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Die Familienklasse Multifamiliengruppenarbeit in Schulen Titel der englischen Originalausgabe: Multi Family Groups in Schools - A Theoretical and Practical Guide. Copyright 2019 Anna Freud National Centre for Children and Families, London

Mit einem Vorwort von Peter Fonagy
Die Familienklasse
Multifamiliengruppenarbeit in Schulen


Titel der englischen Originalausgabe: Multi Family Groups in Schools - A Theoretical and Practical Guide. Copyright 2019 Anna Freud National Centre for Children and Families, London



Mit einem Vorwort von Peter Fonagy



Neil Dawson, Brenda McHugh , Eia Asen

Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783808008751 (ISBN: 3-8080-0875-X)
104 Seiten, Spiralbindung, 21 x 30cm, 2020, farbige Abb., Groß-Format DIN A4, Ringbindung

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Lehrerinnen und Lehrer werden vermehrt damit konfrontiert, dass Kinder in der Schule stark herausforderndes Verhalten zeigen, bei dem ihr normales pädagogisches Handwerkszeug häufig nicht mehr ausreichend ist. Ohne die Hilfe anderer Fachkräfte und die Unterstützung der Eltern ist es für diese Kinder schwierig, den Schulalltag zu meistern.

Konflikte zwischen Eltern, SchülerInnen und Lehrkräften verschärfen sich in solchen Situationen, obwohl Zusammenarbeit und gemeinsame Abstimmung dringend notwendig wären.

Dabei lässt sich das Verhalten der Kinder in der Schule oftmals nicht trennen von häuslichen Belastungssituationen und von den Voraussetzungen, welche die Kinder mit sich bringen.

Wenn Kinder in der Schule sehr herausforderndes Verhalten zeigen, besteht die Gefahr, dass ein stabiles Muster entsteht und sie in einen Kreislauf geraten, der in Ausgrenzung oder Unterrichtsausschluss münden kann. Um aus diesem Kreislauf wieder auszubrechen, bedarf es neuer Fähigkeiten, eines neuen Blickes und eines gemeinsamen Ziels aller beteiligten Personen. Nicht selten münden Schwierigkeiten in der Schule in häusliche Konflikte und umgekehrt. Die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern gestaltet sich dann oft schwierig und wenig lösungsorientiert. Gleichzeitig gibt es aber auch Schüler, die eher zurückhaltend sind und nicht den Mut fassen, ihre Fähigkeiten in der Schule zu zeigen. Auch ihnen kann man im Alltag nur schwer gerecht werden. Viel zu oft gelingt es nicht, die Eltern in den Prozess mit einzubinden, obwohl sie für eine nachhaltige Veränderung von zentraler Bedeutung sind. Unausgesprochene oder ganz direkte gegenseitige Vorwürfe dominieren dann den weiteren Bildungsweg, wo es eigentlich einer Erziehungspartnerschaft bedarf.

Die Familienklasse bietet hier einen neuen Weg, um aus solch schwierigen und symmetrisch eskalierenden Kreisläufen auszusteigen und das Miteinander nachhaltig zu verbessern. Sie könnte sich zukünftig als ein zentraler Baustein in der Zusammenarbeit zwischen der Schule und den Institutionen der Jugendhilfe erweisen und kann unter aktiver Einbindung der Eltern drohenden Suspendierungen und negativen Entwicklungsverläufen von Schülern entgegenwirken.

Die Familienklasse ist eine höchst wirksame Form von Unterstützung, um gemeinsam bei allen Beteiligten, Veränderungsprozesse anzustoßen und Eltern für eine andere Kooperation im Interesse des Kindes zu gewinnen.

In diesem Konzept wird eine Verbindung von therapeutischer Methoden und schulischem Alltag hergestellt, um für emotional und sozial herausforderndes Verhalten gemeinsam Lösungen zu finden.

Ziele der Familienklasse sind es, Kinder vor einem Unterrichtsausschluss zu bewahren, die Beziehungen und die Kommunikation zu Hause oder in der Schule zu verbessern und es so den Kindern zu ermöglichen, den Schulalltag wieder besser zu bewältigen. Hier können die Kinder mit ihren Eltern in einem geschützten Rahmen neue Fähigkeiten einüben und wieder neue Perspektive in der Schule entwickeln.

Darüber hinaus bietet das Konzept Eltern die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Familien neue Lösungsideen für den Alltag zu entwickeln, Probleme mit anderen zu teilen, gemeinsame Stärken zu entdecken und sich gegenseitig zu unterstützen.

Bei der Familienklasse handelt es sich um ein Gruppenangebot für Kinder und Eltern während der regulären Schulzeit, das als Kooperationsmodell von einer Lehrkraft gemeinsam mit einem Berater/Therapeuten geleitet wird.

Das Manual beschreibt die Prinzipien und Methoden der Familienklasse. Neben einer ganzen Reihe praktischer Methoden werden sowohl der theoretische Hintergrund als auch die zugrundeliegende pädagogische/therapeutische Haltung beschrieben. Systemisches Denken und Elemente mentalisierungsbasierter Konzepte fließen hier ebenso ein, wie grundlegende Aspekte der Multifamilienarbeit/-therapie. Das Buch verbindet auf diesem Weg ganz praxisnahe konkrete Übungen mit systemisch-lösungsorientierten Techniken der Gesprächsführung, wie dem 5-Schritte Modell.

Das Manual bietet eine Leitlinie für die Initiierung von Familienklassen und erläutert grundlegende Ideen für die Zusammenarbeit von Lehrern, Kindern, ihren Eltern und anderen therapeutischen Professionen.

