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Diva Eine etwas andere Opernverführerin
Diva
Eine etwas andere Opernverführerin




Barbara Vinken

Klett-Cotta
EAN: 9783608984569 (ISBN: 3-608-98456-9)
432 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, März, 2023

EUR 30,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Von der Königin der Nacht bis Lulu

Raffiniert und originell sprengt die Oper jedes Genderkorsett. Wie keinem anderen Genre außer der Mode ist es der Oper gegeben, Geschlechtsrollen zu ent-naturalisieren, kunstvoll als Rollen und nicht als Natur aufscheinen zu lassen. Ebenso pansexuell wie nicht binär, ist in der Oper alles im Fluss. Sie ist ein hochpolitisches, subversives Genre, das die angeblich »natürlichste« aller Oppositionen zersetzt: die von Männern und Frauen.
Rezension
Mozarts ”Figaro”, Mozarts ”Zauberflöte”, Verdis ”Rigoletto” und ”La Traviata”, Bellinins ”Norma”, Puccinis ”Rigoletto”, ”Madama Butterfly” und ”Tosca”, Bizets ”Carmen”, Bergs ”Lulu” und Johann Strauss` ”Rosenkavalier”. Was verbindet diese international bekannten Opern miteinander? In allen Werken, in manchen Titeln wird dieses schon deutlich, stehen starke Frauen im Zentrum der Opernhandlung, auch wenn diese oftmals während der Oper den Tod finden. Es sind Frauen, die sich von gängigen Rollenbildern und verbreiteten Stereotypen emanzipieren. Transvestie, Queerness, Pansexualität und Nonbinarität zählen zu den zentralen Themen dieser Opern.
Den weiblichen Hauptfiguren in 13 klassischen Opern widmet sich Barbara Vinken in ihrem Buch ”Diva. Eine etwas andere Opernverführerin”. Erschienen ist die aufschlussreiche Monographie bei Klett-Cotta. Der Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie gelingt es sehr gut – auf Basis einschlägiger Literatur und ausgewählter Opernbesuche - die Frauengestalten als Avantgarde zu identifizieren. Vinken begreift die Oper als modernes subversives Medium, das an der ”Re-interpretation und Umbesetzung des Opfertodes Christi”(S. 13) arbeitet. Letzlich siegen nach Vinke die Frauen über Männlichkeit, das höre man an den Arien. Die Oper ist für die Wissenschaftlerin ein Medium der Entnaturalisierung von Geschlechterrollen.
Lehrkräfte des Faches Musik werden durch den vorliegenden Band aufgefordert, sich in ihrem Unterricht anhand ausgewählter Opern mit den in ihnen präsentierten Rollenbildern problemorientiert auseinanderzusetzen. Eine Berücksichtigung von den oben genannten Opern auch im Unterrichtsfach Philosophie ist möglich, denn diese Kunst gibt – so betonte der Philosophiedidaktiker Volker Steenblock - wie die anderen Künste zu denken.
Fazit: Barbara Vinken ist mit ihrem stilistisch sehr gut verfassten Buch ”Diva” eine besonders schöne Einladung gelungen, in die schöne und sich durch Vielfalt auszeichnende Opernwelt einzutauchen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Von der Königin der Nacht bis Lulu
Raffiniert und originell sprengt die Oper jedes Genderkorsett. Wie keinem anderen Genre außer der Mode ist es der Oper gegeben, Geschlechtsrollen zu ent-naturalisieren, kunstvoll als Rollen und nicht als Natur aufscheinen zu lassen. Ebenso pansexuell wie nicht binär, ist in der Oper alles im Fluss. Sie ist ein hochpolitisches, subversives Genre, das die angeblich »natürlichste« aller Oppositionen zersetzt: die von Männern und Frauen.
Gerade jetzt, wo »Gender-fluidity«, »Pansexualität« und »non-binary« in aller Munde sind, ist die Oper angesagt wie lange nicht. Der Kult, der in der Oper gefeiert wird, ist ganz sicher nicht der Triumph einer patriarchalen Gesellschaft im Frauenopfer. Beherrscht wird die Bühne von souveränen Frauen, die große Liebende sind. Mit dieser Liebeskraft, der stärksten aller Kräfte, stellen sie alles in den Schatten. Durch die Stimme der Diva, in der die Liebe triumphiert, wird der patriarchale Männerbund übertönt. Weder mit dem Triumph des Männlichen, noch dem des Patriarchalischen sieht es auf der Opernbühne wirklich gut aus; fast kann man sagen, dass Männlichkeit in der Oper ein Schimpfwort ist. Travestie und Transvestie hebeln männliche Herrschaftsansprüche im Zeichen des Weiblichen und geschlechtlich Unbestimmten aus. Eine überraschend aktuelle, andere Geschichte der Moderne.
Inhaltsverzeichnis
inleitung 7
VORSPIEL MOZART 15
Bettgeschichten – Le nozze di Figaro 17
Enttäuscht – Così fan tutte ossia la scuola degli amanti 49
»Ein stolzes Weib«? – Die Zauberflöte 89
BEL CANTO 125
Liebe siegte – Norma 127
ERLÖST: DREIMAL VERDI 141
Die Lösung des Tragischen im Liebesopfer – Rigoletto 143
Liebe stärker als der Tod – La Traviata 185
Verdis Bluthochzeit – Les vêpres siciliennes 225
UNERLÖST: PUCCINI, BIZET, MASCAGNI 249
Nicht von dieser Welt: Göttliche Stimmen – Tosca 251
Heroisch lieben – Madama Butterfly 285
Frei sterben – Carmen 323
Passion zu Ostern – Cavalleria rusticana 363
NACHSPIEL 375
Die unmögliche Oper – Lulu 377
Liebe und Vergänglichkeit – Der Rosenkavalier 393