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Die Deutschen und ihre Antike Eine wechselvolle Beziehung
Die Deutschen und ihre Antike
Eine wechselvolle Beziehung




Stefan Rebenich

Klett-Cotta
EAN: 9783608964769 (ISBN: 3-608-96476-2)
496 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 17 x 23cm, August, 2021

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
200 Jahre Antikensehnsucht und Geschichte der Altertumswissenschaft



Zugänglich und spannend erzählt Stefan Rebenich pointiert die Entwicklung der deutschen Althistorie, die Weltruhm erlangte, aber auch politisch missbraucht wurde. Anhand zentraler Diskurse und wichtiger Institutionen würdigt er kritisch grandiose Leistungen wie Verfehlungen bedeutender Historiker. Ein einzigartiges Buch über die besondere Beziehung der Deutschen zur Antike.
Rezension
Die Erforschung des klassischen Altertums im deutschen Raum steht im Mittelpunkt dieser lesenswerten Monographie des bekannten Altertumswissenschaftlers Stefan Rebenich. Schon an den Überschriften der drei Abschnitte dieses Buchs erkennt man, dass hier ganz große Linien umrissen werden: Zunächst das 19. Jahrhundert, in dem die Disziplin der klassischen Altertumswissenschaft überhaupt erst im heutigen Sinne entsteht. Humboldt, Droyen, Mommsen, Wilamowitz-Moellendorff, Harnack - um nur einige der herausragenden Forscherpersönlichkeiten dieser prägenden Epoche zu nennen. Was gab es zu dieser Zeit nicht alles zu entdecken: Die ersten (im meist noch heute gültigen Sinne) kritischen Editionen der griechisch-römischen Klassiker entstanden, Ausgrabungsstätten wurden geschaffen, die Antike aber auch vielfach als überhöhtes Ideal dargestellt. Im zweiten Großkapitel wird der Umbruch der Altertumswissenschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1933 beschrieben. Hier ist das herausragende Kapitel über das "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft" besonders zu würdigen. Schließlich widmet sich Rebenich ausführlich der Altertumswissenschaft im "Dritten Reich", um danach zur Zeit nach 1945 zu kommen und mit einem Ausblick zu enden.

Die Unterkapitel bauen zwar chronologisch aufeinander auf, lassen aber auch eine isolierte Lektüre zu. Dadurch sind Abschnitte des Buchs im Unterricht und ganz sicher auch im universitären Betrieb verwendbar: Rebenich gibt eine wunderbare Einführung in die Altertumswissenschaft in Deutschland. Es gelingt ihm, die bereits im Untertitel genannte "wechselvolle Beziehung" in kräftigen Tönen nachzuzeichnen und so das Panorama einer spannenden Disziplin zu schaffen.
Gerade zu den ersten Semestern des Studiums der Altertumswissenschaften (Klassische Philologie, Alte Geschichte, Archäologie) gehören auch immer fundierte Kenntnisse der Wissenschaftsgeschichte des eigenen Fachs. Für den deutschsprachigen Raum ist mit dieser Monographie sicher ein Standardwerk geschaffen, das von Fachpublikum und breiter Masse gleichermaßen mit großem Gewinn gelesen werden kann. Letztlich kann das Buch auch als eine kluge Legitimation des Fächerkanons der klassischen Altertumswissenschaften verstanden werden.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
200 Jahre Antikensehnsucht und Geschichte der Altertumswissenschaft

Zugänglich und spannend erzählt Stefan Rebenich pointiert die Entwicklung der deutschen Althistorie, die Weltruhm erlangte, aber auch politisch missbraucht wurde. Anhand zentraler Diskurse und wichtiger Institutionen würdigt er kritisch grandiose Leistungen wie Verfehlungen bedeutender Historiker. Ein einzigartiges Buch über die besondere Beziehung der Deutschen zur Antike.
Seit mehr als 200 Jahren hat das griechisch-römische Altertum die deutsche Nationalkultur und unsere kollektive Identität mitgeprägt. Stefan Rebenich, einer der führenden deutschen Alt- und Wissenschaftshistoriker, bietet eine ebenso konzise wie glänzend geschriebene Darstellung der wechselvollen und oft kontroversen Geschichte seiner Disziplin. Dabei schildert er nicht nur die politischen und wissenschaftlichen Biographien einzelner herausragender Historiker (u. a. Mommsen, Wilamowitz, Harnack), sondern er berücksichtigt auch bedeutende Wissenschaftsinstitutionen und legt die zeitbedingten Faktoren der historischen Forschung offen. Souverän behandelt er Kontroversen und Themen, die die Entwicklung des Faches bestimmten, und zeigt schonungslos anhand ausgewählter, wenig bekannter Quellen die ideologische Vereinnahmung der Alten Geschichte und die Anpassung ihrer Vertreter im Nationalsozialismus. Was also bleibt und wo stehen wir nach dem Bedeutungsverlust der Antike als Leitbild, fragt der Autor mit einer aktuellen Wendung: Noch heute ist die Beschäftigung mit der Fremdheit der Antike eine intellektuelle emanzipatorische Übung, uns selbst in Frage zu stellen und uns selbst zu finden.
Inhaltsverzeichnis
ZUR EINLEITUNG
1. Gegenstand und Erkenntnisinteresse ~ 9
DAS 19. JAHRHUNDERT
2. Wilhelm von Humboldt: Die Entstehung des Bürgertums aus dem Geiste der Antike ~ 19
3. Triumph und Krise: Die Altertumswissenschaften im 19. Jahrhundert ~ 34
4. Vom Umgang mit toten Freunden: Johann Gustav Droysen und das Altertum ~ 55
5. Das Zentrum: Die Altertumswissenschaften an der Berliner Akademie ~ 73
6. Akteure: Theodor Mommsen, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Adolf Harnack ~ 98
7. Politik für die Altertumswissenschaften: Friedrich Althoff ~ 116 ÜBERGÄNGE IN EIN NEUES ZEITALTER
8. Ordnung des Wissens:
Das »Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft« ~ 136
9. Die Katastrophe: Der Erste Weltkrieg und seine Folgen ~ 152 10. Vom Los eines Außenseiters: Carl Friedrich Lehmann-Haupt ~ 176 11. Die Entdeckung einer neuen Epoche: Die Spätantike ~ 192
12. Akteure: Adolf Erman und Eduard Schwartz ~ 207
13. Die Antike in »Weihen-Stefan«: Platon im Georgekreis ~ 225

MITTEN IM 20. JAHRHUNDERT
14. Zwischen Verweigerung und Anpassung:
Die Altertumswissenschaften im »Dritten Reich« ~ 242
15. »Erste Briefe«: Die Wiederaufnahme wissenschaftlicher Kontakte nach 1945 ~ 272
16. Ein Neustart: Die Mommsengesellschaft ~ 292 17. Ost und West: Die Altertumswissenschaften
im geteilten Deutschland ~ 310
18. Akteure: Hermann Bengtson und Alfred Heuß ~ 338
19. Von Worten und Werten: Begriffsgeschichte in den Altertumswissenschaften ~ 357
AUSBLICK ~ 373
20. Zu guter Letzt: Wo stehn wir? ~ 373
NACHWORT ~ 382 ANMERKUNGEN ~ 384 PERSONENREGISTER ~ 485