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Fragmente meines Lebens
Zygmunt Bauman
Suhrkamp
EAN: 9783633543311 (ISBN: 3-633-54331-7)
302 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Mai, 2024
EUR 30,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
ZYGMUNT BAUMAN (1925-2017) gilt als einer der bedeutendsten Soziologen der Gegenwart, sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts - Krieg, antisemitismus, Flucht und Emigration - prägten sein Leben. "Fragmente meines Lebens" verbindet Briefe an seine Töchter und andere Texte mit autobiografischem Charakter zu einer fesselnden Erzählung über Baumans Leben, die erstmals auch tiefe Einblicke in das Privatleben des großen Soziologen gewährt.
"Das erste Leben ist vergänglich. Das zweite - das erzählte - bleibt; und diese Form des Seins ist eine Eintrittskarte in die Ewigkeit. Im ersten kannst du nichts korrigieren; im zweiten - alles."
Rezension
„Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust“(1992), „Postmoderne Ethik“(1993), „Flüchtige Moderne“(2003), „Gemeinschaften“(2009), „Daten, Drohnen, Disziplin“(2013), „Die Angst vor den Anderen“(2016) und „Retrotopia“(2017) lauten bekannte Werke des polnisch-englischen Soziologen Zygmunt Bauman (1925-2017). Die Titel der Bücher demonstrieren, dass der Wissenschaftler in seinen Arbeiten immer wieder wichtige Beiträge zur aktuellen Analyse gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen geleistet hat: Dialektik der Moderne insbesondere im Hinblick auf den Holocaust, Beschleunigung, Spätmoderne und Ethik, Überwachungskapitalismus, Künstliche Intelligenz, Migrationspolitik sowie Rechtspopulismus und -extremismus. Zurecht zählt der mit dem Adorno-Preis und dem Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie geehrte Denker zu den bedeutendsten Soziologen der Gegenwart.
Bauman selbst wuchs in Posen auf, floh in die Sowjetunion, war politischer Offizier in Polen, lehrte an der Universität Warschau Soziologe - seit 1962 als Professor -, wurde dort wegen antikommunistischer Kritik entlassen, emigrierte nach Israel und wurde 1971 zum Professor für Soziologie an der Universität Leeds berufen. Der Soziologe hat zentrale Spannungsfelder des 20. Jahrhunderts am eigenen Leib miterlebt: Antisemitismus, Zweiter Weltkrieg, Flucht, Emigration und Kalter Krieg. Davon zeugt eindrücklich der autobiografische Band „My Life in Fragments“, den 2023 Izabela Wagner herausgegeben hat. Dieser enthält Briefe Baumans an seine Töchter und weitere von ihm unveröffentlichte Texte insbesondere aus „Ostatnie wspomnienia“, seinen „Letzten Erinnerungen“.
2024 erschien das Buch in der deutschen Übersetzung von Ursula Kömen im Jüdischen Verlag unter dem Titel „Fragmente meines Lebens“. Durch dieses erhält man nicht nur Einblicke in das Privatleben Baumans und in die Geschichte des 20. Jahrhunderts, sondern in sein Reflektieren über autobiographisches Schreiben. So heißt es bei Bauman im ersten Kapitel: „Ein Leben erzählen als Kompensation für das Leben, das du gelebt hast. Wahrscheinlich ist es das, was zum Traum von der Unsterblichkeit führt.“(S. 19) Lehrkräfte der Fächer Geschichte, Politik und Ethik werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich mit dem Werk des Soziologen in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt beispielsweise zum Thema „Gesellschaft und Politik in der Moderne“ problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Zygmunt Baumans autobiographisches Buch „Fragmente meines Lebens“ gibt einen hervorragenden Einblick in autobiographisches Schreiben, in das Leben des international bekannten Soziologen und zugleich in die Spannungsfelder der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zygmunt Bauman
Fragmente meines Lebens
Herausgegeben von Izabela Wagner. Aus dem Englischen von Ursula Kömen
Das lange Leben von Zygmunt Bauman spiegelt die europäisch-jüdische Geschichte des letzten Jahrhunderts. 1925 im polnischen Posen geboren, floh seine jüdische Familie 1939 in die Sowjetunion, wo er ein Internat besuchte und sein Studium begann. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er als sowjetischer Polit-Offizier nach Polen zurück. Er wurde wegen »zionistischer Positionen« seines Vaters 1953 aus dem Dienst entlassen.
1954 wurde er Dozent, später Professor für Soziologie an der Universität Warschau. 1968 trat er aus Protest aus der kommunistischen Arbeiterpartei Polens aus und verlor seine Anstellung. Er emigrierte mit seiner Familie zunächst nach Israel, 1971 wurde er auf den Lehrstuhl für Soziologie an der Universität von Leeds, Großbritannien, berufen.
Zygmunt Baumans Arbeiten zur Erforschung der Kultur der Moderne und vor allem dem Holocaust wurden weltberühmt und eröffneten neue Perspektive auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Bauman selbst durchlebte. Sein Werk wurde mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis und dem Prinz-von Asturien-Preis ausgezeichnet. Zygmunt Bauman starb am 9. Januar 2017 in Leeds. Bis zuletzt arbeitete er an seiner Autobiographie, die Fragment blieb und auf eindringliche Weise Etappen seines Lebens und Wirkens beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung (Izabela Wagner) 7
1 Die Geschichte eines anderen Lebens? 17
2 Wo ich herkomme 56
3 Das Schicksal eines Flüchtlings und Soldaten 104
4 Reifung 154
5 Wer bin ich? 200
6 Bevor die Dämmerung eintritt 210
7 Der letzte Blick zurück 252
Anmerkungen 261
Quellen 297
Literaturverzeichnis 299
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