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Die neue Völkerwanderung nach Europa
Die neue Völkerwanderung nach Europa




Hans-Peter Schwarz

Deutsche Verlags-Anstalt
EAN: 9783421047748 (ISBN: 3-421-04774-X)
256 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, März, 2017

EUR 19,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Europas neue Herausforderung



Seit der Zuspitzung der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 beherrschen die Themen Migration, Flüchtlingspolitik und Asylrecht die politische Agenda in Deutschland und Europa. Die EU steht vor einer Zerreißprobe. Doch die Krise kündigte sich schon seit längerem an. Der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Hans-Peter Schwarz fügt der aktuellen Diskussion eine zeithistorische Dimension hinzu. Er zeigt, wie die Konstruktionsfehler des Schengen-Raums und des EU-Flüchtlingsrechts die heutige Situation ermöglicht haben – und wie eine ziellose Politik des Improvisierens und Durchwurstelns sowie die Auflösungserscheinungen der Europäischen Union sie weiter verschärfen. Pointiert wie präzise analysiert Schwarz die Probleme dieser Jahrhundertaufgabe und entwirft fünf Leitlinien für einen neuen Kurs der Flüchtlingspolitik.



"Denker wie Hans-Peter Schwarz bleiben mit ihrem nüchternen Blick für die Schattenseiten der Globalisierung als Mahner und Kritiker unverzichtbar." Christian Hacke
Rezension
In ihrer Wucht kam sie unerwartet und übertraf selbst kühne Vorstellungen: 2015 ist das Jahr der Flüchtlingskrise(n), oder, um mit den Worten des Autors Hans-Peter Schwarz zu sprechen: einer neuen Völkerwanderung nach Europa!

Über die Auslöser, die Hintergründe und natürlich über den Umgang mit dieser Krise ist bereits vieles gesprochen und geschrieben worden. Weit liegen die Ansichten auseinander, wenn es um Vorschläge über einen moderaten und dennoch zielführenden Umgang mit den Massen an Flüchtlingen und den hiermit verbundenen menschlichen Schicksalen geht.
Hans-Peter Schwarz schreibt nicht lange darum herum: er gehört zu den Kritikern des Umgangs in der Politik, sowohl der Europäischen Union, insbesondere aber der Politik in Deutschland!

Auf gut 240 Seiten stets interessantem, gut zu lesenden Inhalts, wird der Leser über die Chronologie und den Umgang mit den Flüchtlingsströmen seitens der EU und der europäischen Staaten, mit einem besonderen Augenmerk auf das politische Handeln in Deutschland mitgenommen.
Über die Entstehung der "Völkerwanderung neuen Typs" informiert das erste Kapitel, bevor die Frage, wie es zu einem Kontrollverlust im tatsächlichen Ausmass kommen konnte, im zweiten Abschnitt des Buches geschrieben wird. Die (improvisierten) Strategien der politisch Verantwortlichen und den horrenden Unterschieden in den europäischen Staaten bilden den Kern des Kapitels drei. Danach werden in den beiden folgenden Abschnitten über Vorahnungen (Worauf wir uns einstellen sollten) und abschließend über Möglichkeiten des Umsteuerns der aktuellen Politik hin zu einer offenen, jedoch stets verantwortungsvollen Politik den Europäern und den Bewohnern der einzelnen Nationalstaaten gegenüber geschrieben.

Hans-Peter Schwarz packt ein heißes Eisen an. All zu leicht geraten Kritiker des Umgangs und der Lösungsmuster mit der nach wie vor vorhandenen Problematik in die politisch rechte Ecke.
Dieser Gefahr setzt sich der im Frühjahr verstorbene Autor jedoch keineswegs aus. Sachlich-nüchtern und auf ausgeprägten Faktenwissend basierend, begründet Schwarz seine Kritik an der Flüchtlingspolitik in Europa und hebt dabei die fragwürdige Führungsrolle Deutschlands hervor. Seine Argumente beziehen sich auf die aktuell herrschende Rechtslage, die den Umgang mit den zahlreichen Menschen auf der Flucht deutlich aufzeigt, aber: es sind aus seiner Sicht eine Vielzahl hausgemachter Probleme und eine nachhaltige Reaktion seitens der Verantwortlichen Stellen im Sinne einer neuen Richtung in der europäischen Asylpolitik erscheint unausweichlich. Der Stellenwert der Nationalstaaten Europas und der EU spielen dabei die Hauptrolle. Hartes "Zahlenwerk" (Statistik) dient zur Untermauerung der Gedanken des Autors.
Es gelingt ihm kritisch Stellung zu nehmen, ohne menschliche Tragödien einerseits in Vergessenheit geraten zu lassen, andererseits zu Reformen zu mahnen: "... Zum Selbstverständnis moderner europäischer Demokratien gehört ein differenziertes Asyl- und Flüchtlingsrecht, das dem Postulat der Menschenwürde entspringt. Barmherzigkeit gegenüber Staatenlosen und Verfolgten ist gewiß nicht das einzige Prinzip im heterogenen Wertesystem der Verfassungsstaaten. Aber ohne Mitleid wären die Demokratien, kalte abstoßende Ungeheuer. Doch genauso richtig ist, daß die Hilfe mit Verstand organisiert werden müsste, ..." (Buch S. 95f.).

