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Gewaltfrei durch Erziehung
Versuch einer Pädagogik des friedlichen Zusammenlebens - Das Konzept der bindungsbasierten frühkindlichen Entwicklung und Erziehung (BBFEE)
Rüdiger Posth
Waxmann
EAN: 9783830928256 (ISBN: 3-8309-2825-4)
356 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2013
EUR 24,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Erziehung und Gewalt sind grundsätzliche Bestandteile des menschlichen Lebens. Doch welche Verbindung gibt es zwischen ihnen? Und lässt sich Gewalt durch Erziehung verhindern? Die Frage ist von großem Interesse, denn selbst dort, wo auf der Welt Überfluss herrscht, wo demokratische Rechte verwirklicht sind und wo es Ordnungssysteme gibt, die über den Frieden in der Gesellschaft wachen, selbst da ist Gewalt ein scheinbar nicht auszumerzender Teil des Lebensalltags.
Mit neuen Überlegungen und Schlussfolgerungen zu Gewalt und Gewaltlosigkeit im Hinblick auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beschäftigt sich Rüdiger Posth in diesem Buch. Er korrigiert dabei den Fokus von alleinigen gesellschaftlichen und allgemein sozialen Ursachen und richtet ihn auf die individuelle, menschliche Veranlagung zu Aggression und Gewaltfähigkeit. Dazu untersucht er das Verhältnis zwischen Erbanlage (Genetik) und Umgebungseinfluss (Epigenetik) als etwa gleichstarke Ursachen und setzt Temperamentsfaktoren und Charakteranlagen zu ungünstigen familiären Lebensbedingungen in Beziehung. Neben der Aggression wird das Machtbedürfnis des Menschen als die andere Quelle von Gewalt herausgestellt.
Die Gegenkraft zur Gewalt bildet in der Sozialisierung des Menschen das Bindungsprinzip, welches der Autor als einen entscheidenden Schlüssel zur Eindämmung von Aggression unter Menschen wertet. Bindung fördert die Fähigkeit zur Empathie, erleichtert den geistigen Perspektivwechsel und führt zur Ausbildung von Gewissen und Vernunft. Eine Erziehung ohne Gewalt ist hierfür grundsätzliche Voraussetzung.
Reiche Kenntnisse in der psychosozialen Entwicklung des Kindes und ein tiefer Einblick in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen machen das Buch zu einem fundierten Kompendium der Kindererziehung, von dem neben Fachleuten auch Eltern profitieren werden.
Rüdiger Posth, geboren 1951 in Köln, absolvierte das Hochschulstudium der Medizin an der Universität Düsseldorf. Seine Dissertation legte er im Fach Neuropathologie vor. Seit 1988 hat er sich als Kinderarzt in Bergisch Gladbach niedergelassen. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag von Anfang an auf der Kinderpsychologie. Seit dem Jahr 2002 arbeitet er als Experte für Entwicklungsneurologie und -psychologie in einem großen Elternberatungsforum im Internet. Im Jahr 2006 erwarb er die Zusatzqualifikation Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut.
