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Die Krume Brot
Roman
Lukas Baerfuss
Rowohlt
EAN: 9783499010361 (ISBN: 3-499-01036-4)
224 Seiten, paperback, 13 x 19cm, Juli, 2025
EUR 14,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Sommer 1973: Adelina, Tochter italienischer Einwanderer, arbeitet in einer Zürcher Fabrik, als sie nach kurzem Liebesglück mit einem Kind allein dasteht. Sie verliert die Stelle, die Wohnung, kämpft ums Überleben. In der größten Not lernt sie Emil kennen, der ihre Schulden bezahlt und Adelina mit der kleinen Emma bei sich aufnimmt. Außer an der Liebe fehlt es an nichts. Emil kauft ein Anwesen in den Bergen des Piemont und scheint auf gemeinsames Glück zu hoffen. Aber dann verschwindet das Kind, spurlos.
Adelina macht sich auf die Suche, begleitet von einem schweigsamen Unbekannten. Er bringt sie nach Mailand, in eine Kommune, zu Menschen, die an die Revolution glauben und Adelina versprechen, die verlorene Tochter zu finden; sie muss nur bereit sein, sich dem Kampf anzuschließen, und mit ihren Schweizer Papieren über die Grenze gehen, auf eine gefährliche Mission.
Lukas Bärfuss, geboren 1971 in Thun, ist Dramatiker, Romancier und streitbarer Publizist. Seine Stücke werden weltweit gespielt, die Romane sind in zwanzig Sprachen übersetzt. Lukas Bärfuss ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und lebt in Zürich. Für seine Werke wurde er u.a. mit dem Berliner Literaturpreis, dem Schweizer Buchpreis und dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen Vaters Kiste (2022) und Die Krume Brot (2023).
Rezension
An diesem Roman scheiden sich die Geister; den einen ist er willkommene Literatur gewordene scharfe, Sozialkritik eines Schweizer Turbo-Kapitalismus, den anderen in Literatur gepackte, theorie-lastige und klischeehaft belehrende marxistische Gesellschaftskritik. Der Schweizer Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss erzählt in "Die Krume Brot" von einer Frau aus dem Arbeitermilieu der 1970er-Jahre. Die Protagonistin Adelina hat es schwer im Leben, sie wächst unter schwierigen Verhältnissen auf, geht im Schulsystem unter, bleibt Analphabetin, und hat eigentlich von Anfang an im Leben verloren. Sie erkennt zwar ihre Abhängigkeit, aber sie kann sich nicht daraus lösen, weil sie die zugrundeliegenden Mechanismen nicht durchschaut. Adelina muss als ungelernte Kraft arbeiten und gerät ausweglos in die Mühlen des Kapitalismus, aus der sie sich nicht mehr befreien kann, erst recht nicht, als sie für ein Kind zu sorgen hat und als Italienerin in der Schweiz Restriktionen unterliegt. Schließlich tritt sie den Roten Brigaden bei, um eine gerechtere Welt zu schaffen, aber auch hier gerät sie nur wieder in neue Abhängigkeit und wird lediglich instrumentalisiert. Der Autor beschreibt, wie es sich anfühlen muss, als ungebildete Arbeiterin Abhängigkeiten nicht entkommen zu können.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:
Das Unglück, das der Autor immer wieder ankündigt, entwickelt sich nicht mechanisch. Immer ist da die zähe Adelina, die versucht, zu handeln, Entscheidungen zu treffen, den Umständen, der Politik, den Zufällen zum Trotz. Dies verleiht dem Roman seine extreme Spannung ... Das Buch ist eine Wucht.
Martina Läubli, NZZ am Sonntag, 16. April 2023
Das Buch ist mit einer unglaublichen Eleganz geschrieben, mit einer Plastizität, die mich umgehauen hat.
Felix Münger, Radio SRF Buchzeichen, 18. April 2023
Ein knapper, großer Roman über die dunklen Seiten der europäischen Gegenwart ... Seine Präzision, seine Prägnanz sind manchmal schon fast beängstigend genau.
Tom Kretschmer, Bayern 2 "Diwan", 11. Juni 2023
Gabriele von Arnims Gedanken zu verfolgen, ist ein Geschenk: In der Schönheit ihrer Sätze kann die Lesende Trost finden.
Sabine Cronau, Börsenblatt, 15. Juni 2023
Diese kraftvoll-energische Erzählung des Büchnerpreisträgers passt in eine Zeit, die von Migration geprägt wird und in der Inflation keine Vokabel aus dem Geschichtsbuch ist.
Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau, 08. Juli 2023
Lukas Bärfuss erzählt in "Die Krume Brot" von einer Frau aus dem Arbeitermilieu der 1970er-Jahre. Ihm gelingt dabei viel mehr als bloße Kapitalismuskritik.
Erika Thomalla, Süddeutsche Zeitung, 10. Juli 2023
Ein literarischer Wurf. Sprachlich elegant und präzise und mit einer Empathie, die sich auf uns Leserinnen und Leser überträgt. "Die Krume Brot" ist ein Roman, der uns angeht.
Felix Münger, SRF, 18. April 2023
Ein Buch, das einen unglaublich packt. Ich freue mich, dass es weitergeht mit Adelina.
Deutschlandfunk Kultur "Lesart", 20. April 2023
Lukas Bärfuss untergräbt mit allem, was er schreibt, Selbstverständnis und Selbstverständlichkeiten unserer liberal-aufgeklärten Gesellschaft ... Gutes Buch, sehr interessantes Projekt.
Alexander Wasner, SWR 2 "Die Buchkritik", 23. April 2023
Lukas Bärfuss sagt, dass ihn dieses Buch schon sein ganzes Leben begleite. Und nun hat er es endlich geschrieben und veröffentlicht.
DANIEL ARNET, Sonntagsblick, 23. April 2023
Fesselnd, ergreifend und voll gesellschaftlichem Zündstoff.
3Sat "Kulturzeit", 24. April 2023
Eine intensive Lektüre, die aufrüttelt, ja regelrecht wütend macht. Bärfuss legt den Finger in die Wunde und verbindet sie nicht.
Katja Weise, NDR Info "Neue Bücher", 03. Mai 2023
Ein Roman erreicht einen auf ganz andere, viel emotionalere Weise und eröffnet nochmal eine ganz andere Perspektive auf die Klassenfrage als die zahlreichen autofiktionalen Bücher der letzten Jahre.
Andrea Gerk, WDR Lesestoff, 04. Mai 2023
Wie Bärfuss diese letzte Seifenblase in erlebter Rede immer größer und schillernder werden und dann zerplatzen lässt, das ist meisterhaft.
Richard Kämmerlings, Welt am Sonntag, 07. Mai 2023
Wie alles mit allem zusammenhängt, das erzählt Lukas Bärfuss packend anhand einer stillen, selten erlebten Heldin der Wirklichkeit.
RBB Radioeins "Die Literaturagenten", 04. Juni 2023
Die besten Epen sind jene, die schlank daherkommen wie ein Kurzroman und deren Sätze so aufgeladen sind, dass in jedem von ihnen eine neue Geschichte zu stecken scheint.
Oliver Creutz, Stern, 07. Juni 2023
Ihm glückt ein erzählerischer Sog in ausdauernden Sätzen, die oft in lakonischen Pointen kulminieren.
Timo Posselt, Die Zeit, 20. Juli 2023
Ein dichter, spannender Roman, prallvoll mit Geschichte, Geschichten, zeithistorischen Anspielungen
Wolfgang Seibel, Ö1 "Ex Libris", 10. September 2023 |
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