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Die Pädagogik des Rauhen Hauses Zu den Anfängen der Erziehung schwieriger Kinder bei Johann Hinrich Wichern
Die Pädagogik des Rauhen Hauses
Zu den Anfängen der Erziehung schwieriger Kinder bei Johann Hinrich Wichern




Bettina Lindmeier

Reihe: Beiträge zur Heilpädagogik


Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781509351 (ISBN: 3-7815-0935-4)
467 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 1998

EUR 23,10
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Diese Arbeit untersucht quellennah die Erziehung schwieriger Kinder im Rauhen Haus in Hamburg durch Johann Heinrich Wichern. Zugleich werden die pädagogischen und theologischen Grundlagen der Pädagogik Wicherns aufgearbeitet. Der als Theologe und Gründer der Inneren Mission bekannte Wichern muß mindestens gleichermaßen als Pädagoge gesehen werden, der eine für seine Zeit ungewöhnlich freiheitliche und moderne Erziehung praktizierte.

Mit dieser Arbeit werden erstmals Wicherns verstreute pädagogische Schriften systematisiert und teilweise „ übersetzt", um sie dem heutigen Leser zugänglich zu machen. Hinsichtlich seiner Theorie der Erziehung muß er als Schüler Schleiermachers verstanden werden. Damit setzt er die eigentlich pädagogische Tradition in der Erziehung schwieriger Kinder fort, die diesen Kindern nicht nur mit Strafen und Einschränkungen, sondern mit Unterstützung und der Öffnung alternativer Lebensperspektiven begegnet.

Interessant ist auch der Blick darauf, daß einige Elemente seiner Erziehung heute noch praktiziert werden, während andere Elemente aus der täglichem Praxis verschwunden sind.



Dr. Bettina Lindmeier, geboren 1967, ist Sonderpädagogin (M.A.) und in einem Forschungsprojekt zur Enthospitalisierung geistig behinderter Menschen.aus den psychiatrischen Kliniken in Bayern an der Universität Würzburg beschäftigt.
Rezension
Johann Hinrich Wichern ist nicht nur der Gründer des "Rauhen Hauses" in Hamburg, er ist auch einer der Gründungsväter evangelischer Diakonie im 19. Jhdt. und damit einer Neuausrichtung der (praktischen) Theologie angesichts der aufkommenden Industrialisierung und ihrer erheblichen Verwahrlosungsfolgen, von denen insbesondere auch Kinder und Jugendliche betroffen waren, derer sich Wichern in besonderer Weise annimmt und im "Rauhen Haus" ein eigenständiges Konzept zur Erziehung schwieriger Kinder entwickelt. Dieses Buch setzt sich Quellen-orientiert umfassend mit der Pädagogik des Rauhen Hauses und Johann Hinrich Wicherns auseinander.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort 11

1. Einleitung13

I. Stand der Forschung und methodologische Überlegungen17

2. Quellen17
2.2 Die Jahresberichte18
2.3 Weitere Quellen 22
3. Sekundärliteratur 23
3.1 Biographische Darstellungen zur Person Wicherns25
3.2 Darstellungen zum Rauhen Haus oder zu pädagogischen Fragen 26
3.3 Kritik an Wichern28
4. Historiographie 30
4.1 Neuere Entwicklung der pädagogischen Historiographie30
4.2 Schwerpunkte sonder- und sozialpädagogischer Historiographie 34
4.2.1 Institutionengeschichtlicher Zugang36
4.2.2 Periodisierung 37
4.3 Geschichtsdarstellungen in der Sonder- und Sozialpädagogik39
4.3.1 Pädagogik als Eingliederungshilfe39
4.3.2 Sozioökonomische Positionen43
4.3.3 Einzelne weitere Deutungen 48