Hans-Peter Schwarz ist es gelungen ein Buch zu schreiben, dass kritisch mit der Asylpolitik ins Gericht zieht und zu (längst überfälligen) Reformen mahnt. Er tut dies von einer aufrichtigen Position der Mitte und grenzt sich durch seine ausgewogene Argumentation deutlich vom Getöse nationalistischer Populisten ab!
Dies Buch stellt einen wichtigen Beitrag zum politischen Diskurs in Europa (und darüber hinaus) dar!

Absolute Leseempfehlung!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek
Verlagsinfo
Europas neue Herausforderung

Seit der Zuspitzung der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 beherrschen die Themen Migration, Flüchtlingspolitik und Asylrecht die politische Agenda in Deutschland und Europa. Die EU steht vor einer Zerreißprobe. Doch die Krise kündigte sich schon seit längerem an. Der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Hans-Peter Schwarz fügt der aktuellen Diskussion eine zeithistorische Dimension hinzu. Er zeigt, wie die Konstruktionsfehler des Schengen-Raums und des EU-Flüchtlingsrechts die heutige Situation ermöglicht haben – und wie eine ziellose Politik des Improvisierens und Durchwurstelns sowie die Auflösungserscheinungen der Europäischen Union sie weiter verschärfen. Pointiert wie präzise analysiert Schwarz die Probleme dieser Jahrhundertaufgabe und entwirft fünf Leitlinien für einen neuen Kurs der Flüchtlingspolitik.

»Ein anregendes Buch«.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (18.03.2017)
Inhaltsverzeichnis
1 Ouvertüre: Der Schwarze Schwan 7

2 Eine Völkerwanderung neuen Typs 21
Vorzeichen und Vorahnungen 22
Das leichtsinnige erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts 31
Die Stunde der Wahrheit: »Machen wir uns nichts vor, es geht um eine Völkerwanderung!« 36

3 Wie kam es zum Kontrollverlust? 43
Die Vision: Europa ohne Grenzen 45
Das Versäumnis: Schengenland ohne verläßliche Grenzsicherung 61
Der Hauptfehler: das EU-Flüchtlingsrecht, gut gemeint, doch aus der Zeit gefallen 74
Fehlender Weitblick: der deutsche Beitrag 96

4 Improvisierte Strategien (September 2015 bis März 2016) 127
Warum ist aus der Strategie europäischer Umverteilung ein Flop geworden? 129
Wie will die EU ihre offenen Seegrenzen am Mittelmeer schließen? 136
Erdogan als Deichgraf zum Schutz der EU-Außengrenzen? 140
Ursachenbekämpfung: internationale Flüchtlingshilfe und Friedensdiplomatie 144
Die Krisenherde in Afrika 145
Nationale Notmaßnahmen – unvermeidlich, aber von nur eingeschränkter Wirkung 150
Das letzte Aushilfsmittel: Grenzzäune? 153

5 Worauf wir uns einstellen sollten 163
Die Völkerwanderung nach Europa wird weitergehen 164
Ratlose Einwanderungsgesellschaften und militanter Dschihadismus 173
Hybrides Wachstum der Diaspora 180
Verschärfte Spannungen in der Europäischen Union 188
Polarisierung: Die Ethik des Universalismus und das Ethos des demokratischen Staates 196
Parteiensysteme unter Streß 208

6 Umsteuern – aber wie? Fünf Leitlinien 215
Überfällig, aber immer noch tabuisiert – eine Reform des europäischen Asylrechts 217
Humanitäre Flüchtlingshilfe, intelligenter organisiert 224
Korrektur eines Irrtums: Rückgabe des Ausländerrechts an die Mitgliedstaaten der EU 227
Eine Jahrhundertaufgabe für die EU: Schutz der Außengrenzen und Ursachenbekämpfung 235
Europa mit offenen Grenzen ist weiter möglich, doch wohl nur als »Schengen light« 241

Anmerkungen 246