lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Gemalte Wörter 214 chinesische Schriftzeichen - vom Bild zum Begriff Ein Schlüssel zum Verständnis Chinas, seiner Menschen und seiner Kultur
Gemalte Wörter
214 chinesische Schriftzeichen - vom Bild zum Begriff


Ein Schlüssel zum Verständnis Chinas, seiner Menschen und seiner Kultur

Edoardo Fazzioli

Marixverlag
EAN: 9783937715346 (ISBN: 3-937715-34-7)
252 Seiten, hardcover, 16 x 21cm, März, 2004, durchgehend zweifarbig bebildert

EUR 9,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Kunst und Philosophie der Chinesen faszinieren seit jeher die westliche Welt, obwohl eines der wichtigsten Elemente seiner Kultur - Sprache und Schrift - den meisten Menschen außerhalb Chinas verschlossen bleibt.



Dieses Buch eröffnet dem interessierten Leser einen ersten Zugang zur chinesischen Sprache. Es erläutert die 214 Grundzeichen der Schrift, indem es den Weg vom Bild zum Zeichen darstellt und die Bedeutung der einzelnen Begriffe innerhalb der chinesischen Vorstellungswelt erläutert.
Rezension
Dieses bereits 1986 erschienene Buch behandelt die (ursprünglich) 214 Radikale ("Wurzelzeichen") des Chinesischen, das heißt die Schriftzeichen, aus denen alle anderen zusammengesetzt sind. Es behandelt sie aber nicht in der Reihenfolge, wie sie in einem chinesischen Wörterbuch angeordnet sind (numerisch), sondern etymologisch, also ausgehend von dem ursprünglichen Bild, aus dem das Zeichen entstand. Das macht dieses Buch so anschaulich und einzigartig, denn das den Menschen aus dem abendländischen Kultutrkreis so schwierig erscheindende Chinesische wird so im Bild veranschaulicht. Ein Beispiel: Das (einfachste) Radikal "Mensch" (ren) geht zurück auf das Bild des Menschen als aufrecht stehendes Lebewesen - was ihn ja vor allen anderen Lebewesen auszeichnet. Jedem Schriftzeichen wird dabei eine Seite gewidmet, die das ursprüngliche Bild und die Entwicklung des Schriftzeichens veranschaulicht. Dazu erklärt ein Text die Bedeutung des Zeichens und einige Beispiele, wie es in einem zusammengesetzten (Bild-)zeichen enthalten ist; das Radikal "Mensch" neben einem Reisfeld bedeutet also z. B. "pachten". So hilft dieses Buch nicht nur denjenigen, die die chinesische Sprache lernen wollen, sondern auch allen, die es einfach nur spannend und bereichernd finden, ein wenig Einblick in das chinesische Denken und diese ganz andere Kultur zu erhalten.

Melanie Förg, Lehrerbibliohtek.de
Verlagsinfo
Fazzioli, Edoardo

Gemalte Wörter
214 chinesische Schriftzeichen - vom Bild zum Begriff.

Kunst und Philosophie der Chinesen faszinierten seit jeher die westliche Welt. Doch der Schlüssel zum Verständnis der ostasiatischen Kultur liegt in der schönen und geistreichen, aber auch komplizierten Sinnbildschrift. Dieses Buch eröffnet dem interessierten Leser einen ersten Zugang zur chinesischen Sprache. Es erläutert die 214 Grundzeichen der Schrift, indem es den Weg vom Bild zum Zeichen darstellt und die Bedeutung der einzelnen Begriffe innerhalb der chinesischen Vorstellungswelt erläutert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Das Chinesische - seit 6000 Jahren eine Kultursprache 11
Der Mensch 23
Der Körper 35
Reisen 51
Das Dorf 97
Der Pinsel 121
Der Drache 151
Jade 183
Die Farbe Gelb 213
Anhang 248




Leseprobe:
VORWORT
Die Idee zu diesem Buch entstand Anfang der sechziger Jahre, als ich im Fernen Osten als Korrespondent arbeitete. Die Berührung mit der chinesischen Welt, wissenschaftliche Studien sowie die Begegnung mit einer schwierigen und von der unseren so verschiedenen Sprache, die keine nach einem Alphabet geordnete Schrift kennt und die man nur mit Hilfe von auswendig gelernten Schriftzeichen - und davon gibt es über 40 000 - lesen kann, das alles erweckte in mir ein lebhaftes Interesse für diese alte Kultur. Schon bei den ersten Versuchen, dem Verständnis der chinesischen Schriftzeichen näherzukommen, habe ich mich gefragt, ob hinter diesen, vom Schriftbild her so beeindruckenden Zeichen ein geschichtlicher Hintergrund oder das Abbild einer bestimmten Wirklichkeit zu erkennen sei. Dieses Buch versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.

Im Laufe der Jahre beschäftigte ich mich intensiver mit dieser kalligraphischen Schrift, die wohl zu den ältesten heute noch gebräuchlichen Schriften gehört. Mein Gedanke, sie näher zu untersuchen, stieß auf großes Interesse. Handelte es sich doch um eine neue Fragestellung, um eine nicht einfache Aufgabe, an die sich bisher niemand herangewagt hatte. Das Italienisch-Chinesische Institut für wirtschaftlichen und kulturellen Austausch, mit dem ich seit mehr als einem Jahrzehnt zusammenarbeite, bat mich eines Tages, mein Projekt "Chinesische Schriftzeichen" einem Verlag vorzulegen. Ich schulde dem Präsidenten und den gegenwärtigen Leitern des Instituts besonderen Dank für das mir entgegengebrachte Vertrauen.

