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Helden müssen sterben Von Sinn und Fragwürdigkeit des heroischen Todes
Helden müssen sterben
Von Sinn und Fragwürdigkeit des heroischen Todes




Cornelia Brink, Nicole Falkenhayner, Ralf von den Hoff (Hrsg.)

Reihe: Helden - Heroisierungen - Heroismen


Ergon Verlag Online
EAN: 9783956504068 (ISBN: 3-9565040-6-2)
288 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, 2019

EUR 54,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Helden müssen sterben, weil sie Menschen sind. Für ihren Status als heroische Figur kann das Sterben jedoch unterschiedlich bedeutsam sein. In der griechischen Antike ist der Tod Voraussetzung für eine Heroisierung; Märtyrer opfern in der Erwartung eines Weiterlebens im Jenseits ihr Leben in einem oft extremen Tötungsakt; der Kriegsheld folgt der Aufforderung, sein Leben für eine größere Sache einzusetzen, ohne dass der Tod das Ziel sein muss. Anhand von Beispielen aus der Zeit zwischen Antike und Gegenwart zeigen die Beiträge in interdisziplinärer Perspektive, wie heroisches Handeln, Sterben und Tod jeweils in Bezug zueinander gesetzt werden und wie die gewählten Darstellungen heroischen Sterbens zwischen Helden und ihren Publika vermitteln. Sie fragen: Wie sterben heroische Figuren? Welche Rolle spielt dabei Gewalt? Wie wird der Heldentod präsentiert und inszeniert? Welche Medien eignen sich in besonderer Weise zur Darstellung des heldischen Todes und des Todes eines Helden?

Mit Beiträgen von

Achim Aurnhammer, Cornelia Brink, Ulrich Bröckling, Jürgen Dendorfer, Nicolas Detering, Peter Eich, Nicole Falkenhayner, Andreas Gelz, Olmo Gölz, Joachim Grage, Barbara Korte, Dietmar Neutatz, Johanna Pink, Sitta von Reden, Anna Schreurs-Morét, Magnus Striet, Stefan Tilg, Ralf von den Hoff.
Rezension
Gesellschaften scheinen Helden zu brauchen. Heldenfiguren als Motive oder reale Personen durchziehen die Kultur. Warum konstruieren fast alle Gesellschaften Helden - und warum müssen Helden sterben? Dieser informative Band stellt das Sterben von Helden in den Kontext von Geschichte, Mythologie, Literatur und Alltag, um den Heldentod als sinnvoll oder fragwürdig aufzuzeigen. Heldentum, Widerstand und Martyrium sind feste Bestandteile der Kultur. Ihre gesellschaftspolitische Aktualität und Relevanz macht Heldinnen und Helden zu Repräsentantinnen ihrer jeweiligen Epoche. Auch moderne Gesellschaften benötigen offenbar solch "mythologische" Gestalten, um Traumata zu verarbeiten; sie haben einen edlen Charakter, denn sie kämpfen für die Menschen gegen das allgegenwärtige Böse und sind bereit, in diesem Kampf zu sterben. In der griechischen Antike ist der Tod Voraussetzung für eine Heroisierung; Märtyrer opfern in der Erwartung eines Weiterlebens im Jenseits ihr Leben in einem oft extremen Tötungsakt; der Kriegsheld folgt der Aufforderung, sein Leben für eine größere Sache einzusetzen, ohne dass der Tod das Ziel sein muss. Sie sind immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie sind mächtige Archetypen, durch die unsere eigene Historie erzählt wird, geprägt von Krisen und Konflikten. Sie verkörpern endlose Geduld, Güte, Tugendhaftigkeit, Martyriumsbereitschaft und grenzenlose Kräfte, die man gleichermaßen bewundert und fürchtet. Als Figuren der Übertreibung und Subversion bilden sie Werte, Ziele und Krisen überdeutlich ab. Ob reale Gestalten oder fiktive Figuren – in ihrer Vorbildfunktion bieten sie eine große Bandbreite an individuellen Identifikationsmöglichkeiten. Anhand von Beispielen aus der Zeit zwischen Antike und Gegenwart zeigen die Beiträge in interdisziplinärer Perspektive, wie heroisches Handeln, Sterben und Tod jeweils in Bezug zueinander gesetzt werden und wie die gewählten Darstellungen heroischen Sterbens zwischen Helden und ihren Publika vermitteln.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
zur Reihe:
Helden - Heroisierungen - Heroismen
Herausgegeben von Prof. Dr. Barbara Korte, Prof. Dr. Ronald Asch, Prof. Dr. Ralf von den Hoff

