„Die Woll-Lust der Maria Dolors“ ist ein tiefsinniger Roman, in dessen Mittelpunkt eine alte Frau mit Namen Dolors steht. Sie lebt nach einem Schlaganfall bei ihrer Tochter und deren Familie. Wie ein Möbelstück ist sie abgestellt und strickt den ganzen Tag an einem Pullover. Sie wird von der Familie kaum wahrgenommen, da sie nicht mehr sprechen kann. Doch sie sieht und hört alles und macht sich ihre Gedanken über das Wahrgenommene. Und sie entdeckt viele Geheimnisse und sonderbare Vorgänge in der Familie: die Magersucht ihrer Enkelin und die Homosexualität ihres Enkels, die Affäre ihres Schwiegersohnes und ihre vom Chef belästigte Tochter. Und sie denkt nach über ihr eigenes Leben, über ihre Zeit im Kloster, über ihr Leben im Haushalt des Vaters und die Heirat. Ein unterhaltsames Buch, das viele anregende Gedanken enthält und den Leser vielleicht erahnen lässt, wie alte Menschen heute leben, was sie denken und fühlen. Und sicher ist eine Erkenntnis wertvoll: Wir sollten wieder lernen, die Lebensweisheit des Alters zu schätzen.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de

Still sitzt sie in ihrer Ecke im Wohnzimmer und strickt emsig vor sich hin. Seit einem Schlaganfall lebt Dolors bei der Familie ihrer jüngsten Tochter Leonor. Bis auf ihren Enkel Martí behandeln die Familienmitglieder die alte Frau jedoch wie ein Möbelstück, denn sie kann nicht mehr sprechen und sich nur noch durch Gesten verständigen. Aber Dolors ist weder blind noch taub geworden. Sie hat nach wie vor einen scharfen Verstand und es zudem faustdick hinter den Ohren. Während sie für ihre 16-jährige Enkelin einen wundervollen Pullover in leuchtenden Farben strickt, entgeht ihr nichts von dem, was in dieser scheinbar normalen Familie vor sich geht. Jeder hütet hier ein Geheimnis. Nicht zuletzt Dolors selbst …