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Der vergessene Widerstand
Jüdinnen und Juden im Kampf gegen den Holocaust
Stephan Lehnstaedt
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406830303 (ISBN: 3-406-83030-7)
383 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, März, 2025
EUR 28,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Nationalsozialisten sahen für Menschen jüdischer Abstammung nur eine Rolle vor: die des passiven Opfers. Dass sich in Deutschland und den besetzten Gebieten zehntausende Jüdinnen und Juden aktiv gegen diese Zuschreibung wehrten, ist bis heute kaum bekannt. Ihre vergessenen Geschichten hat Holocaust-Experte Stephan Lehnstaedt für dieses Buch zusammengetragen. Erstmals gibt er damit einen Überblick über die Aktivitäten des jüdischen Widerstands und erinnert an einen beispiellosen Kampf gegen die Entmenschlichung – ein Ringen um Würde, Kultur und das Recht zu leben.
Rezension
Vielfach wird in den Medien und in der Öffentlichkeit der Mythos verbreitet, Jüd:innen hätten sich im Zweiten Weltweltkrieg passiv gegenüber ihren nationalsozialistischen Drangsalierern und Mördern verhalten und diesen gegenüber kaum oder keinen Widerstand geleistet. Jüdische Opfer hätten sich „wie die Schafe zur Schlachtbank“ führen lassen. Diesen Mythos von der Passivität der Jüdinnen und Juden, der auch im kollektiven Gedächtnis Europas verankert ist und nicht selten mit antijüdischen Stereotypen verbunden ist, widerlegt historisch fundiert Stephan Lehnstaedt (*1980) in seinem neuem Werk „Der vergessene Widerstand. Jüdinnen und Juden im Kampf gegen den Holocaust“. Erschienen ist die Monographie bei C. H. Beck. Dort wurden auch die von dem Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien an der Touro University Berlin verfassten Bücher „Der vergessene Sieg“(5. Aufl. 2022) und „Der Kern des Holocaust“(3. Aufl. 2023) publiziert.
Lehnstaedt zeigt in seinem aktuellen Buch die Vielfalt des jüdischen Widerstands in dem Zeitraum 1939 bis 1945 auf, vornehmlich in den nationalsozialistischen Besatzungsgebieten. Widerstand ist für Lehnstaedt gebunden an konkrete Handlungen. Berücksichtigung finden bei ihm u.a. jüdische Partisan:innen, zum Beispiel die Bielski-Partisanen, die Aufständischen im Warschauer Ghetto 1943, die Aufständischen in den Vernichtungslagern Treblinka, Sobibor und Auschwitz-Birkenau. Außerdem werden von Lehnstaedt einzelne Personen gewürdigt, wie zum Beispiel Marianne Cohn, welche mit einer jüdischen Widerstandsbewegung Kindern durch Schmuggeln in die Schweiz das Leben rettete oder Oswald Rufeisen, der deutsche Besatzungsbehörden täuschte und Bewohner:innen eines weißrussischen Ghettos vor ihrer Ermordung warnte. Zahlreiche verfolgte jüdische Personen waren bereit ihr Leben zu opfern, um das Leben anderen Jüdinnen und Juden zu retten. Lehnstadt gebührt Lob und Anerkennung für seinen wichtigen Beitrag zur historischen Aufklärung über den jüdischen Widerstand, den Holocaust und zur Erinnerungskultur. Lehrkräfte des Faches Geschichte erhalten durch den vorliegenden Band wichtige Forschungsergebnisse, um sich in ihrem Unterricht differenziert mit der Thematik „jüdischer Widerstand“ auseinandersetzen zu können.
Fazit: Stephan Lehnstaedt hat mit seiner Monographie „Der vergessene Widerstand“ eine zentrales Werk zur Holocaustforschung vorgelegt, das verdient seitens der Öffentlichkeit rezipiert zu werden. Zugleich leistet der Historiker damit einen wichtigen Beitrag zum kollektiven Gedächtnis aller Europäer:innen.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Lehnstaedt, Stephan
Der vergessene Widerstand
Jüdinnen und Juden im Kampf gegen den Holocaust.
