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Gottes Körper Jüdische, christliche und pagane Gottesvorstellungen in der Antike
Gottes Körper
Jüdische, christliche und pagane Gottesvorstellungen in der Antike




Christoph Markschies

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406668661 (ISBN: 3-406-66866-6)
900 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2016, mit 15 Abb.

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Hat Gott einen Körper, und wenn ja, wie ist er beschaffen? Der international renommierte Kirchenhistoriker Christoph Markschies erklärt in seinem bahnbrechenden Buch, warum sich erst im Mittelalter die heute geläufige Vorstellung von Gott als einem körperlosen Wesen allgemein durchgesetzt hat. Er geht dabei den Verbindungslinien zwischen den antiken Religionen nach und zeigt, wie erstaunlich tief Judentum und Christentum in der Welt der paganen Religionen verwurzelt sind. Hat Gott einen Körper? Seit Feuerbach und Freud scheint vollkommen klar, dass nur naive Menschen diese Frage mit «ja» beantworten. In der Antike war es dagegen auch für viele Gebildete ganz selbstverständlich, dass der jüdische und christliche Gott, so wie die paganen Götter, einen Körper hat.

Christoph Markschies zeigt, wie man sich den Körper Gottes konkret vorgestellt hat, verfolgt die philosophischen und theologischen Debatten darüber, besichtigt die antiken Tempel und geht den zahlreichen Bezügen zwischen dem christlichen und jüdischen Gott und den paganen Göttern nach. Daneben geht es immer wieder auch um den Menschen, seinen Körper, seine Seele und um die heilende Kraft der Religion.

Christoph Markschies ist Professor für antikes Christentum an der Humboldt-Universität zu Berlin und Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er wurde u. a. mit dem Hanns-Lilje-Preis der Göttinger Akademie und dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships in den USA, Israel und Großbritannien belegen sein internationales Renommee. Bei C.H.Beck erschienen von ihm «Die Gnosis» (3. Aufl. 2010); «Das antike Christentum» (2. Aufl. 2012) sowie «Erinnerungsorte des Christentums» (2010, Hg. mit Hubert Wolf).
Rezension
Hat Gott einen Körper? Das erscheint für uns Heutige eine relativ abseitige und bizarre Fragestellung; denn die bis heute geläufige Vorstellung von Gott als einem körperlosen Wesen hat sich seit dem Mittelalter mehr und mehr durchgesetzt. Ist die Vorstellung von Gotes Körper mit Blick auf die individuelle religiöse Entwicklung also ein bloßer Kinderglaube und im Blick auf die kollektiven Entwicklungen des religiösen Bewußtseins eine längst überwundene, altertümliche Stufe der Evolution? Oder gibt es auch heute gute Gründe, von Gott körperlich zu sprechen und ihn anthropomorph zu denken? Diesen Fragestellungen geht dieses voluminöse Buch nach. In der Antike war jedenfalls auch für gebildete Christen ganz selbstverständlich, dass Gott, so wie die heidnischen Götter, einen Körper hat.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Christoph Markschies macht in seinem glänzend geschriebenen Buch über die antiken Religionen mit einem erstaunlich fremdartigen Christentum bekannt, das tief in der Welt der heidnischen Gottesvorstellungen verwurzelt war. Er geht den Verbindungslinien zwischen den antiken Religionen nach und erklärt, warum sich erst im Mittelalter die bis heute geläufige Vorstellung von Gott als einem körperlosen Wesen durchgesetzt hat. Hat Gott einen Körper – und wenn ja, wie viele? In der Antike war jedenfalls auch für gebildete Christen ganz selbstverständlich, dass Gott, so wie die heidnischen Götter, einen Körper hat. Christoph Markschies zeigt, wie man sich den Körper Gottes konkret vorgestellt hat, verfolgt die philosophischen und theologischen Debatten darüber, besichtigt die antiken Tempel und geht den zahlreichen Bezügen zwischen dem christlichen und jüdischen Gott und den paganen Göttern nach. Daneben geht es immer wieder auch um den Menschen, seinen Körper, seine Seele und um die Heilkraft der Religion. Wer morgens gerne kalt duscht, sollte dieses bahnbrechende Buch mit seinem verstörend neuen Blick auf den christlichen Gott lesen.
Christoph Markschies ist Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er wurde u.a. mit dem Hanns-Lilje-Preis der Göttinger Akademie und dem Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

Erstes Kapitel
Der Körper Gottes nach dem Ende der Antike 19

Die Naturen Christi 19 — Maimonides und die jüdischen Vorstellungen von einer Unkörperlichkeit Gottes 21 - Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin 26 — Philosophische und theologische Kritik am Anthropomorphismus in der Neuzeit 29 - Leitfragen und Gliederung 32 — Der Körper in der «Körpergeschichte» 34 — Fünf Einsichten 38

Zweites Kapitel
Der Körper Gottes in der jüdisch-christlichen Bibel und bei den frühen christlichen Theologen 41

