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Die Große Erneuerung
Hans Wußing
Birkhäuser Verlag AG Basel
EAN: 9783764366988 (ISBN: 3-7643-6698-2)
223 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, März, 2002
EUR 48,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Hans Wußing
Die Große Erneuerung
Die nach Inhalt, Methode und sozialer Relevanz durchgreifenden Umwälzungen in Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Biologie und Geographie sowie in Naturphilosophie und wissenschaftlichen Organisationsformen während des 16./17. Jahrhunderts und des beginnenden 18. Jahrhunderts werden in der Historiographie der Wissenschaften mit dem Sammelbegriff Wissenschaftliche Revolution schlechthin bezeichnet. Der Autor beschreibt in seinem Buch markante Höhepunkte jenes Prozesses, auf denen ganz wesentlich unsere heutige Wissenschaft gegründet ist. Um die geistigen Wendungen und die Persönlichkeiten hervortreten zu lassen, wurde großer Wert auf authentische Äußerungen jener Wissenschaftler gelegt.
Rezension
Wissenschaftsgeschichte zählt noch immer zu in der Schule vernachlässigten Gebieten. Dabei bietet gerade die Auseinandersetzung mit der Genese und Entwicklung der Wissenschaften, insbesondere der Naturwissenschaften, die Möglichkeit eines fächerübergreifenden Unterrichts. Dieser könnte in den einzelnen Unterrichtsdisziplinen oder auch in einen interdisziplinär angelegten Seminarkurs realisiert werden. Ein Thema ist m.E. dafür in einem besonderen Maße geeignet, nämlich die Wissenschaftliche Revolution im 16./17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts, da diese zu einer fundamentalen Veränderung des Weltbildes führte.
An die Stelle des im Mittelalter vorherrschenden geozentrischen System trat das heliozentrische Weltbild, das von Nicolaus Copernicus, Tycho Brache und Galileo Galilei entdeckt und bewiesen wurde. Johannes Kepler elaborierte eine „neue Astronomie“, Issak Newton vollzog die Grundlegung der ‚klassischen‘ Physik, die erst durch die Einsteinsche Quantenphysik radikal in Frage gestellt wurde. Den wissenschaftstheoretischen Überbau für die neuzeitliche Naturwissenschaft lieferten die Philosophen Francis Bacon („Novum Organum“) und Renè Descartes („Discours de la méthode“). Wissenschaftliche Erkenntnis musste sich an der Methode der axiomatisch verfahrenden Geometrie orientieren („more geometrico“). In der Mathematik selbst entwickelte Descartes das Fundament der analytischen Geometrie; Gottfried Wilhelm Leibniz, Newton und George Berkeley diskutierten über die Grundlagen der Infinitesimalmathematik, der Analysis. Leibniz und Blaise Pascal entwickelten zudem erste Rechenmaschinen (vgl. Abbildungen S. 101, 103). Außerdem konnten die bisherigen Messresultate durch die Erfindung neuer Instrumente wie Spiegelteleskop, Mikroskop oder Barometer sehr verfeinert werden. Wilhelm Harvey entdeckte im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts den Blutkreislauf.