Die Nationalsozialisten sahen für Menschen jüdischer Abstammung nur eine Rolle vor: die des passiven Opfers. Dass sich in Deutschland und den besetzten Gebieten zehntausende Jüdinnen und Juden aktiv gegen diese Zuschreibung wehrten, ist bis heute kaum bekannt. Ihre vergessenen Geschichten hat Holocaust-Experte Stephan Lehnstaedt für dieses Buch zusammengetragen. Erstmals gibt er damit einen Überblick über die Aktivitäten des jüdischen Widerstands und erinnert an einen beispiellosen Kampf gegen die Entmenschlichung – ein Ringen um Würde, Kultur und das Recht zu leben.
«Hitler will alle Juden Europas töten. [...] Lasst uns nicht wie Schafe zur Schlachtbank gehen!», proklamierte der Student Abba Kovner 1941. Seine entschlossene Haltung wurde von Tausenden Jüdinnen und Juden im besetzten Europa geteilt. Sie alle begehrten auf gegen die nationalsozialistische Unterdrückung, die Schikanen und Vernichtungspläne eines menschenfeindlichen Regimes – ihre mutigen Aktionen blieben von Öffentlichkeit und Forschung jedoch lange unbeachtet. Stephan Lehnstaedt gibt nun erstmals einen Überblick über die verschiedenen Formen jüdischen Widerstands im NS-Staat und seinen Besatzungsgebieten. Er erzählt die Geschichten von Menschen, die auch im Angesicht des Todes für sich und andere einstanden: Sei es durch Sabotage, die Archivierung von Wissen, Fluchthilfe, Aufstände oder den Kampf mit der Waffe. Es ist die lange überfällige Erinnerung an einen vergessenen Krieg, bei dem es nicht nur, aber vor allem ums nackte Überleben ging.
Inhaltsverzeichnis
1. WIDERSTAND LEISTEN 11
Was ist jüdischer Widerstand? 18
Die Erforschung jüdischen Widerstands 22
2. DEUTSCHE JÜDINNEN UND JUDEN IM WIDERSTAND
GEGEN DEN NATIONALSOZIALISMUS 27
3. DAS BESETZTE EUROPA VOR DEM BEGINN DES
MASSENMORDS 37
Jüdische Organisationen in Polen 41
Unter Besatzung in Westeuropa 57
Vorbereitungen auf die Invasion der Sowjetunion 64
4. DER ÜBERFALL AUF DIE SOWJETUNION UND DIE
JÜDISCHEN PARTISANENORGANISATIONEN 68
Wege zum Ghetto-Untergrund 70
Flucht zu den Partisanenverbänden 80
Jüdische Partisaninnen und Partisanen 90
5. HANDLUNGSSPIELRÄUME ZWISCHEN MASSEN-ERSCHIESSUNGEN UND VERNICHTUNGSLAGERN 101
Verzweiflung und Hoffnung in den Ghettos 106
Das Entstehen von Widerstand in den Ghettos 116
Widerstand im Westen 123
6. GEGEN DIE DEPORTATIONEN IN DIE
VERNICHTUNGSLAGER 132
Wissen sammeln und verbreiten 133
Flucht vor der Deportation 144
Verstecken und Untertauchen 154
Die Arbeitsgruppe in der Slowakei: Rettungsversuche
durch Bestechung 166
Kampf im Untergrund 174
7. DIE GROSSEN AUFSTÄNDE 1943 190
Der Aufstand im Warschauer Ghetto 197
Nach Warschau 210
Die Aufstände in den Vernichtungslagern Treblinka
und Sobibor 221
Im Angesicht der Vernichtung 233
8. LETZTE KÄMPFE 239
Gegen die Vernichtung in Auschwitz 246
Die Rettung ungarischer Jüdinnen und Juden
vor Auschwitz 260
9. REPRÄSENTATIONEN: ZUR BEDEUTUNG DES JÜDISCHEN
WIDERSTANDS NACH DEM HOLOCAUST 277
Heldinnen und Helden in Israel 282
Deutsche Leerstellen 288
DANKSAGUNG 295
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