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Glaubensfragen in Europa Religion und Politik im Konflikt
Glaubensfragen in Europa
Religion und Politik im Konflikt




Elke Ariens, Helmut König, Manfred Sicking (Hrsg.)

Transcript
EAN: 9783837617078 (ISBN: 3-8376-1707-6)
232 Seiten, paperback, 14 x 23cm, November, 2011

EUR 27,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Burkas in Frankreich, Moscheebau in Köln, Minarette in der Schweiz – der öffentliche Diskurs über die Integration von Muslimen in Deutschland und Europa ist geprägt vom Konflikt zwischen Religionsfreiheit und der westlichen Trennung von Religion und Politik.

Doch wie neutral muss der Staat hier eigentlich sein? Wie können die Errungenschaften der Aufklärung verteidigt werden, ohne dass das Recht auf Religionsausübung verletzt wird? Und welchen Stellenwert hat Religion in den modernen westlichen Gesellschaften noch? Diesen und weiteren Fragen gehen die Beiträge in diesem Band nach. Experten aus den Bereichen der Islamwissenschaft, Politikwissenschaft und Migrationsforschung beleuchten das Verhältnis von Staatlichkeit und Religion.
Rezension
Konkret entzünden sich z.Zt. Konflikte zwischen Religion und Politik in unserer Gesellschaft an sehr realen Problemfeldern wie Burkas, Kopftüchern, religiösen Karikaturen oder Moscheebauten. Einerseits sichert die westliche Demokratie die passive wie aktive Religionsfreiheit zu, andererseits muss die westliche Demokratie die Trennung von Religion und Politik einhalten. Das führt zu Konflikten und deshalb ist Religion in den vergangenen Jahren zunehmend zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen geworden, gefördert durch die Anschläge islamisch-fundamentalistischer Terroristen auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001. Modernisierung der Gesellschaft führt offenbar nicht zwangsläufig zur Säkularisierung der Gesellschaft. In modernen Gesellschaften scheint es nicht zwingend zu einem Bedeutungsverlust der Religionen kommen zu müssen. Dieser Band beschreibt das aktuelle Verhältnis von Religion und Politik in Europa.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zwischen der Freiheit der Religionsausübung und der Trennung von Religion und Politik – welchen Weg geht der Westen im Streit um Burkas, Kopftücher, Moscheebau und Integrationspolitik?

Autoreninfo:
Elke Ariëns ist Geschäftsführerin der Initiative »Europäische Horizonte« und Hochschulbeauftragte der Stadt Aachen.
Helmut König (Dr. phil.) ist Professor für Politische Wissenschaft an der RWTH Aachen mit dem Schwerpunkt Politische Theorie und Ideengeschichte.
Manfred Sicking (Dr. phil.) ist Co-Dezernent der Stadt Aachen und Lehrbeauftragter am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen.
WWW: www.horizonte.rwth-aachen.de

Schlagworte
Religion, Religionsfreiheit, Politik, Säkularität, Christentum, Islam, Integration

Adressaten
Soziologie, Theologie, Politikwissenschaft, Philosophie und die interessierte Öffentlichkeit


Interview
... mit Elke Ariëns, Helmut König und Manfred Sicking

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Wie gelingt ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Weltanschauungen in unseren multikulturellen Gesellschaften? Oder sind das Anrecht auf freie Ausübung der religiösen Zugehörigkeit und das Ideal einer offenen, toleranten Gesellschaft, in der jeder zu seinem Recht kommt, an einem bestimmten Punkt schlicht nicht mehr miteinander zu vereinbaren?
Die Aufsätze unseres Bandes beleuchten unterschiedliche Perspektiven einer Diskussion, die den öffentlichen Diskurs künftig prägen wird.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Vor dem Hintergrund der – in weiten Teilen recht polemisch geführten – Diskussionen der jüngeren Vergangenheit kann eine wissenschaftlich fundierte Betrachtung u.E. nur hilfreich sein, wenn es um neue Perspektiven geht. Doch auch bei den einzelnen Beiträgen wird der Leser sicherlich neue Aspekte und Sichtweisen entdecken können – bspw. die Untersuchung Rainer Prätorius' zur Integrations- und Religionsfrage in den USA oder bei Claus Leggewies Plädoyer für eine offene Streitkultur, gerade bei Fragen der Vereinbarkeit und Rolle von Religion und Politik.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen Debatten in Wissenschaft und Gesellschaft zu?
Die Bedeutung von Religion und Religiosität in unserer säkularisierten westlichen Welt haben in den vergangenen Jahren mitnichten abgenommen – die hiermit einhergehenden Herausforderungen ebenso wenig. Auf nationalstaatlicher Ebene (Stichwort: Integrationsrat) wie auf Ebene der Stadtgesellschaft (Stichwort: Moscheekonflikte) müssen sich die Akteure mit den Fragen der Vereinbarkeit von Religion und Politik auseinandersetzen.

