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Feuerdörfer
Wehrmachtsverbrechen in Belarus - Zeitzeugen berichten
Aufbau-Verlag
EAN: 9783351039974 (ISBN: 3-351-03997-2)
587 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, November, 2024
EUR 39,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Nach 50 Jahren erstmals auf Deutsch: die Überlebenden berichten die Wehrmachtsverbrechen in Belarus.
»Eines Tages fiel mir das Buch ›Feuerdörfer‹ in die Hand. Eine solche Erschütterung hatte ich nur einmal bei der Lektüre von Dostojewski erlebt. Die Erzählung setzt sich zusammen aus Stimmen des Lebens, aus dem, was ich in meiner Kindheit gehört habe, was heute auf der Straße gesagt wird, zu Hause, im Café, im Bus. Ales Adamowitsch wurde mein Lehrer …« SWETLANA ALEXIJEWITSCH, TRÄGERIN DES LITERATURNOBELPREISES
Rezension
Es gibt Themen der deutschen Geschichte, die bisher gar nicht Gegenstand des Geschichtsunterrichts sind und in der deutschen Erinnerungskultur marginalisiert werden. Dazu gehören die Verbrechen der deutschen Besatzer, die zwischen 1941 und 1944 in Belarus begangen wurden. Über zwei Millionen belarussische Menschen wurden durch die deutschen Soldaten ermordet, 9103 Ortschaften zerstört. Eine weit verbreitete war es, Dörfer anzuzünden, um die dort Lebenden zu ermorden und die dort gepflegte Kultur zu zerstören. Bekanntheit erlangte das im März 1943 Dorf Chatyn, das von SS-Mitgliedern niedergebrannt wurde und auf dessen Grundrissen sich seit 1969 eine nationale Gedenkstätte befindet. Die Weissrussische Sowjetrepublik zählte während des Zweiten Weltkriegs zu den „Bloodlands“(Timothy Snyder).
Mit welcher Brutalität und Grausamkeit die deutschen Soldaten, insbesondere die SS, gegen die Zivilbevölkerung vorgingen, verdeutlicht der 1975 auf Belarussisch erschienene Band „Ja s wohnennaj wjoski“ [„Ich bin aus einem Feuerdorf …“] von Ales Adamowitsch (1927-1994), Janka Baryl (1917-2006) und Uladsimir Kalesnik (1922-1994). Die drei Schriftsteller, selbst Partisanen und Augenzeugen der nationalsozialistischen Besatzungspolitik in der Weissrussischen Sowjetrepublik haben von 1970 bis 1973 Erinnerungen von über 300 Zeitzeugen aus 147 so genannten „Feuerdörfern“ transkribiert. Die überwiegend aus bäuerlichen Verhältnissen stammenden Überlebenden haben u.a. ihre Verwandten sowie Freund:innen verloren und leiden vielfach unter Traumata der NS-Verbrechen. Manche Texte erschüttern und treiben einem die Tränen in die Augen.
2024 erschien der Band erstmals in der deutschen Übersetzung von Thomas Weiler, versehen mit einem Nachwort von Nina Weiler, im Aufbau Verlag, Teil der Aufbau Verlage. Zurecht wurde das Werk mit dem Übersetzungspreis der Leipziger Buchmesse 2024 gewürdigt, da es einen zentralen Beitrag zur historischen Aufklärung leistet. Geschichtslehrkräfte werden durch das Buch geradezu aufgefordert, sich mit den systematisch begangenen Massakern der deutschen Besatzer im Fachunterricht auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Band „Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten“ verdient in der Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert zu werden, damit das Kapitel deutscher Besatzungs- und Zerstörungspolitik in Belarus nicht weiter verdrängt wird und die Bundesrepublik Deutschland sich ihrer historischen Verantwortung stellt.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nach 50 Jahren erstmals auf Deutsch: die Überlebenden berichten die Wehrmachtsverbrechen in Belarus.
PREIS DER LEIPZIGER BUCHMESSE 2025 in der Kategorie Übersetzung.
Hier kommen Augenzeugen zu Wort, die die Massaker in den belarussischen »Feuerdörfern« während des Zweiten Weltkriegs überlebt haben. Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik haben sie im ganzen Land ausfindig gemacht und ihre Erinnerungen auf Tonband festgehalten. Behutsam gerahmt und zu Kapiteln geordnet, entsteht aus ihren Stimmen eine verdichtete Erzählung in chorischer Vielstimmigkeit, die über eine Collage weit hinausgeht. Erstmals werden damit die unvergleichlichen Gräuel der Wehrmacht in Belarus in vollem Ausmaß anerkannt und das menschliche Leid festgehalten, zugleich der Weg geebnet für so etwas wie einen Neuanfang, für eine Zukunft. Ein Buch, das vor dem Hintergrund aktueller Kriege und antidemokratischer Entwicklungen erschreckend aktuell ist und einen »blinden Fleck« der deutschen Geschichte beleuchtet.
»Eines Tages fiel mir das Buch ›Feuerdörfer‹ in die Hand. Eine solche Erschütterung hatte ich nur einmal bei der Lektüre von Dostojewski erlebt. Die Erzählung setzt sich zusammen aus Stimmen des Lebens, aus dem, was ich in meiner Kindheit gehört habe, was heute auf der Straße gesagt wird, zu Hause, im Café, im Bus. Ales Adamowitsch wurde mein Lehrer …« SWETLANA ALEXIJEWITSCH, TRÄGERIN DES LITERATURNOBELPREISES
Mit einem Vorwort von Irina Scherbakowa und einem Nachwort von Nina Weller
Inhaltsverzeichnis
INHALT
Irina Scherbakowa, Vorwort
Über die frühen Mahner 9
Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik
Vorwort zur belarussischen Ausgabe von 197515
Barbarka 19
Mutter und Sohn. Sohn und Mutter 28
Der Rayon brennt 42
Ich bin auch aus einem Feuer90
Der Dreißigste 128
Kinderlos 141
Männer 153
Über zehn172
Zwei Alter194
Knjashawodzy 204
Sbyschyn 221
Wjalikaja Harosha 236
Ein Kind läuft in der Furche 244
Entsetzliche Freude 257
Noch einen letzten Kuss265
Aktion, Operation, Expedition 275
Raubtiere auf Menschenjagd 310
Dschingis Khan mit Telegraphen 338
»Selektion«351
Unendliches Elend368
Neue Kinder 392
Ich schaff es nicht ... Ich kann nicht 416
Kapazewitschy
431
Raslizze 444
Gedächtnis 451
Chatyn und weitere Chatyns 470
Anhang 559
Ljudmila Rubleüskaja, Zur Entstehung des Feuerdörferbuchs561
Nina Weller, Nachwort
»Das Buch handelt von Opfern, nicht von Heldentum!« Einblicke
in die Entstehung und Hintergründe des Feuerdörferbuchs 575
Quellenangaben 583
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