II. Formen und Gründe außerfamiliärer Erziehung55

5. Geschichte des Umgangs mit fürsorgebedürftigen Kindern55
5.1 Waisenerziehung55
5.2 Rettungshausbewegung 59
6. Die zeitgeschichtliche Situation 66
6.1 Der Verfall bisher gültiger Lebensformen66
6.2 Verwahrlosung69
6.3 Typische Formen des Engagements73

III. Das Erziehungskonzept Wicherns74

7. Die Entstehung der Pädagogik Wicherns 74
7.1 Leben und Werk Wicherns74
7.2 Der Einfluß Schleiermachers 82
7.2.1 Die Bedeutung der Familie bei Schleiermacher und Wichern84
7.2.2 Schleiermachers und Wicherns Pädagogik im Vergleich 87
8. Wicherns Konzept einer 'rettenden Erziehung'100
8.1 Ausgangsbedingungen 100
8.1.1 Erziehung und Rettung 101
8.1.2 'Die Ursachen der so vielfach erfolglosen Bemühungen in der heutigenKindererziehung'102
8.1.3 Standortbestimmung der Rettungshäuser innerhalb der pädagogischen Einrichtungen 108
8.2 Christliche Erziehung 109
8.2.1 Reich Gottes109
8.2.2 'Gut' und 'böse' als menschliche Kräfte! 11
8.2.3 Das Verhältnis zwischen Erzieher und 'sittlich entartetem' Kind l 14
8.2.4 Freiheit und Zwang115
8.2.5 Vermittlung des christlichen Glaubens117
8.2.6 Entscheidung zwischen zwei Lebensformen 119
8.3 'Neues Leben' als Grundkategorie von Wicherns Erziehung 120
8.3.1 Neubeginn121
8.3.2 Festigung des neuen Lebens124
8.3.3 Das 'Böse' als Macht, mit der die Erziehung zurechnen hat 134
8.3.4 Vermittlung mit dem 'alten Leben' und Vorbereitung auf die Zukunft139

IV. Klientel und Organisation des Rauben Hauses 142

9. Die Hintergründe der Aufnahme von Kindern in das Rauhe Haus 142
9.1 Familienzerrüttung als Grund der Verwahrlosung142
9.2 Unterbringungsmöglichkeiten für verwahrloste Kinder 145
9.3 Eigenschaften der aufgenommenen Kinder 147
10. Die äußere Organisation des Rauhen Hauses 153
10.1 Die sozial-räumlichen Bedingungen des Rauhen Hauses155
10.2 Wohnen158
10.3 Tagesablauf162
10.4 Lebensstil und Ernährung 165
10.5 Noviziat und Gruppenbildung 172
10.6 Ausdehnung der Einrichtung 178

V. Das Familienprinzip als Orientierungsprinzip 181

11. Familienleben 185
12. Arbeit188
12.1 Die Arbeit als Teil des menschlichen Lebens188
12.1.1 'Gesegnete Armut' und 'schamlose Armut'189
12.1.2 Verdienst und Arbeit192
12.1.3 Einschätzung des Wandels in der Arbeitswelt194
12.2 Erziehung zur Arbeit195
12.2.1 Arbeit in Rettungshäusern 197
12.2.2 Arbeit als Erziehungsmittel200
12.2.3 Häusliche Arbeit 201
12.2.4 Werkstättenarbeit 202
12.2.5 Fleiß 207
12.3 Buchdruckerei und -binderei210
12.3.1 Druckerei210
12.3.2 Agentur und Buchbinderei214
13. Schule 215
13.1 Erziehung undUnterricht216
13.2 Organisation des Unterrichts in den ersten Jahren218
13.3 Didaktische Prinzipien222
13.4 Bibliothek226
13.5 Pensionat228
13.6 Lehrerseminar 229
14. Freizeit231
14.1 Die Bedeutung des Spiels 234
14.2 Einzelne Spiele und Beschäftigungen236
14.3 Geselligkeit 238
14.4 Weihnachten und andere Feste239
14.5 Gegenseitige Erziehung 242
15. Religiöse Erziehung243
15.1 Grundsätze der religiösen Erziehung 243
15.2 Andacht245
15.3 Sonntagsfeier247
15.4 Religiöser Unterricht248
15.5 Seelsorge durch die Hauseltern251
15.6 Wicherns Umgang mit den Kindern 253

