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Die Ambivalenz des Religiösen  Religionen als Friedensstifter und Gewalterzeuger
Die Ambivalenz des Religiösen
Religionen als Friedensstifter und Gewalterzeuger




Bernd Oberdorfer, Peter Waldmann (Hrsg.)

Rombach
EAN: 9783793095026 (ISBN: 3-7930-9502-9)
432 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2008

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Anders als häufig angenommen, sind Religionen weder an sich friedlich noch an sich gewaltsam, sondern prinzipiell ambivalent: Sie können ebenso friedensstiftende Wirkungen entfalten wie zu Kampf und Gewalt anstacheln. Der vorliegende Band fragt in grundsätzlichen Überlegungen und Fallstudien aus Geschichte und Gegenwart, unter welchen Bedingungen das jeweils geschieht. Wann schlägt religiös motivierter Widerstand in Gewalt um? Welchen Umgang pflegen religiöse Würdenträger mit der politischen Macht? Wird der Obrigkeit die religiöse Legitimation entzogen im Fall staatlichen Gewaltmissbrauchs? Geht von religiösen Diasporen eine besondere Gefahr aus? Gibt es Beispiele gelingender sozialer Integration konkurrierender religiöser Wahrheitsansprüche?



BERND OBERDORFER ist Professor für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Systematische Theologie an der Universität Augsburg. Forschungsschwerpunkte u.a.: Ökumenische Theologie, theologische Friedens- und Konfliktforschung.

PETER WALDMANN ist emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Augsburg. Forschungsschwerpunkte u.a.: Kriminalsoziologie, Entwicklungssoziologie (bes. Lateinamerika), politische Soziologie (bes. Forschungen zur -repressiven wie aufständischen - Gewalt).
Rezension
Spätestens der bekannte Heidelberger Ägyptologe Jan Assmann hat die Frage auf die Tagesordnung gesetzt, inwieweit Religionen gewalttätig oder friedfertig sind. Assmnn vertritt bekanntlich die These, dass die monotheistischen Religionen mit ihren Unterscheidungen zwischen wahr und falsch, sei es durch Selbstabgrenzung wie das Judentum oder durch die Bestimmung eines 'ungläubigen' Außen wie in Christentum und Islam, Gewalt generieren und Intoleranz in die Welt bringen. Besonders die monotheistischen Religionen mit dem ihnen eigenen Absolutheitsanspruch und ihrer Intoleranz sind in den Verdacht geraten, gewalttätig zu sein. In "Moses der Ägypter" hatte Assmann entsprechende Fährten gelegt und einen friedfertigen, toleranten Polytheismus dem Monotheismus entgegen gesetzt. Demgegenüber hat der französische Religionsphilosoph René Girard ("Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz") insbesondere dem christlichen Monotheismus die Fähigkeit zugesprochen, die Gewalt zu überwinden. - Diese Diskussion mag im Hintergrund stehen, wenn in diesem Band konkret die Ambivalentz des Religiösen ausgelotet wird: Religionen als Friedensstifter oder als Gewalterzeuger?

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Reihe Historiae herausgegeben von Franz-Josef Brüggemeier, Dieter Mertens, Wolfgang Reinhard, Ernst Schulin, Peter Waldmann
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Bernd Oberdorfer / Peter Waldmann
Einleitung 11

1. Theoretische Ansätze

Thomas Scheffler
Vom Umkippen fundamentalistischer Bewegungen in Gewalt 27

Hans G. Kippenberg
Die Macht religiöser Vergemeinschaftung als Quelle religiöser Ambivalenz 53

Johann Evangelist Hafner
Victime und Sacrifice. Girards Opfertheorie und ihre Anwendung auf Texte des Hinduismus, des Judentums und des Christentums 77

2. Religionen im gewaltsamen oder gewaltlosen Widerstand

Nikolaus Wen
Theologie der Befreiung in Lateinamerika 107

Dirk J. Smit
Kirche, Frieden und Gewalt? Südafrikanische Erfahrungen des letzten Jahrhunderts 133

Stephan Rosiny
Religiöse Freigabe und Begrenzung der Gewalt bei der Hizb Allah im Libanon 157

3. Klerus und Macht

Walther L. Bemecker
Der katholische Klerus und das Franco-Regime 187

Barbara Klimmeck
Katholizismus, Gewalt und Militärdiktatur in Argentinien 219

Thomas Bremer
Geistliche Würdenträger und politische Macht. Orthodoxie in Russland 247

4. Die muslimische Diaspora in Deutschland

Werner Schiffauer
Reislamisierung und Radikalisierung. Zur inneren Dynamik des Islam in Deutschland 269

Matenia Sirseloudi
Zwischen Assimilation und Abgrenzung. Die Bedeutung der Religion für die Identität der türkischen Diasporagemeinschaft in Deutschland 289

Hamed Abdel-Samad
Identitätssuche und Radikalisierungserfahrungen.
Autobiografische Notizen eines muslimischen Studenten in Deutschland 315

5. Die Rolle der Religion im geschichtlichen Wandel

Axel Gotthard
Autonomie des Politischen?
Über Befriedungsstrategien und Eskalationsmechanismen im Konfessionellen Zeitalter 339

Wolfgang Reinhard
Religionskrieg oder Machtkampf? Kulturkonflikte vom europäischen Kolonialismus bis heute 357

Bernd Oberdorfer
Resakralisierung als Signum der Postmoderne? Chancen und Gefahren für den Frieden 377

Peter Waldmann
Wie anfällig sind Religionen für Gewalt? Ein Zwischenresümee des Diskussionsstandes 395

Autorinnen und Autoren 427