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Deutschland, Lutherland Warum uns die Reformation bis heute prägt
Deutschland, Lutherland
Warum uns die Reformation bis heute prägt




Christine Eichel

Random House , Blessing
EAN: 9783896675279 (ISBN: 3-89667-527-3)
256 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, November, 2015, mit 9 s/w-Abb.

EUR 19,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Es ist viel mehr Luther in uns, als wir ahnen.

Das Jahr 1517 markiert eine historische Zäsur, die für Deutschland identitätsstiftende Bedeutung hat. Denn Luthers 95 Thesen über den Ablasshandel waren ein Signal, das neben der religiösen Erneuerungsbewegung einen tiefgreifenden Mentalitätswandel einleitete. Im Zuge der Reformation entstand eine protestantische Kultur, die bis heute starken Einfluss auf unsere Ideen von Staat, Wirtschaft, Familie, Bildung und der gesellschaftlichen Rolle der Frau hat.

Ausgehend von Alltagserfahrungen, die sie in pointierten Anekdoten schildert, spürt Christine Eichel dem reformatorischen Denken und Handeln in der deutschen Gegenwart nach: in der auf Bescheidenheit bedachten Selbstinszenierung des Staates, im protestantischen Arbeitsethos, in typisch deutschen Wertedebatten, in der Verklärung der Familie als Ort privater Bildung oder im sozialstaatlichen Netz evangelisch geprägter nordeuropäischer Länder. Doch Christine Eichel zeigt auch die Schattenseiten der Reformation: von Luthers Antisemitismus und seinem Obrigkeitsdenken bis hin zum Verlust von Spiritualität.

Ein leicht verständliches, oft verblüffendes und mit großer Genauigkeit recherchiertes Buch für alle, die wissen wollen, was Luther und die Reformation uns heute angehen.

Christine Eichel, 1959 geboren, hat Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft studiert und wurde mit einer Arbeit über Theodor W. Adorno promoviert. Sie war Fernsehregisseurin, Moderatorin, Gastprofessorin der Universität der Künste Berlin und leitete die Kulturressorts der Magazine Cicero und Focus. Sie hat zahlreiche Romane und Sachbücherveröffentlicht. Zuletzt erschienen „Das deutsche Pfarrhaus. Hort des Geistes und der Macht“ (2012) und "Deutschland, deine Lehrer" (2014). Christine Eichel lebt als Autorin und Publizistin in Berlin.
Rezension
Wir nähern uns dem Jahr 2017 - und damit dem 500-jährigen Reformationsjubiläum, das in der Ev. Kirche allerorten vorbereitet wird. Luthers Thesenanschlag 1517 gilt gemeinhin als Beginn der Reformation. Viele Zeitgenossen sind entkirchlicht und werden mit dem großen Reformationsjubiläum kaum etwas anfangen können, - umso bedeutsamer ist ein allgemein verständliches Buch wie das hier anzuzeigende, dessen Grundthese lautet: Es ist viel mehr Luther in uns, als wir ahnen. Sozialstaat, Wirtschaft, Arbeitsethos, Bescheidenheit, Familie, Bildung, Buchdruck, Musikkultur, religiöse Autonomie, Gewissen, individuelle Gesinnungsethik, Föderalismus statt Zentralismus, Rolle der Frau, aber auch Antisemitismus und Obrigkeitsdenken u.v.m. - im Zuge der Reformation entstand eine neue protestantische Kultur, die bis heute entscheidend unser gesellschaftliches Zusammensein prägt. Denn
Luthers Plädoyer für eine neue Form gelebten Glaubens kündigte mehr als eine religiöse Erneuerungsbewegung an: Es leitete einen Mentalitätswandel ein. Warum arbeiten wir Deutsche mehr als andere? Warum sind wir Sparweltmeister, haben ein dichteres soziales Netz als andere Länder und die reichste Orchesterlandschaft der Welt? Auf verblüffende Weise zeigt Christine Eichel die Nachwirkungen der Reformation.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Zweierlei vom Reh 7

KAPITEL I
GESELLSCHAFT 23

1. Fleißig. Warum wir Arbeit und Menschwerdung zusammendenken 25
2. Spendabel. Warum wir gerne geben 41
3. Kinderlos. Warum wir auf Nachwuchs verzichten 57
4. Engagiert. Warum Frauen so gern lehren und helfen 71

KAPITEL II
KULTUR 93

1. Hymnisch. Warum wir die reichste Musikkultur der Welt haben 95
2. Kunstaffin. Warum deutsche Museen Besucherrekorde verzeichnen 111
3. Lesebegeistert. Warum wir den zweitgrößten Buchmarkt der Welt haben 141

KAPITEL III
POLITIK 159

1. Volksnah. Warum unsere politische Kultur Demut verlangt 161
2. Versorgt. Warum wir den Sozialstaat favorisieren 176
3. Sparsam. Warum wir (noch) unser Geld zusammenhalten 195
4. Schuldig. Warum wir schwer an unserer Geschichte tragen 207
5. Rechthaber, Sinnsucher, Engagierte 224

Anmerkungen 237
Bildnachweis 252
Personenverzeichnis 253