Helden – Heroisierungen – Heroismen ist die Publikationsreihe des Sonderforschungsbereichs 948 an der Universität Freiburg. Hier erforschen seit 2012 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bild-, Geschichts-, Literatur-, Musik- und Sozialwissenschaften Erscheinungsformen und Bedeutungen des Heroischen von der griechischen Antike bis zur Gegenwart. Mit der Untersuchung von Heroisierungsprozessen und Heroismen stellt der SFB heroische Figuren in ihren sozialen, politischen, kulturellen und medialen Kontexten ins Zentrum. Er fragt nach dem Spannungsverhältnis zwischen der Exzeptionalität von Heldenfiguren und den sozialen Ordnungen, die durch sie stabilisiert, aber auch in Frage gestellt werden. Dabei stützt sich die Analyse des Heroischen auf Fallstudien zu sozialen, kulturellen, politischen und medialen Prägungen des Phänomens. Neben Europa liegen exemplarische Schwerpunkte auf Ostasien sowie dem Nahen und Mittleren Osten. Im Widerspruch zur Vorstellung eines „postheroischen Zeitalters“ spiegelt die Reihe so eine zeitgenössische Konjunktur und die intensive neue Diskussion des Heroischen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Cornelia Brink, Nicole Falkenhayner, Ralf von den Hoff
Einleitung 9

I. Der Tod des Helden und der heroische Tod

Peter Eich / Anna Schreurs-Morét / Sitta von Reden
Philosophensterben – Heldensterben?
Der heroische Tod des Sokrates und Seneca 15

Stefan Tilg
Zur Rolle des Todes in der Heroisierung antiker Dichter 67

Achim Aurnhammer
„Make Death Proud to Take Us“:
Der Tod der Kleopatra in Literatur und Kunst der Frühen Neuzeit 81

II. Grenzüberschreitungen

Jürgen Dendorfer
Der Tod des Ritters im hohen Mittelalter 105

Barbara Korte
‚Scott of the Antarctic‘:
Tod, Sterben und heroische Reputation 127

Nicole Falkenhayner
Kurt Cobains Tod:
Zur Konstruktion eines paradoxen Generationenhelden 143

III. Die Toten heroisieren

Ralf von den Hoff
Heldenleichen im Bild
Die Bergung von Gefallenen und der Heroismus der Athener 159

Nicolas Detering / Johannes Franzen
Heldentod und Heldentrauer
Verhaltensregeln im Ersten Weltkrieg zwischen Authentizitätsanspruch und Rollendichtung 179

Dietmar Neutatz
Der erfundene Heldentod
Die Legende von den 28 Panfilov-Männern 189

Cornelia Brink
Sein letztes Bild
Von der Unsichtbarkeit des Sterbens im NS-Heldenkult um Soldaten 209

Johanna Pink / Olmo Gölz
Die Drohung der ungewissen Zukunft
Der Tod Nassers und Khomeinis als Epochenbruch 231

Ulrich Bröckling
„Bloß keine Leichensäcke!“
Eine Hantologie psychologischer Kriegsführung 247

IV. Heldentod? Neue Konfigurationen im 21. Jahrhundert

Joachim Grage
Postheroischer Heldentod?
Heroisierungen im Umfeld des Utøya-Attentats 261

Magnus Striet
„Wir leben sterbend“ (Lukas Bärfuß)
Über eine Spielart des Heroischen im Zeichen des Sisyphos 275


Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 285