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Grabstein - Mubei
Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958 - 1962
Aus dem Chinesischen von Hans Peter Hoffmann
Yang Jisheng
S. Fischer Verlag
EAN: 9783100800237 (ISBN: 3-10-080023-0)
800 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2012
EUR 28,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Yang Jisheng, dessen eigener Vater 1959 verhungerte, bricht ein Tabu und dokumentiert in unglaublicher Detailfülle die große Hungerkatastrophe im China Mao Zedongs, eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Über zwei Jahrzehnte ist Yang Jisheng durch das gesamte Land gereist, um Daten zu sammeln und unzählige Interviews mit Betroffenen zu führen. Er dokumentiert minutiös, in welch unheilvolles Desaster Maos 'Großer Sprung nach vorn' führte: In Jahren mit ganz normalen Ernteerträgen, ohne Krieg und Seuchen, starben Millionen Menschen hungers und es kam in großem Umfang zu Kannibalismus. Ein aufsehenerregendes Buch, ein epochemachendes Monumentalwerk, das bereits schon jetzt in einem Atemzug mit Solchenizyns Werken genannt wird.
"Die erste umfassende Darstellung der großen chinesischen Hungerkatastrophe." Anne Appplebaum, Autorin von 'Der Gulag'
"Mit diesem Buch errichte ich einen Grabstein für meinen Vater, der an Hunger starb, für die Millionen Chinesen, die an Hunger starben, für das System, das ihren Tod verursachte, und vielleicht für mich selbst, da ich dieses Buch schreibe." Yang Jisheng
Yang Jisheng, geboren 1940, studierte an der Tsinghua Universität in Beijing und trat 1964 der Kommunistischen Partei bei. Seit seinem Hochschulabschluss 1966 arbeitete er als Journalist für die Xinhua News Agency, der offiziellen Presseagentur der chinesischen Regierung, wodurch er Zugang zu Statistiken und Dokumenten der Partei hatte wie bislang niemand. Seit den frühen 90er Jahren führte er über ein Jahrzehnt lang Interviews mit zahlreichen Zeitzeugen, um sie – verbunden mit einer beispiellosen Fülle an Daten – zu seiner Dokumentation der großen Hungerkatastrophe zusammenzufügen.
Rezension
Jisheng hat das Material und die Belege für 'Grabstein' über Jahrzehnte zusammengetragen, bis sein Buch 2008 in Hongkong erscheinen konnte. Dort, so das Impressum, ist es derzeit nicht mehr lieferbar und in China verboten. Sein Buch ist eine in hohem Maße anstrengende, erschütternde und deprimierende Lektüre. Versucht man sich auch nur eines der geschilderten Schicksale, den Tod eines der verhungerten Kinder oder eine der beschriebenen grausamen Strafmaßnahmen und Folterungen wirklich zu vergegenwärtigen, erscheint einem ein Weiterlesen kaum möglich. Aber Yang Jishengs errichtet diesen 'Grabstein' nicht für zehn oder für zwanzig Menschen, sondern für 36 Millionen Opfer einer nicht bloß verfehlten, sondern einer verbrecherischen Politik. Immer noch wird die Hungerkatastrophe der Jahre 1958 - 1962 in China offiziell heruntergespielt, verschwiegen und als 'Naturkatastrophe' dargestellt. Deshalb ist jeder Name, jede beglaubigte Erinnerung, jede statistische Information, die Jisheng zusammenträgt und dokumentiert, von größter Bedeutung für die zukünftige Erinnerungsarbeit und Vergangenheitsbewältigung in China, die sich aus der ideologischen Verblendung des 20. Jahrhunderts befreien muss. Es kann kein Zweifel bestehen, dass der Maoismus und seine Ideologie, und das heißt vor allem auch seine Führung, allen voran Mao, die Verantwortung für alle diese Schrecken tragen. Gerne möchte man Jishengs am Ende des Buches geäußerte Überzeugung teilen, China werde eines Tages zur Demokratie finden, und Mao sei sein grausamster, aber auch sein letzter 'Kaiser' gewesen. Allerdings warnt er auch deutlich vor Überstürzung und Übereilung bei der Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse, denn "... wenn die gesellschaftliche Kontrolle einmal verloren ist, werden die Despoten fröhliche Urstände feiern." (740) Und das, so die Lehre, die er aus den beschriebenen geschichtlichen Ereignissen zieht, ist das Schlimmste, was China passierte und nie wieder passieren darf.
Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die erste umfassende Dokumentation einer der schlimmsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte – ein epochemachendes Monumentalwerk
Mehr als 36 Millionen Menschen fielen ihr zum Opfer, in nahezu jeder Familie gibt es Tote zu beklagen und noch immer darf in China offiziell nicht darüber gesprochen werden: die schreckliche Hungerkatastrophe der Jahre 1958 bis 1962, die Mao und seine Parteikader zu verantworten haben.
Yang Jisheng, dessen eigener Vater verhungerte, hat über zwei Jahrzehnte lang Interviews mit Zeugen geführt und eine unglaubliche Fülle an bislang unzugänglichen Informationen zusammengetragen. Minutiös dokumentiert er so, in welch unheilvolles Desaster Maos »Großer Sprung nach vorn« führte. Ein aufsehenerregendes Buch, das bereits jetzt in einem Atemzug mit Solschenizyns Werken genannt wird.
Inhaltsverzeichnis
Das Grabmal (anstelle eines Vorworts) 11
Kapitel 1
Die Katastrophe nahm in der Zentralen Tiefebene ihren Anfang 43
Kapitel 2
Gansu ist kein angenehmer Ort 139
Kapitel 3
Die hungrigen Seelen im Land des Reichtums und der Fülle 205
Kapitel 4
Anhui ist nicht friedlich 283
Kapitel 5
Die Drei Roten Banner: Die direkte Ursache für die Hungersnot 365
Kapitel 6
Die Volkskommunen – Basisorganisation eines totalitären Systems 399
Kapitel 7
Die Gemeinschaftsküchen 424
Kapitel 8
Das Wüten der »Fünf Winde« 457
Kapitel 9
Das Problem der Nahrungsmittel 488
Kapitel 10
Die Wende von Lushan 528
Kapitel 11
Bevölkerungsverluste während der großen Hungersnot 587
Kapitel 12
Reaktion der Mächtigen auf die Krise 617
Kapitel 13
Warum hat die Hungersnot nicht zu Aufständen geführt? 662
Kapitel 14
Die eigentlichen Gründe für den Ausbruch der Hungersnot 686
Kapitel 15
Der Einfluss der Hungersnot auf die chinesische Politik 708
Quellennachweise 741
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