Die Autoren Neil Dawson und Brenda McHugh entwickelten bereits vor vielen Jahren in London gemeinsam mit Prof. Dr. Eia Asen einen Ansatz, der multifamilientherapeutische Konzepte in den schulischen Alltag integriert. Sie sind beide nicht nur als systemische Familientherapeuten, Multifamilientherapeuten und Lehrtherapeuten tätig, sondern sie waren beide in ihrem Erstberuf selbst Lehrer und wissen daher aus eigener Erfahrung um die Herausforderungen für Lehrer und Schüler in den Schulen.

Beide arbeiten am „Anna Freud National Centre for Children and Families“ in London und sind Mitbegründer der ersten Family School in London.

Ihr Konzept wurde bereits in vielen verschiedenen Ländern adaptiert und gerade in den skandinavischen Ländern sogar strukturell fest verankert. Auch in Deutschland gibt es seit einigen Jahren eine stetig wachsende Zahl von Multifamiliengruppen in Schulen, die in Kooperation von Schulen und anderen Institutionen wie der Jugendhilfe durchgeführt werden.



Illustrationen: Tanya Meditzky

Übersetzung und deutschsprachige Bearbeitung:

Markus Föhl, Landkreis Cuxhaven, und Nicole Schui (Beide: NIMS (Norddeutsches Institut für Multifamilientherapie und Systemische Beratung). Markus Föhl ist Dipl.-Psych., Multifamilientherapeut (DGSF), Systemischer Familientherapeut (SG); Nicole Schui ist Förderlehrerin, Schwerpunkt E+S, Lehrerin in der Familienschule, Multifamilientrainerin.
Rezension
Dieses Buch zielt auf Kinder, die in der Schule stark herausforderndes Verhalten zeigen, bei dem das normale pädagogische Handwerkszeug der Lehrkräft nicht mehr ausreicht. Das Verhalten der Kinder in der Schule läßt sich dabei oftmals nicht trennen von häuslichen Belastungssituationen. Ohne die Hilfe anderer Fachkräfte und die Unterstützung der Eltern ist es für diese Kinder schwierig, den Schulalltag zu meistern. Deshalb müssen die Eltern eingebunden werden. Bei der Familienklasse handelt es sich um ein Gruppenangebot für Kinder und Eltern während der regulären Schulzeit, das als Kooperationsmodell von einer Lehrkraft gemeinsam mit einem Berater/Therapeuten geleitet wird. Das Manual bietet eine Leitlinie für die Initiierung von Familienklassen und erläutert grundlegende Ideen für die Zusammenarbeit von Lehrern, Kindern, ihren Eltern und anderen therapeutischen Professionen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Aus dem Vorwort von Peter Fonagy, University College London:
„Es gibt noch viel mehr, was bemerkenswert ist, wenn es darum geht, Familien in einer gemeinsamen Anstrengung zusammenzubringen, um ihren Kindern, der Schule und einander dabei zu helfen, die Bedingungen für jeden einzelnen zu optimieren. Die Liebe zum Detail in diesem Buch ist außergewöhnlich. Große Ideen lösen selten die Probleme des täglichen Lebens. Dieses Buch hat viele großartige Vorschläge, aber seine Weisheit leuchtet nicht so sehr durch die Vorschläge selbst, sondern dadurch, wie sie gemacht werden. Es ist ein Buch, das aus Geduld geboren wurde, aus der Geduld, die wir alle brauchen, wenn wir unser Verhalten ändern wollen. Es lehrt uns, dass man kleine Schritte braucht, um auch den größten Berg zu besteigen. Das Buch ist der Beweis dafür, dass einfache Ideen, wenn sie mit aller Klarheit präsentiert werden, das Potenzial haben, das Leben zu verändern. Ich möchte den Nutzen nicht überbewerten, den ein Ansatz, wie der hier Empfohlene bieten kann. Aber ich möchte mich auch nicht der Untertreibung schuldig machen. Die Schule als Plattform für sozialen Wandel optimal zu nutzen und die Werkzeuge bereitzustellen, die Lehrer, Eltern und Betreuer benötigen, ist ein gewaltiger Schritt. Die Art und Weise, wie wir die Krise lösen können, die durch eine zunehmende Prävalenz von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gekennzeichnet ist, besteht nicht in der Ausbildung von noch mehr Fachkräften im therapeutischen Bereich. Dies kann nur dadurch geschehen, dass wir uns selbst darin trainieren, Wissen und Fähigkeiten im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit in das zu integrieren, was wir ohnehin schon tun. Der Wert dieses Buches besteht darin, mit Eltern und Lehrern zu sprechen, um das, was sie können, fortzuführen, es aber so zu ergänzen, dass es den Kindern und Jugendlichen zugutekommt, für deren emotionale Entwicklung sie die Verantwortung übernehmen. Indem wir alle befähigt werden, unseren Kindern und denen anderer Unterstützung und Hilfe anzubieten, erfüllt dieses Buch ein wichtiges Ziel, und zwar auf brillante, evokative und zutiefst inspirierende Weise.“
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Peter Fonagy 7

Einleitung 9

Einführung in die Multifamiliengruppenarbeit 14
Überblick über die Struktur 19
ZPART Zielformulierung 22
Zielformulierung 24
Planung, Überblick und Anleitung 33
Planung 34
Aktion 39
Reflexion 41
Transfer 49
Gruppenkohäsion 52
Multifamiliengruppenleiter – Rollen und Aufgaben 56
Installation an Schulen 62
Beschreibung der Gruppenstruktur und des Ablaufs 69
Theoretische Grundlagen – Systemisches Mentalisieren und Bildungsperspektiven 76
Fähigkeiten und Techniken 84
Besondere Themen 94
Outcome – Wirkungsweisen, Evaluation und Evidenz von Veränderungsprozessen 99

Literatur 101