1. Die Bibel 43
Anthropomorphismus und Körperrhetorik 43 — Körperlichkeit, Verkörperung, Einkörperung 49 — Die jüdisch-hellenistische Bibelexegese 52
2. Die antike Philosophie 57
Xenophanes 57 — Die Kritik an Xenophanes bei christlichen Autoren 59 — Platon 6o — Philo von Alexandrien 63 — Vorstellungen von göttlichen Körpern 66 — Epikur und die epikureische Schule 69 — Die stoische Schule 72 — Die aristotelische Schule 79 — Die Debatten über Aristoteles 81
3. Die frühe christliche Theologie 86
Origenes 87— Die «Apologeten» 96 — Clemens von Alexandrien 97— Origenes und die Körperlosigkeit Gottes 98 — Tertullian io6 — Melito von Sardes 108

Drittes Kapitel
Der Körper Gottes und die antiken Götterstatuen 113

Gott und Mensch zugleich 113 — Das Kultbild des olympischen Zeus von Phidias 118 — Kultstatuen in Tempeln 123 — Epiphanien göttlicher Körper in antiken Romanen 130 — Göttergestalten in der Mythologie 133 — Gottesdarstellungen in Synagogen 137

Viertes Kapitel
Die Körper der Götter und die Körper der Seelen in der Spätantike 145

Der Platonismus 146 — Der Streit um den Seelenkörper in der christlichen Theologie 148 — Tertullian: «Über die Seele» 156 — Der «astrale Körper» der Seele: die Neuplatoniker 159 — Claudianus Mamertus 162 — Augustinus von Hippo 168 — Claudianus Mamertus: «De statu animae» 173 — Zusammenfassung 176

Fünftes Kapitel
Der Körper Gottes und die spätantike jüdische Mystik 179

1. Zeugnisse der Frömmigkeit 179
Die Vision des Ezechiel und ihre frühe Rezeption 181 — Zur Definition eines schwierigen Begriffspaares 190 — Merkava-Mystik in der hohen Kaiserzeit 198
2. Das «Shicur Qoma»—Textmaterial 202
Einordnung und Überlieferung 2o2 — Shi`ur Qoma: die Überlieferung des Textmaterials 206 — Gottes Körper in den «Shieur Qoma»-Texten 211 — «Shi`ur Qoma»-Traditionen bei christlichen Autoren 223 — Das «Buch des Elchasai» 227 — Die sogenannte Gnosis 234

Sechstes Kapitel
Der Körper Gottes in der spätantiken christlichen Theologie 247

1. «Über die Seele und den Körper» 247
Melito von Sardes 249 — Irenaeus von Lyon 261 — Die pseudo-clementinischen Homilien 267
2. Christliche Debatten im vierten Jahrhundert 284
Lactantius über göttliche Affekte 284 — Eusebius von Emesa über Gottes Unkörperlichkeit 290 — Augustinus von Hippo 298
3. Die anthropomorphitische Kontroverse 310
Der Begriff «Anthropomorphiten» 311 — Patriarch Theophilus III. von Alexandrien und der Beginn der Kontroverse 314 — Der Ausbruch des sogenannten ersten origenistischen Streits 319 — Die Motive des Patriarchen 325 — Evagrius Ponticus und seine Polemik 327 — Die Kritik der «Anthropomorphiten» am radikalen Origenismus 334 — Der Beginn der Konflikte 34o — Die Auseinandersetzungen in der Vita des Aphu von Oxyrhyrichus/Peme 345 — Die Auseinandersetzungen in den «Collationes Patrum» des Johannes Cassianus 351 — Das theologische Profil der «Anthropomorphiten» 353 — Die Nachgeschichte 361 —Der Körper des Mönchs 364 — Zusammenfassung und Ausblick 372

Siebtes Kapitel
Der Körper Gottes und die antike Christologie 373

Die Inkarnation als Spezifikum? 374 — Debatten über die Göttlichkeit des Körpers Jesu Christi 376 — Die Aufwertung des menschlichen Körpers Jesu Christi 378 — Die Abwertung des menschlichen Körpers Jesu Christi zu einem «Scheinleib» 38o — Die Ansichten des Julius Cassianus 384 — Valentinus von Rom 386 — Über die Lehren der «Anschein-Leute» 388— Der Auferstehungsleib Jesu Christi 394 — Die Auseinandersetzungen um die «Unverderblichkeit» des Körpers Jesu Christi 398 — Die Körperlichkeit Jesu Christi in den kanonisch gewordenen Evangelien 404 — Das Bekenntnis des Agathonicus von Tarsus 410 — Der göttliche Körper Jesu Christi und der menschliche Körper 414 — Zusammenfassung 418
Schluss: Erledigte Vorstellungen von Gott? 419

Anhang
Abkürzungen 435 — Anmerkungen 437 — Bildnachweis 769 — Verzeichnis der Sekundärliteratur 770 — Stellenregister 869 — Personenregister 894