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Gefühle der Zukunft
Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern
Eva Weber-Guskar
Ullstein
EAN: 9783550202872 (ISBN: 3-550-20287-3)
272 Seiten, hardcover, 12 x 20cm, August, 2024
EUR 23,99 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
WAS PASSIERT, WENN KI EMOTIONAL WIRD?
Alle reden über ChatGPT, LaMDA und ähnliche »große Sprachmodelle«, die zu komplexen Dialogen und – als soziale Chatbots wie Replika – sogar zu persönlichen Gesprächen imstande sind. Dieser Vorstoß der Maschinen in einen der letzten bisher den Menschen vorbehaltenen Bereiche verunsichert viele. Denn inzwischen bildet Künstliche Intelligenz nicht mehr nur unseren Verstand, sondern auch unsere Gefühle nach. Das reicht über soziale Chatbots hinaus – sie stimuliert und simuliert nicht nur, sondern sie soll unsere Emotionen mittels Überwachungskameras oder beim Self-Tracking auch erfassen. Was bedeutet das für uns? Welche Anwendungen sind problematisch oder aber eine willkommene Ergänzung unserer Lebenswelt? Und könnte KI jemals selbst Emotionen haben?
Rezension
Kann KI emotional werden? Welche Rolle spielt Affective Computing in unserem Alltag? Sind soziale Bots ethisch unproblematisch oder wird durch diese die Privatsphäre verletzt? Entwickeln sich durch Computermodelle von Emotionen ein neues Mensch-Maschine-Verhältnis? Ist der Aspekt der Täuschung durch simulierte Emotionen für den Menschen relevant? Sollen wir Menschen uns an emotionale KIs annähern? Wie können wir produktiv und verantwortungsvoll mit emotionaler KI umgehen? Ist und bleibt Emotionalität ein Wesensmerkmal des Menschen?
Fundierte Antworten auf diese philosophische Fragen, genauer der KI-Ethik, der Philosophie der Emotionen, der Technikanthropologie und der Philosophie des Geistes gibt das Buch „Gefühle der Zukunft. Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern“, erschienen bei Ullstein. Verfasserin der wichtigen Monographie zu dem äußerst aktuellen Thema ist Eva Weber-Guskar (*1977), Professorin für Ethik und Philosophie der Emotionen an der Ruhr-Universität Bochum. Emotionen besitzen psychologisch mindestens fünf Aspekte, nämlich: Erlebensaspekt, Intentionalitätaspekt, Bewertung, physiologischen Aspekt, Ausdrucksaspekt und motivationalen Aspekt. Weber-Guskar kann überzeugend darlegen, dass Emotionalität ein grundlegendes Merkmal des Menschen bleibt. Unter ”emotionaler KI” begreift sie Computermodelle von Emotionen, die zur Erkenntnis, zum Auslösen von menschlichen Emotionen sowie zum Simulieren von Emotionen dienen. Weber-Guskar gelingt es in ihrer Monographie differenziert die Möglichkeiten und ethischen Problematiken von emotionaler KI aufzuzeigen. Sie vertritt eine ”Mittelposition” zwischen Technikoptimismus zur Lösung sozialer Probleme und einer grundsätzlichen Perhorreszierung von emotionanaler KI. So hält sie ein Plädoyer dafür, ”realistische Beziehungen zu führen, die uns vor Illusion und problematischer Fiktion bewahren”(S. 238). Keine Berücksichtigung findet in dem Buch von Weber-Guskar die ethische Problematik der ”Sekundärnutzung trainierter Modelle” beispielsweise in der Medizin, welche der KI-Ethiker Rainer Mühlhoff in seinen Publikationen identifiziert hat.
Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Informatik werden durch die vorliegende Publikation motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit der Thematik „KI und Emotionen“ problemorientiert auseinanderzusetzen. So können einzelne Materialien aus dem Buch herangezogen werden, um ethische Fallanalysen zur KI-Ethik im Unterricht durchzuführen. Aus eigener Erfahrung kann bestätigt werden, dass ein am Gymnasium für Klassen 10 bis 12 durchgeführtes Projekt zu der Frage „Basically Emotions: Bestimmen Gefühle unsere Welt?“ Schüler:innen produktiv in ihrem philosophischen Urteilsvermögen unterstützen kann.
Fazit: Eva Weber-Guskar ist mit ihrem auch für philosophische Lai:innen gut verständlich geschriebenen Buch „Gefühle der Zukunft“ ein wichtiger Beitrag zu den Chancen und Grenzen von emotionaler KI gelungen, der unbedingt Gehör in Öffentlichkeit und Politik verdient.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Was bedeutet die Idee von fühlenden Maschinen für uns Menschen?
Alle reden über ChatGPT, LaMDA und ähnliche »große Sprachmodelle«, die Wissensfragen beantworten, Texte schreiben und sogar persönliche Gespräche mit uns führen. Obwohl die Erfindung und Gestaltung dieser Sprachsysteme nicht auf Gefühle abzielen, sondern ausschließlich auf die Sprachverarbeitung, hat sich in den letzten Jahren eine Debatte um die Frage entzündet, ob diese Systeme auf irgendeine Weise fühlen oder eine Art Bewusstsein entwickeln könnten. Und selbst wenn sie alles nur simulieren: Was bedeutet das für uns und unsere Emotionalität? Welcher Umgang mit ihnen ist problematisch, verwerflich oder aber eine willkommene Ergänzung unserer Lebenswelt?
»Affective Computing« ist der Zweig der KI-Forschung, bei dem man für dieses Thema ansetzen muss, denn er hat die technischen Grundlagen: die Nachbildung menschlicher Emotionalität, die Fähigkeit, Gefühle bei anderen zu erkennen, gezielt zu stimulieren und zu simulieren. Eva Weber-Guskar klärt darüber auf, in welchen Bereichen diese emotionalisierte KI bereits verwendet wird, und regt aus philosophischer Perspektive zur Diskussion darüber an, wie sie verantwortungsvoll weiterentwickelt und angewandt werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
1. Meine Gefühle. Selbsterkenntnis mittels
Selbstvermessung? 31
Emotionen erkennen, verstehen und kultivieren 32
Was Herzschlag, Haut und Temperatur über
Emotionen verraten 42
Lassen sich Emotionen mit Apps beeinflussen? 57
Gemeinsam stärker: Wie digitale Systeme uns helfen
könnten und was wir nicht verlernen sollten 65
2. Deine Gefühle. Warnen, Werben, Überwachen und
derWertder Privatheit 85
Prinzipien des Zusammenlebens 87
Wie verlässlich sind Emotionen im Gesicht zu lesen? 91
Von Motivation, Tauglichkeit und
Wahrscheinlichkeit 105
Gefühlsdaten, Privatheit und Autonomie 113
3. Unsere Gefühle. Neue emotionale Beziehungen?
Von Illusionen, Fiktionen und Gefühlsrepertoires 127
Von ELIZA bis Replika: soziale Chatbots 129
Ein Schein von Freundschaft und Liebe 136
Nicht einer für alles, aber für viele etwas: neue
Beziehungsarten
Gefahren der Fiktion und die Herausforderung
neuer Gefühlsrepertoires 167
4. Kl-Gefühle? Der Unterschied zwischen Funktion
und Erlebnis und unsere Verantwortung jenseits
von Machbarkeit 183
Der kognitive Kern: Computermodelle
von Emotionen 185
Wofür könnten Computermodelle von Emotionen
gutsein? 191
Das fühlende Ganze: die Bewusstseinsfrage 208
Warum wir nicht versuchen sollten, fühlende
Maschinen zu entwickeln 221
Eine Zukunftsahnung 233
Anmerkungen 241
Literatur- und Quellenverzeichnis 255
Dank 272
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