„Selbstbildnis mit Kamelienzweig“(1906/07) von Paula Modersohn-Becker, „Tänzer“(1910) von Max Pechstein, „Stillleben (rosa)“(1911) von Gabriele Münter, „Im Café“(1911) von Emil Nolde, „Selbstbildnis mit gesenktem Kopf“(1912) von Egon Schiele, „Landschaft mit Kirche“(1913) von Wassily Kandinsky, „Liegender Stier“(1913) von Franz Marc, „Fischerkähne auf dem Haff“(1913) von Karl Schmidt-Rottluff, „Landschaft am Niederrhein“(1914) von Erich Heckel, „Tanzpaar“(1914) von Ernst Ludwig Kirchner, „Modes: Frau mit Sonnenschirm vor Hutladen“(1914) von August Macke und „Landschaft III“(1924) von Otto Mueller.
Alle diese expressionistischen Gemälde gehören zur Sammlung des Museums Folkwang in Essen. Sie zählen zu den 250 Kunstwerken, welche anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums in der großen Ausstellung „Expressionismus am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert“ bestaunt werden konnten. Dazu zählen u.a. auch ausdrucksstarke Skulpturen von Wilhelm Lehmbruck und Ernst Barlach sowie Drucke von Edvard Munch. Gezeigt wurde die Ausstellung in dem renommierten Kunstmuseum vom 20.8.2022 bis zum 8.1.2023.
Der Gründer des Museum Folkwang in Hagen, Karl Ernst Osthaus, entdeckte früh die revolutionäre Kunstrichtung des Expressionismus und erwarb zahlreiche Arbeiten ihrer Künstler:innen. Nach dem Tode von Osthaus wurde 1922 die Hagener Sammlung unter dem Direktor des Kunstmuseums in Essen, Ernst Gosebruch – ebenfalls ein Freund des Expressionismus – in das neue Museum Folkwang in Essen integriert. Infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er 1934 durch den überzeugten Nationalsozialisten Klaus Graf von Baudissin ersetzt, welcher 1937 fast 1400 Werke – darunter alle Gemälde des Expressionismus – für die Ausstellung „Entartete Kunst“ beschlagnahmen ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die expressionistische Sammlung im Museum Folkwang wieder aufgebaut, zum Teil durch Rückkäufe.
Zu dieser sehenswerten Schau des Folkwang Museums erschien in einer Kooperation der Edition Folkwang mit dem Verlag Steidl ein hervorragender Ausstellungskatalog in englisch-deutscher Sprache, versehen mit zahlreichen Abbildungen. Dieser zeichnet sich durch exzellente Druckqualität und sehr gute kunsthistorische Beiträge aus, welche die Wirkungsgeschichte des Expressionismus in dem Kunstmuseum differenziert beleuchten. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch die vorliegende Begleitpublikation motiviert, sich in ihrem Unterricht mit der Vielfalt der faszinierenden Kunstrichtung des Expressionismus auseinanderzusetzen und mit ihren Schüler:innen das Museum Folkwang im Rahmen einer Exkursion zu besuchen.
Fazit: Das Buch „Expressionisten am Folkwang“ verdient einen Platz in jeder guten kunsthistorischen Bibliothek.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Die Geschichte des Museum Folkwang ist untrennbar mit dem Expressionismus verknüpft. Bereits die ersten Museumsdirektoren Karl Ernst Osthaus und Ernst Gosebruch pflegten enge Kontakte zu den wichtigsten Vertretern und Vertreterinnen dieser revolutionären Kunstrichtung vom Beginn des 20. Jahrhunderts. In frühen Ausstellungen präsentierten sie Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Emil Nolde oder Egon Schiele und erwarben zentrale Arbeiten von ihnen. Umgekehrt fanden Künstlerinnen und Künstler Inspiration in der Sammlung und den Ausstellungen des Museums. Für die Künstlergruppe Der Blaue Reiter würdigte Franz Marc das Folkwang 1912 als »Museum, das in seiner Art ein Vorbild unseres Gedankenganges ist.« Für Schiele war es das »beste moderne Museum«.
Anhand von Meisterwerken der Malerei, Grafik und Skulptur widmet sich der Katalog diesem ebenso intensiven wie fruchtbaren Austausch. Zugleich erzählt er die wechselvolle Geschichte des Expressionismus am Folkwang und darüber hinaus: Anfangs heftig diskutiert, setzte sich der Stil immer stärker durch, was in den 1930er Jahren ein jähes Ende nahm, als expressionistische Werke verfemt und beschlagnahmt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand er rasch wieder größte Anerkennung und wird bis heute gesammelt. Der Katalog präsentiert über 200 Kunstwerke aus dem Museum Folkwang und anderen bedeutenden Sammlungen und macht anschaulich, dass der Expressionismus auch nach über 100 Jahren nichts von seiner visuellen Kraft verloren hat.

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