lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Grundlinien einer Philosophie der Technik Zur Entstehungsgeschichte der Kultur aus neuen Gesichtspunkten
Grundlinien einer Philosophie der Technik
Zur Entstehungsgeschichte der Kultur aus neuen Gesichtspunkten




Ernst Kapp

Meiner Hamburg
EAN: 9783787327621 (ISBN: 3-7873-2762-2)
318 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, Juni, 2015

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die „Grundlinien einer Philosophie der Technik“ (1877) sind das „Gründungsdokument“ der Technikphilosophie als moderner Subdisziplin. Ernst Kapp nimmt in seinem Hauptwerk den folgenreichen Versuch, alle technischen Artefakte als eine »Organprojektion« des menschlichen Körpers zu begreifen. Die Ableitung technischer Erfindungen aus dem Vorbild des menschlichen Organismus, vor allem aus der menschlichen Hand, dreht damit bis ins 19. Jahrhundert cartesianische Metaphorik des Organischen als eines bloß Mechanischen also geradezu um.

Kapp wurde mit seinem Werk nicht nur zum Begründer der Technikphilosophie, sondern übte darüber hinaus großen Einfluss auf die Kultur- und Medientheorie aus. Die „Grundlinien“ sind auch deshalb heute noch von großer Bedeutung, weil sie neben techniktheoretischen auch geschichtsphilosophische und vor allem epistemologische Überlegungen enthalten.
Rezension
Basiert die menschliche Kulturentwicklung auf einem technischen Weltverhältnis? Ist ein Organ Teil einer Maschine? Spielen unbewusste Prozesse eine Rolle bei der Konstruktion technischer Artefakte? Ist die Hand das „Werkzeug der Werkzeuge“(Aristoteles)? Spiegelt sich der Makrokosmos im Mikrokosmos? Was spricht gegen ein mechanistisches Weltbild? Lässt sich eine Erkenntnistheorie durch die kulturhistorische Praxis begründen? Gibt es Zusammenhänge zwischen Technik und Politik? Ist der Mensch ein „Mängelwesen“? Was ist die „Seele“ der Mühle? Wodurch unterscheidet sich eine deutsche Axt von einer amerikanischen?
Antworten auf diese Fragen findet man in der Gründungsurkunde der Technikphilosophie, in dem ersten Werk, in dem diese philosophische Teildisziplin eine systematische Fundierung erfährt. Das 1877 erschienene Buch trägt den Titel „Grundlinien einer Philosophie der Technik. Zur Entstehungsgeschichte der Kultur aus neuen Gesichtspunkten“ und stammt von Ernst Kapp (1808-1896). Der promovierte Historiker war 19 Jahre lang Lehrer für Geschichte und Geographie am Mindener Gymnasium, bevor er nach der 1848er Revolution aufgrund seiner liberalen Positionen nach Texas auswanderte, um dort mit seiner Familie und anderen deutschen Siedlern die Kolonie Sisterdale zu gründen. Aus gesundheitlichen Gründen migrierte er zusammen mit seiner Familie 1865 nach Düsseldorf, wo auch sein philosophisches Hauptwerk entstand. In ihm entfaltet Kapp seine These der Organprojektion, nach der alle technischen Artefakte auf Imitationen menschlicher Organe zurückgeführt werden können. Dabei entwickelt der Hegelianer eine Technik- und Medienanthropologie, welche die Wechselwirkung von Mensch und Technik betont, eine Position, die auch von der im digitalen Zeitalter breit rezipierten Akteur-Netzwerk-Theorie Bruno Latours vertreten wird. Aktualität besitzt auch Kapps Kritik am mechanistischen Weltbild und an einer Prothesentheorie, wie sie später von Sigmund Freud oder Arnold Gehlen formuliert wurde. Für den ehemaligen westfälischen Gymnasiallehrer ist der Mensch kein „Mängelwesen“, sondern ein „Idealtier“.
Eine vollständige Ausgabe seiner philosophischen Grundlagenschrift ist im Felix Meiner Verlag erschienen, herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Harun Maye und Leander Scholz. Die gut verständlichen Ausführungen von Kapp laden Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik dazu ein, in ihrem Unterricht anhand seiner Reflexionen technik- und medienphilosophische Probleme mit Schülerinnen und Schülern zu diskutieren.
Fazit: Ernst Kapps „Grundlinien einer Philosophie der Technik“ ist eine lohnenswerte Lektüre für alle Studierenden und Lehrenden, die sich mit Grundlagen der Technik- und Medienanthropologie kritisch-reflexiv auseinandersetzen möchten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
In seinem umfassenden Hauptwerk Grundlinien einer Philosophie der Technik (1877) unternimmt der Pädagoge, Geograph und Philosoph Ernst Kapp den folgenreichen Versuch, alle technischen Artefakte als eine »Organprojektion« des menschlichen Körpers zu begreifen. Damit ist gemeint, dass der Mensch »unbewusst Form, Funktionsbeziehung und Normalverhältnis seiner leiblichen Gliederung auf die Werke seiner Hand überträgt und dass er dieser ihrer analogen Beziehungen zu ihm selbst erst hinterher sich bewusst wird«. Kapp leitet die Erfindung der technischen Dinge also aus dem Vorbild des menschlichen Organismus, vor allem aber aus der menschlichen Hand ab, die gleichsam als ein natürliches Werkzeug Form und Zweck aller mechanischen Werkzeuge bestimme. Die bis ins 19. Jahrhundert vorherrschende cartesianische Metaphorik des Organischen als eines bloß Mechanischen wird bei Kapp also geradezu umgedreht.
Kapp wurde damit nicht nur zum Begründer der Technikphilosophie, sondern übte darüber hinaus großen Einfluss auf die Kultur- und Medientheorie aus, der weit ins 20. Jahrhundert hineinreicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Kapps Anspruch keineswegs auf einen begrenzten Bereich des menschlichen Aktionsraums beschränkt, sondern neben techniktheoretischen auch geschichtsphilosophische und vor allem epistemologische Überlegungen einschließt, wie der programmatische Untertitel seines Werkes nahelegt.
Trotz seiner Bedeutung als erstes genuin technikphilosophisches Werk der Moderne wurde Kapps Abhandlung bis dato nie wieder aufgelegt und erscheint erst jetzt in einer neuen Ausgabe. Die ausführliche Einleitung der Herausgeber zeichnet Kapps Argumentationsschritte nach und verortet den Text in der aktuellen technikphilosophischen und medientheoretischen Diskussion.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung der Herausgeber VII
1. Organprojektion und Prothesentheorie XIII
2. Das Organische und das Mechanische XX
3. Die Episteme der Technik XXVII
4. Medienanthropologie XXXV
Literaturverzeichnis XLV

Ernst Kapp
Grundlinien einer Philosophie der Technik
Vorwort 3
[Ausführliches] Inhaltsverzeichnis 7
Verzeichnis der Abbildungen 13
I. Der anthropologische Maßstab 15
II. Die Organprojektion 40
III. Die ersten Werkzeuge 50
IV. Gliedmaßen und Maße 74
V. Apparate und Instrumente 81
VI. Die innere Architektur der Knochen 106
VII. Dampfmaschine und Schienenweg 121
VIII. Der elektromagnetische Telegraf 132
IX. Das Unbewusste 145
X. Die Maschinentechnik 153
XI. Das morphologische Grundgesetz 189
XII. Die Sprache 247
XIII. Der Staat 273
Namen- und Sachregister 312