Aber warum sollte man solch ein Buch, das wahrscheinlich in Europa das erste seiner Art ist, nur für einen engen Kreis von Eingeweihten schreiben? Ich jedenfalls war der Überzeugung, daß es ganz allgemein ein geistiges Vergnügen sein kann, chinesische Schriftzeichen zu lesen, denn diese Kenntnis hilft uns, ein Volk und seine Kultur besser, umfassender zu verstehen.

Ein Weg, sich dieser heute meistgesprochenen Sprache zu nähern, ist die Beschäftigung mit den Wurzeln ihrer Schriftzeichen, um ihre graphische Struktur, die ursprünglichen Bedeutungen und den tieferen Sinn zu entdecken. Dieses Wissen kann jedermann erwerben. Die chinesische Sprache und Schrift ist erlernbar für jeden, der den Wunsch und die Freude hat, sich mit ihr zu beschäftigen. Hinter den Grundzeichen der Schrift, hinter den Radikalen, den Wurzeln, die auf den ersten Blick so schwer zu verstehen sind, verbirgt sich oft eine bestimmte Nachricht, ein Stück Geschichte, ein Körnchen Weisheit oder die Erinnerung an alte Gebräuche.

Das Buch ist das Ergebnis langer Untersuchungen, umfangreicher Lektüre und hat viel Mühe gekostet. Es ist mein beständiges Bestreben gewesen, einfach und verständlich zu schreiben, ohne jedoch die wissenschaftliche Ernsthaftigkeit zu beeinträchtigen. Aber darüber wird der Leser urteilen. Ich habe vielen zu danken, die mir diese Arbeit ermöglicht haben, besonders aber meinen Sinologielehrern L. Wieger, B. Karlgren, Wei Chu-hsien, T. C. Lai, V. R. Burkhardt, J. Needham. Einige von ihnen kenne ich persönlich, andere als Lehrende, andere wiederum nur durch ihre Schriften. Aber auch vielen Freunden muß ich danken, die mit mir in den letzten 25 Jahren China besucht haben und die mit mir Bücher über chinesische Schriftzeichen studiert haben. Ebenso habe ich zu danken meinen Freunden, den Chinesen, vom einfachsten Bauern in den entlegenen Dörfern bis zu den Lehrkräften der Universitäten, die sich mit großer Geduld und Gastfreundlichkeit zur Verfügung gestellt haben, um meine Kenntnisse zu bereichern.

Dank sagen möchte ich auch drei Mitarbeiterinnen: Frau Rebecca Hon Ko, Kalligraphin und Zeichnerin. Von ihr stammen die großen Schriftzeichen im Sòng-Stil, ebenso die Zeichnungen, die von uns nach Vorbildern aus der berühmten chinesischen Malschule, dem Handbuch der Malerei aus dem Senfkorngarten erarbeitet wurden. Diese Zeichnungen machen nicht nur die in den Piktogrammen enthaltenen Vorstellungen sichtbar, sie gestalten darüber hinaus auch das Buch zu einem ikonographischen Dokument des alten China. Frau Hon Ko und ihrem geschickten Pinsel verdanken wir auch die einzelnen Schriftzeichen, die in jeweils veränderter Form in einer Reihe nebeneinander stehen. Dank auch an Eileen Chán Mĕi Líng, meine Frau. Sie hat Zeichen für Zeichen mit mir besprochen, hat mir geholfen bei der Definition und Schreibweise der Zeichenreihen, bei der Durchsicht der Abschnitte und bei der Interpretation schwieriger klassischer Texte in der Originalausgabe. Mit ihr bin ich jede einzelne Zeichnung des Buches durchgegangen, mit ihrer Hilfe habe ich schwierige Probleme gelöst. In den schweren Monaten der endgültigen Niederschrift des Buches hat sie mir beigestanden mit Begeisterung, mit eisernem Willen, kritischer Aufmerksamkeit und - mit chinesischer Geduld. Ohne ihren Beitrag wäre dieses Buch nie zustande gekommen.

Da der Stoff dieses Buches zu ungewöhnlich, die Art der Darbietung zu neu und der Themenbereich zu weitläufig ist, kann eine solche Veröffentlichung nicht ohne Fehler sein. Dafür entschuldige ich mich beim Leser und übernehme die Verantwortung. Um mich dieser Kultur zu nähern, habe ich in meinem Leben viel eingesetzt. Zehn Jahre habe ich im Fernen Osten unter Chinesen zugebracht. Doch muß ich zugeben, daß ich noch sehr viel mehr dadurch gewonnen habe. Die Kenntnis dieser Kultur, ihrer geschriebenen wie auch gesprochenen Sprache hat mich geistig bereichert und menschlich reifer gemacht. Ich habe begreifen gelernt, daß Himmel, Natur und Mensch voneinander abhängen und daß aus dem Gleichgewicht, das man zwischen diesen drei Bereichen herstellen kann, das Glück entsteht. Ich wünsche mir, daß diese Seiten den Leser zu der gleichen glücklichen Erkenntnis bringen. Ein letztes Wort noch: Gemalte Wörter ist ein Buch, das man wie eine gute Tasse Kaffee zu sich nehmen sollte, in kleinen Schlückchen, in stillen Augenblicken - Duft und Aroma genießend. So wird das Buch ein erster Schritt hin zu einer noch wenig bekannten Kultur werden, die dem heutigen Menschen im Westen noch viel zu geben hat.


Edoardo Fazzioli