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Goethes Faust
Erster und Zweiter Teil. Grundlagen - Werk - Wirkung
3. Auflage
Jochen Schmidt
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406617560 (ISBN: 3-406-61756-5)
383 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2011
EUR 19,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Jochen Schmidt interpretiert den «Faust» nicht nur aus dem Horizont des Werkes selbst und von anderen Werken sowie theoretischen Äußerungen Goethes her, sondern rückt ihn auch in seine geschichtliche Dimension. Ein einleitendes Kapitel untersucht die Faust-Gestalt vom 16. Jahrhundert bis zu Goethe. Im Zentrum des Buches steht die Interpretation des «Faust I». Der Autor verbindet den Aufriß übergeordneter Konzeptionen und Strukturen mit Szenen-Analysen und präzisen Text-Erläuterungen. Der zweite Teil des Dramas wird mit seinen thematischen Schwerpunkten innerhalb eines historisch perspektivierenden Überblicks charakterisiert. «Faust nach Goethe», das Schlußkapitel, behandelt Faust als nationale Identifikationsfigur der Deutschen.
Das Werk bringt zudem eine schematisierte Übersicht über Faust-Dichtungen, Faust-Kompositionen und Faust-Bilder bis zur Gegenwart, eine Szenen-und Verskonkordanz zu «Urfaust», «Fragment» von 1790 und «Faust I» sowie eine Übersicht über die metrischen Formen. Das Buch bietet eine gute Grundlage für Studium, wissenschaftliche Auseinandersetzung und vertiefende Lektüre.
Jochen Schmidt lehrte bis 2004 Neuere Deutsche Literatur an den Universitäten Tübingen und Freiburg. Er ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Rezension
Goethes Faust zählt auch heute noch in der Schule zu den klassischen Lektüren. Entsprechend gibt es schon allein für den schulischen Gebrauch unzählige Lektüreschlüssel, Analysen und Materialien; die fachwissenschaftlichen Arbeiten zu Goethes Faust lassen sich kaum mehr überblicken. Von solchen nicht selten allzu flachen Heftchen unterscheidet sich diese gediegene Darstellung in ihrer Durchdringungstiefe deutlich. Vor allem wird Goethes Faust nicht nur werkimmanent oder stoff-vergleichend interpretiert, sondern wesentlich auch in seiner geschichtlichen Dimension. Ein einleitendes Kapitel untersucht die Faust-Gestalt vom 16. Jahrhundert bis zu Goethe. Dennoch bleibt die Darstellung gut lesbar und vor allem didaktisch insofern gut aufbereitet, dass mit Hilfe der Register und Konkordanz (Anhang) und der klaren Gliederung schnell das Gesuchte aufgefunden werden kann.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Darstellung interpretiert den Faust nicht nur aus dem Horizont des Werkes selbst und von anderen Werken sowie theoretischen Äußerungen Goethes her, sondern rückt ihn auch entschieden in seine geschichtliche Dimension. Das Buch vereinigt wissenschaftliche Exaktheit mit einem klaren, flüssig lesbaren Stil. Es ist so aufgebaut, daß der Leser bis in Teilbereiche hinein rasch Orientierung findet.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
I. Faust vom 16. Jahrhundert bis zu Goethe
1. Das Faustbuch von 1587 11
1.1 Der historische Faust und der Weg zum Faustbuch 11
1.2 Die Problematik des Begriffes ,Volksbuch' 13
1.3 Die theologische Konzeption 14
1.4 Die Verdammung von Forschungsdrang und Entdeckungslust angesichts der modernen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit 20
1.5 Das Teufelsbündnis im Vergleich zu früheren und späteren Werken 22
2. Christopher Marlowe: The Tragicall History of the Life and Death of Doctor Faustus 24
3. Faust im 17. und 18. Jahrhundert: Neubearbeitungen des Faustbuchs und Marlowes Fortwirken auf dem Theater. Neuansatz bei Lessing und im Urfaust 28
4. Elemente der Faust-Tradition bei Goethe 30
II. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil
1. Die Entstehungsgeschichte: Vom Urfaust über das Fragment von 1790 bis zum Faust I 34
2. Vom Urfaust zum Faust I: Tendenzen der Umformung 38
3. Historische Konturen des 18. Jahrhunderts im Faust I 40
4. Konzeption, Komposition und Handlungsstruktur 42
5. Präludium: Zueignung, Vorspiel auf dem Theater und Prolog im Himmel 47
5.1 Legitimation für das Wiederaufgreifen des Jugendwerks: Zueignung 48
5.2 Reflexion auf das Wesen der Dichtung und ihr Verhältnis zur Theaterpraxis: Vorspiel auf dem Theater 50
5.3 Der Horizont prästabilierter Harmonie jenseits des tragischen Geschehens: Prolog im Himmel 56
6. Die erste Szene: Nacht 68
6.1 Die Gesamtkonzeption: Die Sphäre der Wissenschaft als Paradigma entfremdeten und beschränkten Daseins. Fausts Suche nach schöpferischer Authentizität im Namen der „Natur" 68
6.2 Die Bedeutung der Magie und ihrer Vorgeschichte 73
6.3 Die Makrokosmos-Vision und ihre neuplatonisch-pansophische Esoterik 75