VI. Weitergehende Betreuung 256

16. Elternarbeit 256
16.1 Die Aufnahme der Kinder256
16.2 Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern258
16.3 Die Bedeutung des Verhältnisses zwischen Eltern und Kindern260
16.4 Die Vermittlung zwischen Eltern und Kindern durch die Rettungsanstalt261
16.4.1 Aufnahmekontrakt 261
16.4.2 Besuche in den Familien262
16.4.3 Erziehungsberatung265
17. Entlassung und weitere Fürsorge267
17.1 Berufsbildung269
17.2 Fürsorge 274
17.2.1 Die Fürsorge während der Lehrzeit274
17.2.2 Weitergehende Fürsorge 277
17.3 Schwierigkeiten der Berufsbildung278
17.3.1 Die Situation der Handwerker278
17.3.2 Besondere Erschwernisse281
17.3.3 Auswanderung 289
18. Erziehungserfolg291
18.1 Erfolg der Berufsbildung für die Lebensbewährung292
18.2 Sozialstatistische Daten 294
18.3 Die Aufrechterhaltung des Kontaktes298

VII. Weitergehende Aspekte des Erziehungskonzepts Wicherns 305

19. Brüder 305
19.1 'Gehilfeninstitut' oder 'Brüderanstalt' 306
19.2 Ziele und Aufgaben der Brüderanstalt 308
19.3 Der Beginn der Brüderausbildung312
19.4 Die Durchsetzung der Brüderanstalt319
19.5 Die Weiterentwicklung der Brüderanstalt325
19.5.1 Die Aufnahmebedingungen und der Unterricht der Brüder325
19.5.2 Die Gliederung in Konvikte329
19.5.3 Der Eintritt ins Raube Haus 331
19.5.4 Die Aufsicht333
19.5.5 Die Konferenzen336
20. Mädchenerziehung339
20.1 Die gesellschaftliche Stellung und die Aufgaben der Frau340
20.2 Weibliche Jugendliche und Frauen der Unterschicht346
20.2.1 Erwerbstätigkeit 346
20.2.2 Ehe, 'wilde Ehen' und nichteheliche Mutterschaft 349
20.2.3 Berufsbildung353
20.3 Mädchenerziehung im Rauhen Haus 355
20.3.1 Erziehungsprobleme und -erfolge bei den Mädchen 356
20.3.2 Die Beschäftigung der Mädchen360
20.3.3 Ausbildung, Entlassung und Selbständigkeit,362
20.3.4 Die gemeinsame Erziehung von Mädchen und Jungen im Rauhen Haus369
20.3.5 Kriterien für die Aufnahme,371
20.3.6 Die Mitarbeiterinnen374
21. Sozialpolitische Vorschläge zur Lösung der sozialen Frage 376
21.1 Die Entwicklung der Armenhilfe377
21.1.1 Die geschichtliche Entwicklung der Armenfürsorge bis zur Gegenwart377
21.1.2 Die Lösung der 'Armenfrage' 380
21.1.3 Ansätze zur Selbsthilfe 385
21.2 Neue Siedlungs- und Wohnformen - Wicherns Antwort auf die 'Armenfrage' 387
21.2.1 Die Wohnsituation in Rettungshäusern 387
21.2.2 Die Wohnungsnot der 'kleinen Leute' 388
21.2.3 Die Lösung der Wohnungsnot durch sozialen Wohnungsbau391
21.2.4 Der Bürgerhof 392
21.2.5 Die weitere Entwicklung der Wohnungsnot399
22. Schluß402

Bibliographie 412
Anhang 436