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Gewalt als Gottesdienst Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung
Gewalt als Gottesdienst
Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung




Hans G. Kippenberg

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406494666 (ISBN: 3-406-49466-8)
272 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2008, mit zwei Karten

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Eine Welle religiöser Gewalt verunsichert die Welt – und seit dem 11. September zunehmend den Westen. Islamische, christliche und jüdische Eiferer sind bereit, sich selbst und andere in einem Kampf gegen das Böse zu töten. Hans G. Kippenberg geht den spektakulären Gewalttaten der letzten Jahrzehnte nach und macht deutlich, daß die Globalisierung eine neue – unfriedliche – Epoche der Religionsgeschichte einläutet.



Prof. Dr. Hans G. Kippenberg ist Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt.
Rezension
Dieses erhellende Buch, das jedem Religionslehrer, aber auch jedem Gemeinschaftskunde- und Politiklehrer nur empfohlen werden kann, bringt u.a. folgende Erkenntnisse zu Tage: a) In religionswissenschaftlicher, d.h. religionsübergreifender Perspektive wird deutlich, dass Gewalt ein Phänomen jeder (monotheistischen) Religion ist und mithin in Judentum, Christentum und Islam begegnet. b) Insbesondere im Zeitalter der Globalisierung treten Bedrohungsängste auf, die (Teile von) Religion neu gewalttätig werden lassen. c) Gewalt kann dabei selbst als Gottesdienst der Religion begriffen werden (vgl. Buchtitel), - und nicht etwa als moralisch fehlerhafter Auswuchs von Religion. d) Die Globalisierung läutet eine neue, unfriedliche Epoche der Religionsgeschichte ein; denn die Monotheismen, die früher in begrenzten Räumen nebeneinander lebten, treffen jetzt global aufeinander.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die neue Gewalt in den Religionen

Hans G. Kippenberg beschreibt anhand zahlreicher Fälle, weshalb Religionsgemeinschaften gerade im Zeitalter der Globalisierung so mächtig geworden sind und warum sich in den letzten Jahrzehnten religiös begründete Gewalt ausgebreitet hat. Er deckt dabei überraschend ähnliche Muster in den großen Religionen auf. Christliche, islamische und jüdische Gemeinschaften sehen sich durch Mächte des Bösen bedroht; kleine aktivistische Gruppen rufen zum blutigen Kampf für die gottgefällige Ordnung auf. Dabei kommen Gewaltakte und kollektiver Selbstmord christlicher Gruppen in den USA ebenso zur Sprache wie Selbstmordoperationen von Muslimen im Nahen Osten, die Gewalt zionistischer Siedler, der Kriegszug junger Muslime gegen die USA am 11. September 2001 und der Krieg gegen den Terror. Gewalt, so das Fazit dieses provozierenden Buches, ist keine fremde und störende Zutat zur Religion, sondern kann selbst zum Gottesdienst werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

1. Einführung: Gewalt als religiöse Gemeinschaftshandlung
Darf man religiöse Gewalt verstehen wollen?
Religiöse Gewaltpraktiken
Wie intolerant ist der Monotheismus?
Religiöse Gemeinschaften als Träger von Gewalthandlungen
Religiöse Rahmungen gemeinschaftlicher Handlungen

2. Der Machtzuwachs religiöser Vergemeinschaftung
Die Ambivalenz religiöser Gemeinschaftlichkeit
Gemeindereligiosität in Judentum, Christentum und Islam
Religiöse Gemeinschaften als zivilgesellschaftliche Akteure
Verantwortungs- und Gesinnungsethik

3. Konflikte mit alternativen Religionsgemeinden: USA 1978 und 1993
Peoples Temple
Mord und Selbstmord
Kollidierende Handlungsskripte im Kampf um Waco
Weltbilder müssen übersetzt werden
Religiöse Handlungsmodelle und Gewalt

4. Jeder Tag Aschura, jedes Grab Kerbala: Iran 1977–1981
Ein schiitisches Umsturzritual wird neu inszeniert
Die Tyrannei der Verwestlichung
Kerbala wird zum Handlungsmodell
Inszenierungen des Märtyrertodes
Die Kategorie des Fundamentalismus
Die USA bleiben gefangen in ihren eigenen Annahmen

5. Die «Partei Gottes» greift in den Krieg ein: Libanon 1975–2000
Die Macht der libanesischen Religionsgemeinschaften
Die Aktivierung der Schiiten und das Verschwinden ihres Imams Musa al-Sadr
Hizbollah: Die Partei Gottes entsteht
Märtyrer zwischen individueller Entscheidung und gemeinsamer Verantwortung
Die Hizbollah als zivilgesellschaftlicher Akteur

6. Israels Kriege der Erlösung
Eine zweideutige Resolution der Vereinten Nationen
Der säkulare Zionismus und seine ultraorthodoxen Gegner
Eine heilsgeschichtliche Umdeutung der zionistischen Besiedlung Palästinas
Konflikte zwischen der Regierung Israels und den Siedlern
Strafe für die Nicht-Besiedlung der «Erlösten Gebiete»
Siedlergewalt gegen den Friedensprozess
Postzionismus

7. Eifern für das Stiftungsland Palästina
Islam und Islamismus in Palästina
Die erste Intifada
Die gesegnete Intifada der Grenzkämpfer
Palästina als Stiftungsland des Propheten
Märtyreroperationen bzw. Selbstmordanschläge
Das Verhältnis der Hamas zu Israel: «Koexistenz im Konflikt»

8. Amerikanische Protestanten bereiten den endzeitlichen Kriegsschauplatz in Palästina vor
Die Entsäkularisierung der US-Außenpolitik
Prämillenarische Konstruktionen zeitgenössischer Politik
Das Wunder der Wiederherstellung Israels
Die Popularisierung des prämillenarischen Geschichtsbildes

9. Am 11. September 2001: Ein Kriegszug auf dem Wege Gottes
Jihadisten in Afghanistan werden zur Basis eines weltweiten Netzwerks
Kriegerischer Jihad als Maxime von Gesinnungsethik
Al-QaÝida: Knotenpunkt weltweiter Netzwerke
Die Hamburger Zelle und die Vorbereitung des Kriegszugs
Die geistliche Anleitung für den 11. September
Die Kultivierung eines Kriegerethos in der Diaspora

10. Ein grenzenloser Krieg der USA gegen den Terror
Das amerikanische Konzept von Terrorismus
«Der Ruf der Geschichte»: Ein globaler Krieg von ungewisser Dauer
Ein Angriff auf das Sozialkapital islamischer Netzwerke
Die Suspendierung des Kriegsrechts für gefangene Jihadisten

11. Schlussbetrachtung: Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung
Neue Formen religiöser Gemeinschaftlichkeit und Gewalt
Heilsgeschichtliche Deutungsrahmen und Handlungsskripte
Heilsgeschichtliche Szenarien religiöser Gewalt
Wie kann man den Zyklus religiöser Gewalt unterbrechen?

Anmerkungen
Literatur
Register