6.4 Der Erdgeist im Kontext pantheistischer Naturphilosophie 85
6.5 Fausts Dialog mit Wagner: Neue und alte Poetik. Die Wagner-Gestalt in der Tradition der Gelehrtensatire 89
7. Konzeptioneller Brückenschlag von der Anfangsszene zu den späteren Studierzimmerszenen: Fausts Melancholie als Voraussetzung des Teufelspakts 95
8. Erste Öffnung zur Welt lebendiger Erfahrung: Vor dem Tor 108
9. Das dramaturgische Herzstück: Fausts Verbindung mit Mephisto in den Studierzimmerszenen 117
9.1 Das innere Übergangsgeschehen 118
9.2 Mephisto 122
9.3 Fausts und Mephistos zentraler Dialog in der Szene Studierzimmer (II): Pakt, Wette und Motivation der Weltfahrt 128
9.4 Der Gesang der Geister in den Studierzimmerszenen: Die Stimmen des Unbewußten und Halbbewußten 138
10. Der Epilog zu Fausts Gelehrtendasein: Wissenschaftssatire 141
11. Beginn der Weltfahrt. Sinnlichkeit und politische Satire: Auerbacbs Keller und Hexenküche in der Fernperspektive auf die Walpurgisnacht 144
11.1 Auerbachs Keller: Allseitige Satire auf die alten Stände Klerus und Adel sowie auf den neuen revolutionären „Freiheits"-Drang des „Volks" 144
11.2 Hexenküche: Verjüngung und universeller Einbruch des Irrationalen. Fausts Disposition zur Sinnlichkeit 149
12. Die Grundkonzeption der Gretchen-Handlung 157
13. Die Struktur der Gretchen-Handlung 160
14. Gretchen 162
15. Fausts Selbstreflexion in der zentralen Szene Wald und Höhle 164
16. Fausts innere Problematik 172
17. Gretchens Verführung: Von der ersten Begegnung bis zu Marthens Garten 176
18. Gretchens Bedrängnis und Ächtung: Die gesellschafts- und kirchenkritische Szenensequenz Am Brunnen, Zwinger, Nacht. Straße vor Gretchens Türe, Dom 180
19. Die Gefahr der sich verselbständigenden Sexualität: Walpurgisnacht 186
19.1 Biographische und historische Voraussetzungen. Funktion und Struktur der Gesamtszene l86
19.2 Die ursprüngliche Konzeption der Walpurgisnacht 192
19.3 Der ursprüngliche Schluß der Walpurgisnacht vor dem Hintergrund der historischen Hexenverfolgung 197
19.4 Warum hat Goethe auf die ursprüngliche Konzeption der Walpurgisnacht verzichtet? 201
20. Gretchens Katastrophe: Die abschließende Szenensequenz Trüber Tag. Feld, Nacht. Offen Feld, Kerker 203
III. Der Tragödie zweiter Teil
1. Die Entstehungsgeschichte 210
2. Grundzüge des Alterswerks. Differenz und Zusammenhang von Faust I und Faust II 212
3. Der historische Gesamthorizont. Faust als der sich autonom setzende Mensch der Moderne 215
4. Die fünf Akte in historischer Perspektive 220
5. Faust und Mephisto: Die Ambivalenz des modernen Fortschritts 229
6. Helena: Die geschichtliche Vermittlung antiker Kultur von der Renaissance bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts 234
6.1 Die Gesamtkonzeption des dritten Aktes 234
6.2 Antikisierende Stilelemente im dritten Akt 238
6.3 Die historische Kontur der Helena-Gestalt: Die Synthese von Winckelmann-Rezeption und antiker Tradition in der Szene Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta 241
6.4 Die Vollendung der Kultur und die Gewinnung idealer Natur in der Begegnung mit der Antike: Innerer Burghof 245
6.5 Euphorion als Allegorie der Romantik und der Untergang der „klassischen" Kultur: Arkadien im „schattigen Hain" 253
7. Fortschritt als Zerstörungswerk der Moderne 264
7.l Beschleunigung und rastlose Unersättlichkeit als Merkmale des modernen Fortschritts 264
7.2 Abstraktheit, Virtualität und Desorientierung als Folgen der modern-fortschrittlichen Zivilisation 267
7.3 Der Gewaltcharakter der modernen Zivilisation im vierten und fünften Akt 270
7.4 Der Untergang der naturnahen alten Welt am Anfang des fünften Aktes: Philemon und Baucis 273
7.5 Der Untergang der kosmisch-schönen Welt: Das Lied des Türmers Lynkeus im fünften Akt 276
7.6 Die Sorge als Melancholie in der fortschreitenden Zivilisation: Mitternacht 278
7.7 Fausts letzte Illusionen: Die Ironisierung des modernen Fortschritts und der modernen Sozialutopien in der Szene Großer Vorhof des Palasts 282
8. „Ernste Scherze": Die Szene Grablegung 285
9. Bergschluchten: „Fortschritt" ins Unendliche und Apotheose des Eros 287
IV. Faust nach Goethe
1. Goethes Faust als nationale Identifikationsfigur im 19. und 20. Jahrhundert 305
2. Thomas Manns Doktor Faustus: Distanzierung von Goethe und Anschluß an das Faustbuch von 1587 319
Anhang
1. Faust-Gestaltungen im 19. und 20. Jahrhundert 325
1.1 Faust-Dichtungen 325
1.2 Faust-Parodien 326
1.3 Faust-Vertonungen 327
1.4 Faust in der bildenden Kunst 333
2. Die wichtigsten metrischen Formen in Faust I und Faust II 334
3. Szenen- und Verskonkordanz zu Urfaust, Fragment von 1790 und Faust I 338
Bibliographie 342
Begriffsregister 373
Namenregister 376
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