„Die Große Erneuerung“ im Zeitraum von 1543, dem Jahr des Erscheinens von Copernius‘ „De revolutionibus“, bis 1727, dem Todesjahr von Newton, wird von dem international anerkannten Wissenschaftshistoriker Hans Wußing auch für den Nicht-Naturwissenschaftler gut verständlich beschrieben. Seine auf präzisen und umfassenden Quellenstudien basierenden Ausführungen überzeugen auch in didaktischer Hinsicht durch die gut ausgewählten Abbildungen und die souveräne Auswahl zentraler und in Deutsche übersetzter Zitate der Wissenschaftler. Diese Materialien können m.E. auch fruchtbar in verschiedenen Phasen des Unterrichts in Geschichte, in den Naturwissenschaften oder in Philosophie eingesetzt werden. Erwähnenswert ist noch, dass Wußing sich gegen die ahistorische Vorstellung wendet, die Entwicklung moderne Naturwissenschaft sei ohne Widersprüche verlaufen. So betont der Wissenschaftshistoriker unter Verweis auf genaue Quellenanalysen:“ Rezeption von antikem und mittelalterlichem Wissen durchdrang und überschritt sich mit Neuem, das sich Anerkennung erst erzwingen musste.“ (S. 4)
Der Autor wird in seinem Überblick über die erste moderne wissenschaftliche Revolution seiner Intention, dem Leser einen „Bericht über belegbare Tatsachen zum erzielten mathematisch-naturwissenschaftlichen Fortschritt [...] angereichert mit authentischen Äußerungen der handelnden Personen, [...] in deutscher Sprache“ (S. 199) zu liefern, vollauf gerecht. Wußings Buch über die Wissenschaftliche Revolution in der Frühen Neuzeit aus dem „Birkhäuser Verlag“ regt Lehrer bzw. Lehrerinnen an, der Wissenschaftsgeschichte in ihrem schulischen Unterricht mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Als Wissenschaftliche Revolution schlechthin bezeichnet die Historiographie der Wissenschaften die durchgreifenden Umwälzungen während des 16./17. und des beginnenden 18. Jahrhunderts. Dabei bezieht sie sich auf die nach Inhalt, Methode und sozialer Relevanz bedeutenden Veränderungen in Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Biologie und Geographie sowie in Naturphilosophie und in wissenschaftlichen Organisationsformen. Der Autor beschreibt markante Höhepunkte dieses Prozesses, auf dem unsere heutige Wissenschaft gegründet ist. Viele authentische Äußerungen von Wissenschaftlern geben eindrucksvolle Einblicke in die geistigen Wendungen und die Persönlichkeiten dieser Zeit.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Einführung 1
Prolog 6
Die copernicanische Wende 11
Nicolaus Copernicus 14
De revolutionibus 16
Umstrittenes heliozentrisches System 22
Für und Wider 22
Tycho Brache 24
Anerkennung des Heliozentrismus 28
Galilei Galilei 30
Dialog über die zwei hauptsächlichen Weltsysteme 33
Zwei neue Wissenschaften 40
Ingenieure. Simon Stevin 43
Physik des Himmels 45
Johannes Kepler 48
Das Weltgeheimnis 50
Die neue Astronomie 52
Kalenderreform 56
Inductio. Ratio 57
Francis Bacon 57
René Descartes 62
Atomismus 70
Pierre Gassend 70
Institutionen 72
Instrumente 81
Fernrohr 81
Spiegelteleskop 84
Mikroskop 87
Barometer. Luftpumpe 90
Thermometer 97
Chronometer 98
Rechenhilfsmittel. Rechenmaschinen 99
Mathematik 104
Algebra 104
Analytische Geometrie 108
Die Problemsituation 113
Frühgeschichte der Infinitesimalmathematik 114
Tangentenproblem 116
Newton und die Fluxionsrechnung 117
Leibniz und der Calculus 124
Der Prioritätsstreit 129
Herausbildung des Funktionsbegriffs 132
Ausbau der Infinitesimalmathematik 132
Optik 137
Brechungsgesetz 137
Lichtgeschwindigkeit 138
Farbenlehre 139
Lichttheorie 146
Wellentheorie des Lichtes 149
Chemie auf der Suche 152
Elemente. Prinzipien 152
Gas 153
Der skeptische Chemiker 154
Phlogiston 159
Grundlegung der klassischen Physik 160
Newton 160
Gravitation 165
Principia 168
Newton und die Naturphilosophie 178
Erkenntnisse über die belebte Natur 185
Botanik 186
Sexualität 188
Zoologie 188
Anatomie. Blutkreislauf 190
Vitalismus. Iatromechanik. Iatrophysik. Iatrochemie 193
Geographische Entdeckungen. Geologie 195
Fossilien 197
Schlussbemerkung 199
Zeittafel 201
Literatur 211
Namensregister 220
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