4. Welche besonderen Aspekte kann die wissenschaftliche Betrachtung in die öffentliche Diskussion einbringen?
Die Diskussion über die Vereinbarkeit von Religion und Politik rührt an das Selbstverständnis und die Identität einer Gesellschaft und ihrer Individuen. Die öffentlich geführte Diskussion der jüngeren Vergangenheit war denn leider auch oft geprägt von einer Gemengelage aus persönlicher Betroffenheit der Diskutanten und subjektivem Halbwissen. Faktensicherheit einerseits sowie der Versuch einer sozialhistorischen wie religionsphilosophischen Verortung andererseits können hier nur hilfreich sein.

6. Ihr Buch in einem Satz:
»Glaubensfragen« beleuchtet eines der wesentlichen Probleme unserer Gesellschaft und liefert Impulse für eine unaufgeregte, differenzierte Diskussion.

Editorial zur Reihe "Europäische Horizionte":
Die politische Einigung Europas nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist historisch einzigartig. 1500 Jahre europäische Kriegsgeschichte sollen hier zu Ende kommen und zu einer dauerhaften Entfaltung der Demokratie führen. Die Suche nach geeigneten Verfahren und Institutionen bleibt jedoch schwierig. Zentrale Fragen wie die Verteilung von Aufgaben und Kompetenzen, der Ausgleich zwischen einzelstaatlichen und gemeinschaftlichen Interessen, die demokratische Legitimation sowie die Ausgestaltung der Meinungs- und Willensbildungsprozesse sind nach wie vor offen.
Europa als Ganzes ist nicht identisch mit seinen Teilen, mit den Ländern der Europäischen Union und des Kontinents. Was aber macht Europa aus? Worin bestehen seine Gemeinsamkeiten, wo verlaufen seine Grenzen, wie ist die Relation von Einheit und Vielfalt? Wie unterscheidet es sich von anderen Weltregionen, Kulturen und politischen Ordnungen?
Die Buchreihe Europäische Horizonte greift zentrale europäische Gegenwarts- und Zukunftsfragen auf und gibt politischen, ökonomischen und kulturellen Problemstellungen gleichermaßen Raum.

Die Reihe wird herausgegeben von Friedrich Jaeger, Helmut König, Claus Leggewie, Emanuel Richter und Manfred Sicking.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Elke Ariëns, Helmut König, Manfred Sicking | 7

Kirchlichkeit, Religiosität und Spiritualität in Europa
Detlef Pollack | 15

Religiöse Pluralisierung im Einwanderungsland Deutschland
Dietrich Thränhardt | 51

Religionsvielfalt als Problem?
Zur Formgebung religiöser Differenz und zur Zivilisierung von Religionskonflikten
Claus Leggewie | 71

Grenzen der Religionsfreiheit ausloten.
Zur Diskussion um Kopftuch- und Burka-Verbote in Deutschland und Europa
Kirsten Wiese | 87

Zum Verhältnis von Religion, Recht und Politik: Säkularisierung im Islam
Gudrun Krämer | 127

Der Islam in der Moderne
Wolfgang Günter Lerch | 149

Religion und Politik in den USA:
Minderheitenschutz, religiöse Formation und politische Mobilisierung
Rainer Prätorius | 161

Religiöse und säkulare Argumente im Konflikt? Kritik einer irreführenden Dichotomie
Julien Winandy | 175

Bildung der Öffentlichkeit.
Nachdenken mit Schleiermacher über Staat, Gesellschaft, Religion und Erziehung
Burkhard Biella | 197

Autorinnen und Autoren | 227