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Goethe Die Erfindung der Moderne
Goethe
Die Erfindung der Moderne




Jeremy Adler

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406776960 (ISBN: 3-406-77696-5)
655 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2022

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Johann Wolfgang von Goethe wurde oft als der letzte Renaissance-Mensch bezeichnet. Der renommierte Germanist Jeremy Adler zeigt in dieser neuen Biographie, dass Goethe mit gleichem Recht als Erfinder der Moderne gelten kann, der vieles vorwegnahm, was in den letzten beiden Jahrhunderten auf den unterschiedlichsten Gebieten gedichtet und gedacht wurde.
Rezension
„Prometheus“(1774), „Der Erlkönig“(1782), „Der Zauberlehrling“(1797), „Die Leiden des jungen Werthers“(1787), „Götz von Berlichingen“(1773), „Iphigenie auf Tauris“(1787), „Torquato Tasso“(1790), „Faust I“(1808), „Faust II“(1832), „Zur Farbenlehre“(1810), „West-östlicher Diwan“(1827) sowie „Dichtung und Wahrheit“(1811-1833). Diese Werke gehören zu den weltweit bekanntesten von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), zugleich bilden manche literarische von ihnen seit Jahrzehnten den Gegenstand des Deutschabiturs verschiedener Bundesländer. Der weltliterarische Rang des deutschen Dichters ist unumstritten. Goethe war aber nicht nur Schriftsteller, sondern auch Theaterdirektor, Jurist und Staatsmann. Zudem verfasste er Beiträge zur Philosophie, Religion, Pädagogik, Architektur, Biologie und Physik. Deshalb wurde der Universalgelehrte als der letzte Renaissance-Mensch bezeichnet.
Eine neue Perspektive auf den Dichter entwickelt Jeremy Adler (*1947) in seiner Biographie „Goethe. Eine Erfindung der Moderne“, die 2022 bei C.H. Beck erschienen ist. Dabei handelt es sich um eine umfangreich erweiterte Ausgabe seiner 2020 auf Englisch publizierten Einführung „Johann Wolfgang Goethe“. Adler deutet in seinem auf Deutsch veröffentlichten Werk Goethe als Ideen- und Impulsgeber der Moderne, als zentral für die Theorieentwicklung von modernen Wissenschaftler:innen verschiedener Fachdisziplinen. So behauptet der emeritierte Germanistikprofessor, Goethe sei ein Begründer des Liberalismus gewesen, habe die Doppelhelix vorweggenommen und entscheidenden Einfluss auf die Weltanschauung Einsteins ausgeübt. Adlers Ausführungen über die Goethe-Rezeption des Entdeckers der Relativitätstheorie können als gelungen angesehen werden, gleichermaßen die von Adler über die Bedeutung der Goetheschen Farbenlehre, der er wie der Berliner Philosophieprofessor Olaf F. Müller Aktualität attestiert. Weniger differenziert sind die Ausführungen Adlers über die Bedeutung Goethes für die moderne Soziologie, für Karl Marx, Herbert Spencer, Émile Durkheim, Georg Simmel und Max Weber. Hier wäre eine genaue Analyse des Einflusses anderer soziologischer Schriften auf die Denker hilfreich gewesen.
Zurecht würdigt Adler in seiner ideengeschichtlichen Monographie den Einfluss von William Shakespeare, Baruch de Spinoza und Immanuel Kant auf Goethes Denken. So identifiziert der Wissenschaftler Goethes morphologisches Gesetz als maßgeblich für dessen Weltanschauung, wie es in der 1817 verfassten Stanzensammlung „Urworte. Orphisch“ zum Ausdruck kommt: „Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.“ Lehrkräfte der Fächer Deutsch, Philosophie und Ethik werden durch Adlers Werk motiviert, sich problemorientiert mit dem vielfältigen Werk Goethes im Unterricht auseinanderzusetzen, zum Beispiel mit seinem Kosmopolitismus und seiner nicht-szientistischen Begründung der Naturwissenschaften.
Fazit: Die neue Goethe-Darstellung von Jeremy Adler bietet eine gute Einführung in das Leben und das vielschichtige Werk des Weltliteraten. Zugleich stellt sie anhand von ausgewählten Rezeptionen der Goetheschen Ideen auf Seiten moderner Wissenschaftler die Aktualität seines Denkens unter Beweis.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Johann Wolfgang von Goethe wurde oft als der letzte Renaissance-Mensch bezeichnet. Der renommierte Germanist Jeremy Adler zeigt in dieser neuen Biographie, dass Goethe mit gleichem Recht als Erfinder der Moderne gelten kann, der vieles vorwegnahm, was in den letzten beiden Jahrhunderten auf den unterschiedlichsten Gebieten gedichtet und gedacht wurde.
Jeremy Adler macht deutlich, was Goethes "Götz von Berlichingen" mit Tschechow und Ibsen zu tun hat, der "Werther" mit Flaubert und Proust oder der "Faust" mit Musil, Joyce und Simone de Beauvoir. Von Darwin und Marx bis zu Weber und Einstein haben die Wissenschaften von Goethes Schaffen gezehrt. Gleichwohl war Goethe kein einsames Genie. Jeremy Adler zeigt ihn in seinen zeitgenössischen Kontexten, die halb Europa umspannten, und erzählt von Goethes Begegnungen mit den Großen seiner Zeit, von Beethoven bis Napoleon. Auf diese Weise gewinnt er frische Perspektiven auf Goethes wichtigste Werke, auf sein Leben, sein naturwissenschaftliches Denken und sein politisches Wirken. Und wir begreifen, warum Goethe zu lesen noch immer so aufregend sein kann.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 9
Abkürzungen 10
Einleitung 11
1. Geburt eines Dichters 30
2. Sturm und Drang 52
3. Die ersten Jahre in Weimar 80
4. Die italienische Wende 124
5. Die klassische Mitte 151
6. Der kulturelle Kosmopolitismus 175
7. Die Natur spricht dich los 200
8. Die geistige Hauptstadt der Welt 218
9. Zur Naturwissenschaft überhaupt 236
10. Weltseele 250
11. Gefühl ist alles 268
12. Voilà un homme 285
13. Ein Kontinent im Kontinent 305
14. Mitbegründer des Liberalismus 325
15. Das Sittlich-Höchste 343
16. Aus dem Munde allerley Lehrer 350
17. Ein Drittel des Lebens 356
18. Die tragische Verschwendung 366
19. Der reine Osten 373
20. Der globale Roman 395
21. La Malaise sociale 425
22. Stifter der Verfassung 437
23. Europäische Weltweisheit 452
24. Kosmologische Lyrik 466
25. Das Faustische Zeitalter 475
26. Zur Utopie des Kapitals 486
27. Der Mythos der Moderne 521
Auswahlbibliographie 537
Danksagung 539
Anmerkungen 543
Bildnachweise 641
Personenregister 642