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Giacometti Die Gestalt als Herausforderung Véronique Wiesinger
Giacometti
Die Gestalt als Herausforderung


Véronique Wiesinger
Schirmer-Mosel
EAN: 9783829609197 (ISBN: 3-8296-0919-1)
144 Seiten, hardcover, 15 x 20cm, Mai, 2024

EUR 24,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ob als Maler, Bildhauer, Zeichner, Schriftsteller, ob in seinen Radierungen oder seinem kunsthandwerklichem Schaffen – unaufhörlich beschritt Alberto Giacometti neue Wege. Von seinen Anfängen im väterlichen Maleratelier bis zu seiner internationalen Anerkennung in den 1960er Jahren zeigte er sich wild entschlossen, mit einfachsten Mitteln und auf der Basis traditioneller Motive neue Formen der Darstellung zu erfinden, sei es in Portraits, Stillleben, menschlichen Figuren oder Landschaften. Ein kurzer Ausflug in den Surrealismus bestärkte ihn in seinem Glauben, an eine Wirklichkeit jenseits des oberflächlichen Scheins, und diese sich ständig wandelnde Wirklichkeit wiederzugeben blieb sein beständiger Antrieb. Die Vielzahl der werke, die sich mit der Zeit anhäuften, zeugen von einem eigenen, zugleich beunruhigenden und wunderbaren Universum, das sich aus der Gesamtheit seines Schaffens formt. Véronique Wiesinger verharrt nicht in der Bilderwelt aus der existenzialistischen Phase des einsamen und hochsensiblen Künstlers, sondern zeigt ihn in all seiner widersprüchlichen Komplexität, als den experimentellen Künstler von Generationen übergreifender Zeitlosigkeit.
Rezension
„Löffelfrau“(1927), „Unangenehmes Objekt“(1931), „Die Waldlichtung“(Platz mit 9 Figuren) (1950), „Der Wagen“(1950) und „Schreitender Mann“(1960). Diese Skulpturen gehören zu den bekanntesten von Alberto Giacometti (1901–1966). Der Künstler wird zurecht zu den größten Bildhauern des 20. Jahrhunderts gezählt. Ikonisch sind seine stabdünnen menschlichen Figuren. Von Giacometti stammen aber nicht nur Skulpturen, sondern auch Zeichnungen, Grafiken und Gemälde.
Welchen Einfluss hatte der Surrealismus auf sein Œuvre? Wann entwickelte Giacometti seinen eigenen Stil? Entwarf er auch Armleuchten? Spiegelt sich Giacomettis Verehrung von Paul Cézanne in seinem Werk wider? Bildeten Giacomettis Zeichnungen die Basis für seine Skulpturen? Sind Giacomettis Arbeiten Ausdruck existenzialistischer Philosophie? In welchem Verhältnis standen er und Jean-Paul Sartre zueinander? War Giacometti ein bibliophiler Mensch?
Fundierte Antworten auf diese kunsthistorischen und biographischen Fragen liefert Véronique Wiesinger in ihrer Künstlermonographie „Giacometti. La figure au défi“ aus dem Jahre 2007, welche anlässlich der von ihr im Centre Pompidou in Paris präsentierten Ausstellung „Làtelier d`Alberto Giacometti, collection de la Fondation Alberto et Annette Giacometti“ erschien. 2024 wurde der Band in der deutschen Übersetzung von Michaela Angermair unter dem Titel „Giacometti. Die Gestalt als Herausforderung“ im Verlag Schirmer/Mosel publiziert. Das Buch zeichnet sich durch eine auch für kunsthistorische Lai:innen gute Verständlichkeit aus und ist versehen mit 140 teils farbigen Abbildungen. Besondere Erwähnung verdienen die dem Buch beigefügten Auszüge aus Briefen und Veröffentlichungen Giacomettis, Gesprächszeugnisse mit ihm und Kritiken seiner Werke und Ausstellungen.
Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst werden durch den vorliegenden, kompakten Band motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit Skulpturen und dem Werk Giacomettis auseinanderzusetzen. Seine Arbeiten eignen sich auch im Philosophie- und Ethikunterricht zur Thematisierung von anthropologischen, existenziellen und sozialphilosophischen Fragen.
Fazit: Véroniques Wiesingers kompakter Band „Giacometti. Die Gestalt als Herausforderung“ bietet eine hervorragende Einführung in das vielschichtige Werk des Jahrhundertbildhauers.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Alberto Giacometti (1901–1966) gilt als einer der größten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, und auch als Maler hat er, insbesondere in seinen späten Jahren, ein bedeutendes, meist monochromes Werk geschaffen. Der Sohn des postimpressionistischen Künstlers Giovanni Giacometti kehrte seiner Heimat, dem schweizerischen Bergell, bereits im Alter von 18 Jahren den Rücken, um eine Genfer Kunstschule zu besuchen und sich nach Studienreisen durch Italien 1922 in Paris niederzulassen. Schnell erlangte er Anerkennung im Kreis der Surrealisten und bei einflussreichen Auftraggebern wie dem Ehepaar Noailles. Als er nach dem Krieg nach Frankreich zurückkehrte, begann er sich für die existenzialistische Ideenwelt zu interessieren und seine ikonischen stabdünnen, übergroßen menschlichen Figuren zu schaffen, die ihn bald international bekannt machten. 1956 vertrat er die Schweiz auf der Biennale von Venedig, 1959 stellte er auf der documenta aus, 1961 gestaltete er auf Becketts Wunsch das Bühnenbild für Warten auf Godot, seit 1964 stehen drei seiner langgestreckten Figuren im Innenhof der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence, 1965 richtete ihm das New Yorker MoMA eine Retrospektive aus. Das vorliegende Buch gibt einen ebenso detaillierten wie kompakten und reich bebilderten Einblick in Alberto Giacomettis Leben und Werk. Jenseits aller Klischees vom einsamen und zweifelnden Künstler der existenzialistischen Epoche zeigt die Kunsthistorikerin Véronique Wiesinger Giacometti in all seiner Widersprüchlichkeit und begibt sich auf die Spur seines avantgardistischen, seriellen Schaffens, das aus dem künstlerischen Prinzip der nie zu erreichenden Vollendung erwächst.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
„Und das ganze Atelier vibriert, lebt."
10
Kapitel 1
DIE ANFÄNGE EINES KÜNSTLERSOHNES
28
Kapitel 2
IN DER ZEIT DES SURREALISMUS
54
Kapitel 3
EIN KÜNSTLER, DEN MAN NICHT EINORDNEN KANN
92
Kapitel 4
EINE UNENDLICHE SUCHE
113
Zeugnisse und Dokumente