lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Ganzschriften im Philosophie- und Ethikunterricht Anachronismus in Zeiten der Digitalisierung oder Gegengewicht zur Häppchenkultur?
Ganzschriften im Philosophie- und Ethikunterricht
Anachronismus in Zeiten der Digitalisierung oder Gegengewicht zur Häppchenkultur?




Sophia Gerber, Melanie Heise, Markus Tiedemann (Hrsg.)

Reihe: Jahrbuch für Didaktik der Philosophie und Ethik


Thelem/w.e.b
EAN: 9783959084598 (ISBN: 3-9590845-9-5)
270 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2022

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In unserer digitalen Informationsgesellschaft, die geprägt ist von Schnelligkeit und Kürze, mutet die intensive Beschäftigung mit längeren Texten anachronistisch an. Das Jahrbuch beschäftigt sich mit den Herausforderungen, aber auch den vielfältigen Chancen von Ganzschriften für die philosophische Bildung: Inwiefern können Ganzschriften ein Gegengewicht zur Häppchenkultur der Textausschnitte bilden, ohne schwer verdaulich zu sein? Wie sieht eine handlungs- und produktionsorientierte Erarbeitung von Ganzschriften im Philosophie- und Ethikunterricht aus, die Appetit auf mehr macht? Mithilfe welcher fachspezifischen Lesestrategien werden Ganzschriften bekömmlich?

In welchem Zusammenhang steht die Lektüre von Ganzschriften mit fachdidaktischen Prinzipien wie der Problemorientierung, Lebensweltbezug, Kompetenzorientierung oder Kanonorientierung? Welchen wissenschaftspropädeutischen Beitrag leistet die Behandlung von Ganzschriften, etwa für den Umgang mit philosophischen Texten im Studium? Und was ist eigentlich eine Ganzschrift?

Der Band bietet eine breite und fundierte Forschungs-, Planungs- und Diskussionsgrundlage und richtet sich an die fachdidaktische Forschung, Studierende, angehende und aktive Lehrkräfte sowie an eine interessierte Öffentlichkeit.
Rezension
In der aktuellen Ausgabe des Jahrbuchs für Didaktik der Philosophie und Ethik (2022) geht es um die Frage, wie aktuell es noch ist, Ganzschriften im Philosophie- und Ethikunterricht zu lesen. Sind Ganzschriften ein Anachronismus oder ein Gegengewicht zur Häppchenkultur in der digitalen Welt? Der Band liefert drei Zugänge: I. Theoretisch-konzeptionelle Zugänge, II. Methodisch-praktische Zugänge, III. Interdisziplinäre Zugänge bzw. empirisch-kritische Überlegungen. Die Beiträge wurden allesamt von erfahrenen Schulpraktikern an Schule, Hochschule oder Lehrerseminar verfasst. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt eine Auswahl der Beiträge: Falk Bornmüller, Peggy H. Breitenstein, Annett Wienmeister: Plädoyer für (kurze) Ganzschriften im Philosophieunterricht, Christian Gefert: Theatrales Philosophieren mit Ganzschriften, Cordula Möller: Ein digitales Denkbuch zu Hannah Arendts »Wir Flüchtlinge« erarbeiten usw.
Insgesamt liefert der Band überzeugende Argumente dafür, noch immer oder wieder Ganzschriften im Philosophie- und Ethikunterricht zu lesen, weil dadurch ein anderer Zugang ermöglicht wird und es für Schülerinnen und Schüler eine andere Herausforderung darstellt, eine Ganzschrift zu lesen anstatt kleinere Auszüge aus philosophischen Texten. Übrigens eignen sich auch viele kleinere philosophische Schriften als Ganzschrift, es müssen nicht gleich komplexe Schriften sein.

Fazit: Der Band eignet sich für Schulpraktiker, die Lust an der Herausforderung haben, Ganzschriften im Unterricht zu behandeln. Zugleich ist der Band aber auch ein Plädoyer dafür, das Thema Ganzschriften verstärkt in den Blick der Fachdidaktik zu nehmen, damit Ganzschriften auch wieder in die Lehrpläne aufgenommen werden, wo sie seit Jahren bis Jahrzehnten nicht mehr als obligatorisch ausgewiesen sind.

Stefan Düfel, für: www.lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

I. THEORETISCH-KONZEPTIONELLE ZUGÄNGE
Falk Bornmüller, Peggy H. Breitenstein, Annett Wienmeister
I.1 Plädoyer für (kurze) Ganzschriften im Philosophieunterricht 13
Roland Willareth
I.2 Ganzschriften im Philosophieunterricht? 38
Vanessa Albus
I.3 Blütenlese, Getreideernte oder Baumfällung? 50
Hanno Depner
I.4 Das Papier als Ort des Denkens 60
Christian Gefert
I.5 Theatrales Philosophieren mit Ganzschriften 72
Linda Merkel
I.6 Die Grenzen des Verstehens überschreiten 81
Jonas Pfister
I.7 Ganzschriften als Prüfungsthema im Philosophie- und Ethikunterricht 102
Christian Vogel
I.8 Beseelte Reden und Texte wie Lebewesen 112

II. METHODISCH-PRAKTISCHE ZUGÄNGE
Stefanie Thiele
II.1 Zwischen kleinschrittiger Anleitung und selbständigem Lernen 133
Steffen Goldbeck
II.2 Philosophisch puzzeln 145
Henning Franzen
II.3 Ganzschrift einmal anders 168
Christian Wendelborn
II.4 Was heißt es, moralisches Handeln zu begründen? 174
Cordula Möller
II.5 Ein digitales Denkbuch zu Hannah Arendts »Wir Flüchtlinge«
erarbeiten 186
Lea Ransbach
II.6 Judith Shklar: Verpflichtung, Loyalität, Exil 210
Anita Rösch
II.7 Juristische Entscheidungen vs. moralische Intuition 227

III. INTERDISZIPLINÄRE ZUGÄNGE / EMPIRISCH-KRITISCHE
ÜBERLEGUNGEN

Christian Thein, Marion Bönnighausen und Laura Ganzmann
III.1 Ganzschriften im Philosophieunterricht 243

Die Autorinnen und Autoren