Dirk Schümer (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008)
»Jankrift gelingt es tatsächlich, das Leben der Stadt mit ihren wenigen Licht- und den vielen Schattenseiten anhand der Quellen darzustellen, also wissenschaftlich zu bleiben und doch farbig zu zeigen, wie der Städter des Mittelalters lebte, wie er liebte, wie er starb.«
Jacques Schuster (Die Welt, 27.09.2008)
»Sein buntes Bild der mittelalterlichen Stadt ... erzählt lebensnah vom Alltag der Menschen, von gewöhnlichen Sorgen und guten Geschäften, von Intrigen und amüsanten Ereignissen.«
Felicia Englmann (P.M. History, 12/08)
»Jankrift ist ein guter Vermittler der vorreformatorischen Lebenswelt.«
Dirk Schümer (FAZ, 15.10.2008)
»Jankrift gelingt es tatsächlich, das Leben der Stadt mit ihren wenigen Licht- und den vielen Schattenseiten ... darzustellen, ... farbig zu zeigen, wie der Städter des Mittelalters lebte, wie er liebte, wie er starb.«
Jacques Schuster (Die Welt, 27.09.2008)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
ZUR EINFÜRUNG: STREIFZÜGE DURCH EINE MITTELALTERLICHE STADT 17
Eine Frage der Quellen 18
Die schönste Stadt der Provinz Raetien 19
Die Spitzen des Eisbergs 20
Am Anfang stand das Recht 21
DIE ERBEN ROMS 23
Ein Sarg aus Blei und "Sieben Kindlein" 23
Sechshundert Jahre nach der Sintflut ... 27
DER TRIUMPH DES TODES 29
Schlechte Nachrichten und üble Gerüchte 29
Blutiger Sabbat 32
Die Seuche, die nicht stattfand 37
Leiden wie Christus 38
DER KLANG DER STURMGLOCKE 41
Feuer in der Stadt 42
Ein Zechgelage mit Folgen 46
Mordbrand und böser Spuk Ein Feuerteufel geht um 48
Feuerstrahl mit Blitz und Donner 50
Flammen auf dem Wasserturm 52
Das große Wasser zu Augsburg 53
DIE MACHT DER ZÜNFTE 57
Der Rat und die zwölf Apostel 57
Kriegerische Aufrüstung mit Folgen 60
Des Morgens auf dem Perlach 62
Im Namen des Geschäfts 65
EINE STADT IM KRIEG 69
Pulverdampf unter neuem Banner 71
Waffenbrüder 75
BURKHARD ZINK (1396-1474/75) DAS LEBEN EINES AUGSBURGER FERNHANDELSKAUFMANNS IM 15. JAHRHUNDERT 77
Bilder aus Kindertagen 78
Ein langer Weg 81
Folgenschwere Entscheidung 84
Ein Scholar auf Wanderschaft 87
Von der Schule auf den Marktplatz 90
Auf Freiersfüßen 92
Ein spätmittelalterlicher Schreiber bei der Arbeit 93
Ein aufstrebender Kaufmann und seine Familie 95
Der Handelsherr 98
IN DUNKLEN KELLERN ODER AUGSBURG BEI NACHT.
VON KETZERN, GEISTERN, SANKT GALLUSLEUTEN UND DEM "MEISTER DER HOHEN WERKE" 105
Feste feiern oder Vergnügungen jenseits des Alltags 105
Meister der hohen Werke. Der Scharfrichter bei der Arbeit 108
Der Scharfrichter - ein stättischer Bediensteter zwischenöffentlichkeit und Tabuisierung 109
Mit Schwert und Galgenstrick. Panoptikum des Schreckens 110
Zwischen Kleinkriminalität und Elend - die Sankt Gallusleute 115
Von Ägypten und Äthiopien an den Lech 117
Heinrich der Ketzermeister, ein Inquisitor in Augsburg 118
Geisterreiter und eine Totenmesse 121
MITTEN IM LEBEN VOM TOD UMGEBEN 125
Tote in der Welt der Lebenden 125
Das Große Sterben. Die Pest in Augsburg 126
Flöhe, Beulen und blutiger Husten 127
Hoffen auf die Barmherzigkeit des Herrn 129
Eine Stadt in Angst 131
Die Pest im Hause Zink 135
Die Kranken im Brechhaus 138
In Straßen voller Unrat 140
Brunnen und ihre Meister 142
"Elende, unschuldige Kinder" Selbstmörder und Delinquenten 145
Gottesacker, Ort der Toten und ein Kirchhof, der keiner ist 149
EHEWEIBER, KUPPLERINNEN UND "HÜBSCHE FRAUEN" SEXUALITÄT IN DER SPÄTMITTELALTERLICHEN STADT 151
Die Angst des Joehlin Schoenmann oder Eine gefährliche Intrige und ihr unschuldiges Opfer 152
Das Nachspiel 156
Erpressung macht Schule 158
Zwischen "schönen Frauen" und "Arschverkäuferinnen" 160
Die "Franzosen" in Augsburg 165
Wider alle Sitten. Sexualdelikte in der spätmittelalterlichen Stadt 167
Die stumme Sünde wider die Natur 169
Szenen einer Ehe oder Gehörnte Ehemänner, Eifersuchtsdramen und prunkvolle Hochzeiten 173
MIT URINGLAS UND SALBENTOPF 177
Ein medizinischer Markt im späten Mittelalter 177
Wolf von Augsburg. Ein jüdischer Heilkundiger am Ende des 14. Jahrhunderts 180
Der Spiegel der Seele 183
NEUE ZEITEN 187
Grabsteine im Glockenturm 188
Das gedruckte Wort des Herrn 193
"Da hinab" oder Ein Reformator auf der Flucht 195
ANMERKUNGEN 197
AUSWAHLBIBLIOGRAPHIE 225
ZEITTAFEL 230
LISTE DER AUGSBURGER BISCHÖFE 232
BILDNACHWEIS DER FARBTAFELN 233
ORTSREGISTER 234
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