Rüdiger Posth ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Rezension
Lässt sich Gewalt durch Erziehung verhindern? Das ist die grundlegende Fragestellung dieses Buchs. Es stellt die Frage, wie es um die individuelle, menschliche Veranlagung zu Aggression und Gewaltfähigkeit steht. Und wie ist dabei das Verhältnis zwischen Erbanlage (Genetik) und Umgebungseinfluss (Epigenetik)? Nach Meinung des Autors ist die entscheidende Gegenkraft zur Gewalt das Bindungsprinzip und die Bindungsfähigkeit eines Menschen. Bindung fördert die Fähigkeit zur Empathie, erleichtert den geistigen Perspektivwechsel, hindert Aggression und führt zur Ausbildung von Gewissen und Vernunft. Dieses Buch geht mithin nicht - wie üblich - von den sozialen Ursachen von Gewalt in der Gesellschaft aus, sondern bewußt von den individuellen Prädispositionen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11
Allgemein einleitende Erklärungen 18
Teil 1
Das Bindungskonzept als natürliche Grundlage im Eltern-Kind-Verhältnis
1. Warum Bindung notwendig ist und wie sie entsteht 34
2. Warum das Kind geliebt werden muss und wie sich Bindung weiterentwickelt (die emotionale Integration) 40
3. Warum sich das Kind aufl ehnen muss, damit es selbstständig werden kann, und wie sich Bindung in der Loslösung fortsetzt 52
4. Warum die Kinder sich zu sozialen Wesen entwickeln, die Entstehung des autonomen Selbst und was die Bindung dazu beiträgt 69
5. Warum das Erwachsenwerden so schwer ist und wie die Bindung dabei helfen kann 90
Teil 2
Was geschieht, wenn die Bindung nicht glückt, und die daraus resultierenden Folgen
1. Die Gründe für die frühen Bindungsstörungen und ihre Entstehungsmechanismen, Entwicklungskrisen
und Beziehungsstörungen 96
a) Entwicklungskrisen und Beziehungsstörungen 98
b) Die Reaktionen des Kindes auf Entwicklungskrisen und Beziehungsstörungen 112
2. Trennungsangst als Zeichen der frühen Bindungsstörung 128
a) Allgemeines zur Angst und frühen Bindungsstörung 128
b) Die Entwicklungsangst und die Phobien 129
c) Die Trennungsangst 131
3. Aggressiv-oppositionelles Verhalten als Zeichen der frühen Bindungsstörung und das Kapitel AD(H)S 139
a) Aggressiv-oppositionelle Verhaltensstörungen 139
b) ADHS und ADS 147
4. Die reaktiven Bindungsstörungen mit Ausblick auf die schweren Bindungsstörungen und die Folgestörungen aggressiver und autoaggressiver Verhaltensweisen 155
a) Die Zeichen und Auswirkungen der reaktiven Bindungsstörung 155
b) Die Folgen aggressiver und autoaggressiver Verhaltensweisen 158
Teil 3
Was Eltern mit Erziehung zur sicheren Bindung beitragen können und wie man die gestörte Bindung wieder verbessern kann
1. Die normale Entwicklung zum ausgewogenen Selbst, die Schwierigkeiten der modernen Familien und der soziale Wandel 164
a) Erziehung unter allgemeinen Gesichtspunkten 164
b) Familie und familiäre Erziehung 171
c) Kollektiverziehung 173
d) Geschichte der Individualerziehung 175
e) Antiautoritäre und autoritative Erziehung 181
2. Kindliche Verhaltensweisen in der normalen Erziehung und die elterliche Kompetenz (Primärprävention) – die kurze Geschichte der frühkindlichen bindungsbasierten Erziehung 185
a) Praktische Erwägungen für das Erziehen 185
b) Die Temperamentsfaktoren und Grundgefühle 187
c) Die Charakteranlagen 190
d) Methodik der zugrundeliegenden Betrachtungsweise 194
e) Die Säuglingszeit 196
f) Die Kleinkindzeit 203
g) Die Kindergartenzeit 216
h) die Schulkindzeit 226
i) Präpubertät und Pubertät 233
3. Erzieherische Empfehlungen bei Beziehungsstörungen und drohenden Bindungsstörungen (Sekundärprävention) – wenn Erziehung schwierig wird 235
a) Allgemeine Vorbemerkungen zur Erziehungsbegleitung 235
b) Regression als Warnsignal 236
c) Rückbindung als Warnsignal 238
d) Parentifikation als gefährliche Entwicklung 241
e) Vernachlässigung und Verwahrlosung als gefährliche Entwicklung 243
f) Folgen von Beziehungs- und Bindungsstörungen 248
g) Pubertätskonflikte als Gefahr 252
4. Ausblick auf therapeutische Schritte und das Programm der frühen Hilfen – wenn Erziehung in der Familie nicht gelingt 255
Teil 4
Wie man sich eine Erziehung gegen Gewalt vorstellen kann und das basale 6-Stufenprogramm
1. Wille, Empathie und Gewissen als universelle Schritte zur Vernunft 259
a) Aggression und Macht mit ihrer negativen und positiven Bedeutung 259
b) Die Entwicklung der psychodynamischen Moraltheorie in der Ausbildung zur Vernunft 281
2. Moralentwicklung und religiöse Grundsätze 316
3. Die Grundlagen des Erziehungskonzepts gegen Gewalt als basales 6-Stufenprogramm 330
4. Die anderen Erziehungskonzepte im Vergleich 335
Statt eines Nachworts einige abschließende Anmerkungen zur Frage der Erziehung 341
Literatur 348
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