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Ethik 12/13 Band II Handeln und Verantworten
Ethik 12/13 Band II
Handeln und Verantworten



Bildungsverlag EINS
EAN: 9783782640138 (ISBN: 3-7826-4013-6)
296 Seiten, kartoniert, 17 x 23cm, 2005

EUR 23,90
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Ethikunterricht leidet in Baden-Württemberg zur Zeit noch unter einem Professionalisierungsdefizit. Vielfach unterrichten an den Gymnasien LehrerInnen, die weder eines der Fächer "Philosophie/Ethik" studiert noch jemals eine Ethik-Fortbildung besucht haben. Nur in wenigen Ausnahmefällen werden LehrerInnen aufgrund des Faches "Ethik", das als Ersatzfach für SchülerInnen eingerichtet wurde, die nicht am christlichen Religionsunterricht teilnehmen, eingestellt. Während in der Oberstufe Ethik primär als Teildisziplin der Philosophie konzipiert ist, beinhaltet das Fach "Ethik" in der Unter- und Mittelstufe auch psychologische, pädagogische und religionswissenschaftliche Inhalte. Um so wichtiger ist es zur Profilierung des Faches "Ethik", dass qualifizierte Unterrichtsmaterialien (Schulbücher, Arbeitshefte, Arbeitsblätter u.a.) erstellt werden. Ein 'gutes' Ethikbuch hat mehrere Kriterien zu erfüllen, u.a. die Lehrplankonformität, die altersadäquate Gestaltung, die Kombination motivierender Abbildungen mit zur Reflexion anregenden Texte, die Formulierung lernerschließender Aufgabenstellungen, die Berücksichtigung fachspezifischer Unterrichtsmethoden sowie abwechslungsreicher Kompetenzkontrollen.
Das für Gymnasien und Berufliche Gymnasien konzipierte Schulbuch "Ethik 12/13 Band II. Handeln und Verantworten", ein im Jahre 2005 im "Bildungsverlag EINS" erschienener Nachdruck des Ethikbuches aus dem Jahre 1998, wird den oben genannten Kriterien kaum gerecht. Zumindest die Lehrplankonformität wird von dem Werk, dessen Autoren Rudolf Bleier, Harald Herrmann und Thomas Preisendanz sind, erfüllt. Die aufgeführten Unterrichtsthemen werden überwiegend im Ethik-Kurs der Jahrgangsstufe 13 behandelt. Vergebens suchen Schüler und Lehrer in dem Schulbuch Zeilenangaben zu den ausgewählten Texten sucht. Wichtig wäre auch gewesen, die Entstehungszeit bei den einzelnen Texte anzugeben, die der Leser immer erst aus dem Textverzeichnis entnehmen muss. Das ausgewählte Bildmaterial des Ethikbuchs mag noch überzeugen, die Aufgabenstellungen dagegen weniger. Die Autoren unterlassen es dabei, genuine Unterrichtsmethoden, die in fachdidaktischen Werken ausgiebig dargestellt werden wie zum Beispiel das Gedankenexperiment oder den philosophischen Essay in ihrem Buch angemessen zu berücksichtigen. Oftmals beschränken sich die Aufgabenstellungen auf kognitive W-Fragen oder auf recht naiv anmutende Aufgaben wie "Versuchen Sie, einen Tag kein Gerät zu benutzen."(S. 70) Insgesamt fällt auf, dass die Aufgabenstellungen und die ausgewählten Materialien nicht dem Niveau einer dreizehnten Klasse entsprechen. Dem philosophische Profil des Ethikunterrichts auf der Oberstufe wird das Schulbuch nur selten gerecht. Als Beispiel sei nur das Kapitel über "Werte und Technikfolgenabschätzung"(S. 78-93) genannt, das eher eine techniksoziologische Betrachtungweise des Autos denn eine technikethisch fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema liefert. Auch das Kapitel über die monotheistischen Religionen bewegt sich auf dem Niveau der Mittelstufe; tiefere religionsphilosophische Aspekte können anhand der vorliegenden Materialien nicht erarbeitet werden. Im Kapitel "Biologie und Ethik" werden Aspekte der Hirnforschung, die auch schon 1998 formuliert worden sind, völlig ignoriert. Positiv hervorzuheben an dem Schulbuch ist sein ausführliches Glossar, in dem zentrale Begriffe der Ethikbuchs auch etymologisch hergeleitet werden. Andererseits wundert es, dass die Autoren nur zu Theodor W. Adorno und Hans Küng im Glossar biographische Angaben machen. Warum diese zu Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel, Nobert Elias und Hans Jonas fehlen, bleibt rätselhaft ?
Die hier aufgelisteten Defizite mögen damit zusammenhängen, dass die Autoren sich zum Ziel gesetzt haben, ein Ethikbuch der Jahrgangsstufen 12/13 zu konzipieren, das sowohl für Gymnasien als auch für Berufliche Gymnasien, die voneinander verschiedene Profile aufweisen, zu konzipieren. Mag "Handeln und Verantworten" 1998 produziert worden, um eine Lücke bei den Oberstufenbüchern für das Fach Ethik zu füllen, so kann es heutigen Ansprüchen an ein Ethikbuch nicht genügen. Das Werk unterstreicht, dass es dringend notwendig ist, ein 'gutes' Lehrbuch für den Ethikunterricht der Oberstufe zu konzipieren.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5

Miteinander leben 7
Chancen und Probleme eines politischen und kulturellen Pluralismus 7
Was heißt einander verstehen? Chancen und Probleme eines Miteinanders von Menschen verschiedener kultureller Herkunft 10
Die pluralistische Gesellschaft: Begründung und Kritik 30
Ethik elementarer Verbindlichkeiten 38

Technik, Wissenschaft, Verantwortung 49
Das Projekt der Moderne - Die "Verbesserung" des Menschen? 53
Technik - Kann unsere Welt nur eine technische sein? 69
Wissenschaft als Aufklärung 95
Wer verantwortet was? - Verantwortung für die Folgen? 115
Dürfen wir, was wir können? - Ethische Kriterien 131
Was sollen wir tun? - Bioethik an der heiligen Grenze 136
Weitere Fragen - die ersten und die letzten Dinge 148

Ethik und Anthropologie 159
Notwendigkeit von Ethik heute 161
Biologie und Ethik 174
Soziologie und Ethik 192
Psychologie und Ethik 205
Moralität als anthropologisches Merkmal des Menschen 214

Philosophische Ansätze zur Begründung von Ethik III 219
Was ist Gegenstand der kommunikativen Ethik? 219
Was ist Diskursethik? 229
Materiale Ethik - Das Beispiel des Kommunitarismus 241

Judentum - Christentum - Islam 244
Religion und Lebensweise 244
Glaubenslehren und Ethik 257
Gemeinsames und Trennendes 278

Glossar 287
Textnachweise 290
Bildnachweise 296