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Grünkäppchen und der böse Elefant
Grünkäppchen und der böse Elefant




Ann Cathrin Raab

Kunstanstifter
EAN: 9783948743109 (ISBN: 3-948743-10-X)
32 Seiten, hardcover, 27 x 23cm, Januar, 2021

EUR 20,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Opa, erzählst du mir eine Geschichte?

Na klar! Also: Es war einmal ein Mädchen mit einer grünen Kappe.

Einer grünen Kappe?



Wenn Opa plötzlich vergesslich wird, dann kann schon mal aus dem Rotkäppchen ein kleines Grünkäppchen werden. Und man hört schließlich nicht alle Tage von einem lustigen Wald mit bunten Baumhäusern und großmutterfressenden Elefanten.

Und am Ende?

Da ist es eben eine etwas andere Märchenstunde, die sogar noch viel mehr Spaß macht!
Rezension
"Opa, erzählst du mir eine Geschichte?" - "Na klar!" Und Opa beginnt zu erzählen... aber nicht so, wie das Kind es erwartet: Es war einmal ein Mädchen mit einer grünen Kappe - sollte die nicht rot sein? Und ist der Korb mit Essen wirklich für ein Picknick gedacht?? Und begegnet das Mädchen im Wald tatsächlich einem Elefanten???
Das Kind kennt (wie vermutlich die meisten Kinder, denen dieses Bilderbuch vorgelesen wird,) das Märchen vom Rotkäppchen gut. Immer wieder berichtigt es den Großvater und will ihn zum Grimm´schen Original zurückführen. Ist der Opa voller Fabulierlust oder hat er das Märchen schlicht vergessen? Das bleibt offen, aber es kommt auch gar nicht darauf an: Denn zum Schluss klettert das Kind auf seinen Schoß und erklärt: "Macht nichts. Ich hab dich lieb, Opa!"
Hier wird deutlich, dass es nicht um einen vorgegebenen Inhalt geht; die ironische Brechung des intertextuellen Verweises bietet auch für jüngere Kinder eine erste Einsicht in die "Gemachtheit" eines Textes und lässt Ahnung von Metafiktionalität zu. Das ist ein hoher literarischer Anspruch, der hier augenzwinkernd verpackt ist.
Und wenn man den erwarteten Inhalt offensichtlich ein wenig beiseite schieben darf, dann rückt etwas Anderes in den Mittelpunkt: Die Erzählsituation. Der Opa will oder kann die Geschichte nicht so erzählen wie erwartet; vielleicht hat er ja auch noch andere Ausfälle - die Beziehung zwischen ihm und seinem Enkelkind ist dennoch rundherum liebevoll und herzbewegend.
Die Bilder der Geschichte unterstützen den Inhalt: Auf der ersten und der letzten Doppelseite sieht man Enkel und Großvater, erst mit Abstand, dann innig beieinander, immer einander zugewandt. Ihr Gespräch wird in Sprechblasen wiedergegeben. Opa sitzt in einem Sessel, auf dem Tisch vor sich ein Becher, Buntstifte und Papier. Die Geschichte ist mit einfachen Zeichnungen illustriert, so als habe der Großvater sie während des Erzählens gemalt: Klare, einfache Formen, mit Buntstiften gezeichnet. Der Hintergrund besteht aus Weißraum und hier findet sich der Text: Die Unterhaltung der beiden, wobei die Sprechenden gut zu unterscheiden sind durch Schriftart und -farbe. Und wem der Abschluss der erzählten Geschichte fehlt, kann die gemalten Bilder ansehen, die auf der letzten Seite auf dem Boden liegen: Hier zieht Grünkäppchen etwas aus dem Elefantenmaul, vermutlich das Bein der Großmutter, und auf dem letzten Blatt spazieren Grünkäppchen, Elefant und Oma fröhlich miteinander. Ende gut, alles gut.
Das Buch bietet Anlass für viele Gespräche: Wie ging denn die Geschichte vom Rotkäppchen "wirklich"? Darf man eine Geschichte einfach verändern? Was könnte noch alles passieren, wenn Blaukäppchen oder Gelbkäppchen sich auf den Weg machen - der Betrachter wird zum eigenen Fabulieren eingeladen. Hat das betrachtende Kind selbst Großeltern? Erzählen sie gern? Wie ist die Beziehung? Und kann man jemanden lieb haben, auch wenn der Erwartungen nicht erfüllen kann? - Hier können sich sogar Gespräche über Alter, Einschränkungen und Behinderung anschließen. Voraussetzung ist, dass man nicht einfach nur der vorgegebenen Geschichte folgt und vorliest, sondern sich auf ein echtes Gespräch einlässt - wie es die Protagonisten dieses Bilderbuches es uns vormachen.
Rundherum empfehlenswert!

M. Houf für www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Opa, erzählst du mir eine Geschichte?
Na klar! Also: Es war einmal ein Mädchen mit einer grünen Kappe.
Müsste die nicht rot sein?

Nicht nur das Rotkäppchen wird in Opas Erzählung zum Grünkäppchen, auch aus dem bösen Wolf wird ein Elefant mit scharfen Zähnen – und damit hören die Absurditäten nicht auf. Im Dialog zwischen Enkelkind und Opa wird hier eine andere Version des bekannten Märchens erzählt, die auf witzige und liebevolle Weise zeigt, wie Altbekanntes sich verändern kann, wenn jemand sich nicht mehr richtig erinnert.

Und dass es beim Märchenerzählen eben gar nicht auf richtig oder falsch ankommt, sondern darauf, miteinander Zeit zu verbringen und einander genau so lieb zu haben, wie man ist.

– Grünkäppchen und der böse Elefant ist auf der Empfehlungsliste des Rattenfänger-Literaturpreises 2022 der Stadt Hameln