„Eine theoretisch fundierte Konzeption einer Fachdidaktik Kosmetologie (Körperpflege) mit originärer wissenschaftlicher Profilierung besteht bis heute nicht“, konstatierte Britta Wulfhorst 1998 in dem von Bernhard Bonz und Bernd Ott herausgegebenen Sammelband „Fachdidaktik des beruflichen Lernens“ (Stuttgart, S. 208). Dieses Diktum der Apl. Professorin an der Universität Osnabrück hat auch im Jahre 2013 nichts von seiner Gültigkeit verloren. In der BRD, in der die berufliche Fachrichtung Kosmetologie bzw. Körperpflege bisher nur an der Technischen Universität Darmstadt, der Universität Duisburg-Essen, der Universität Hamburg und der Universität Osnabrück vertreten ist, gibt es gegenwärtig keinen einzigen Lehrstuhl für Didaktik der beruflichen Fachrichtung Körperpflege. Einzig die Universität Osnabrück hat im Herbst 2012 eine eigene Professor für „Didaktik der Humandienstleistungsberufe“ ausgeschrieben, welcher die Aufgabe zukommt, für die drei an der Hochschule in der „Lehreinheit Gesundheitswissenschaft“ organisatorisch zusammengefassten, heterogenen beruflichen Fachrichtungen „Kosmetologie“, „Gesundheitswissenschaften“ und „Pflegewissenschaft“ eine gemeinsame Didaktik-Konzeption und wohl auch Hochschuldidaktik-Konzeption zu entwickeln, ohne den originären Charakter der einzelnen beruflichen Fachrichtungen kategorial zu verfälschen.
Aufgrund des multidisziplinären Charakters der Kosmetologie verwendet man zurecht in Abgrenzung zu allgemein bildenden Fächern wie Mathematik oder Ethik im didaktischen Diskurs der Berufs- und Wirtschaftspädagogik nicht mehr den Terminus „Fachdidaktik“, sondern spricht von „Didaktiken beruflicher Fachrichtungen“. Zu den Bezugswissenschaften der Körperpflege zählen sowohl Disziplinen des medizinisch- naturwissenschaftlichen Paradigmas wie Dermatologie, Chemie, Humanbiologie und Anatomie als auch Disziplinen des sozialwissenschaftlichen Paradigmas wie Soziologie, Kunstgeschichte, Psychologie, Philosophie und Betriebswirtschaftslehre. Dieser Multidisziplinarität der Kosmetologie hat auch ein Schulbuch für die Ausbildung von Friseurinnen und Friseuren Rechnung zu tragen.
Das Werk "Friseur/Friseurin" entstand unter der Federführung von Imke Barbara Peters, die 1994 die erste fachdidaktische Dissertation zur Kosmetologie, genauer zur Rezeption von Fachkundebüchern in der Ausbildungspraxis vorlegte. Das "Buch zum Beruf“, an dem auch Wulfhorst mitgearbeitet hat, wird dem multidisziplinären Charakter der Körperpflege vollauf gerecht. Ausführlich wird zum Beispiel im Lernfeld 1 „Einführung in den Friseurberuf“ auf die Berufsdermatosen eingegangen (S. 9-17) oder die „Entstehung des Friseurberufs und Geschichte der Frisurenmode“ (S. 28-42) rekonstruiert. Angesichts der historischen Bedeutung des Bubikopfs für den Emanzipationsprozess der „Neuen Frau“ in der Weimarer Republik wäre es sinnvoll gewesen, auf diese Thematik ausführlicher einzugehen, zumal sie sie sich produktiv im schulischen Unterricht behandeln lässt und Aspekte des Gender-Mainstreaming adäquat berücksichtigt.
Von den 13 in der Berufsausbildung geforderten Lernfeldern enthält das Lehrbuch 10 Lernfelder, es fehlen die Lernfelder „Haut dekorativ gestalten“, „Betriebliche Prozesse mitgestalten“ und „Komplexe Dienstleistungen durchführen“, die eigenen Lehrwerken vorbehalten sind. Das Lehrwerk "Friseur/Friseurin" weist einen dreiteiligen Aufbau auf. Teil 1 enthält „Fachwissen/Grundlagen des Friseurberufs“, Teil 2 ein „Fachlexikon/Stichwortverzeichnis“ und der letzte Teil „Aufgaben und Fragen zur Kontrolle des Lernerfolgs“, die aber nur teilweise mithilfe von Operatoren formuliert sind, oftmals dominieren die W-Fragen. Auf der beigefügten CD-ROM finden sich Trainingsaufgaben, Prüfungsaufgaben und ein „Flipper-Spiel“.
Das Lehrwerk überzeugt durch seine fachwissenschaftliche Orientierung, seinen Bezug zur Berufspraxis, durch die didaktische Transformation der theoretischen und praxisorientierten Lerninhalte. Wer an berufsbildenden Schulen Kosmetologie unterrichtet, sich auf die Gesellen- oder Meister-Prüfung vorbereitet oder Allgemeinwissen in der beruflichen Fachrichtung Körperpflege erwerben möchte, der ist mit dem Lehrbuch "Friseur/Friseurin" gut beraten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

bietet das Grundlagenwissen für die gesamte Berufsausbildung
fördert insbesondere die Beratungs- und Verkaufskompetenz, z.B. durch konkrete Argumentationshilfen
neueste Trends der Kosmetik und aktuelle Entwicklungen bei den formverändernden Haarbehandlungen (z.B. künstliche Haarverlängerung) werden behandelt
enthält ein Fachlexikon mit Stichwortverzeichnis

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