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Der nonkonformistische Intellektuelle Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule
Der nonkonformistische Intellektuelle
Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule



Mandelbaum Verlag
EAN: 9783991365051 (ISBN: 3-9913650-5-7)
800 Seiten, kartoniert, 15 x 24cm, November, 2023

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Studie zeigt, wie die kritischen Theoretiker nach dem Nationalsozialismus zur Erneuerung der marxistischen Theorie in Westdeutschland beigetragen haben. Vernunft und Theorie sollten wieder verbindlich gemacht werden. Die Grundlage dafür bildete die Lehre an der Universität und der Wiederaufbau des Instituts für Sozialforschung. Die Studierenden sollten auf anspruchsvollste Weise mit philosophischen Begriffen, mit den Bewegungsgesetzen der bürgerlichen Gesellschaft und mit empirischen Methoden vertraut gemacht werden. Als anti-autoritäre Intellektuelle sollten sie sich nicht auf mächtige Tendenzen der Geschichte berufen, sondern autonom denken sowie widerständig und demokratisch handeln. Untersucht wird, wie Horkheimer und Adorno die institutionellen Bedingungen für diese neue Form kritischer Intellektualität schufen, wie sie ihre Lehre und Forschung durchführten, um eine emanzipatorische Wahrheitspolitik zu ermöglichen, der es um die Veränderung des Ganzen geht.

Nach über 20 Jahren ist die bahnbrechende Studie zu den zivilgesellschaftlichen Aktivitäten Max Horkheimers und Theodor W. Adornos nach ihrer Rückkehr aus dem Exil wieder erhältlich. Die aktualisierte Neuauflage ist um ein Nachwort ergänzt.
Rezension
Die Frankfurter Schule gehört zu den wirkungsmächtigsten philosophischen und soziologischen Richtungen des 20. Jahrhunderts. Hervorgegangen ist sie aus dem 1924 in Frankfurt eröffneten Institut für Sozialforschung, das von den Nationalsozialisten 1933 geschlossen wurde, worauf fast alle seine Mitglieder in die USA ins Exil gingen, wo sie an dem an die New Yorker Columbia University verlagerten Institute for Social Research wirkten. 1950 wurde das Institut für Sozialforschung in Frankfurt/Main wiedereröffnet. „Traditionelle und kritische Theorie“(Max Horkheimer) [1937], „Dialektik der Aufklärung“(Horkheimer/Theodor W. Adorno) [1944], „Kritik der instrumentellen Vernunft“(Horkheimer) [1947], „Minima Moralia“(Adorno) [1951], „Negative Dialektik“(Adorno) [1966] lauten die Titel von bekannten Werken von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. Gegenwärtig erfährt die ältere Kritische Theorie zurzeit im sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskurs eine Renaissance, die durch die Edition nachgelassener Schriften und Vorträge ihrer Protagonisten flankiert wird. Als Schlüsselkategorien der ersten Generation dieser sozialphilosophischen Richtung gelten u.a. die Begriffe „gesellschaftliche Totalität“, „verwaltete Welt“, „Dialektik“, „Widerspruch“, „Entfremdung“, „Ideologiekritik“ und „Kulturindustrie“.
Die Geschichte der Frankfurter Schule von 1950 bis 1970 hat Alex Demirović (*1952) in seiner soziologischen Habilitationsschrift untersucht. Diese erschien 1999 unter dem Titel „Der nonkonformistische Intellektuelle. Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule“. 2023 wurde das Buch im Mandelbaum Verlag in der Reihe „kritik & utopie“ neu aufgelegt, versehen mit einem Nachwort des Autors. Demirović war u.a. tätig am Institut für Sozialforschung in Frankfurt und Mitglied der Redaktion der marxistischen Zeitschrift „Prokla“. In seinen zahlreichen Publikationen und Herausgeberschaften hat er folgende Themen fokussiert: kritische Gesellschaftstheorie, Staatstheorie, Wirtschaftsdemokratie und Ökosozialismus. Seine monumentale Arbeit zur Frankfurter Schule versteht der Soziologe als Beitrag zur „politischen Epistemologie“. Dabei begreift Demirović den von Adorno und Horkheimer entwickelten Praxisbegriff im Sinne von Marx als Produktivkraft. Besondere Erwähnung verdienen seine Kapitel zur „Dialektik der Aufklärung“ und zur „Negativen Dialektik“. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik erhalten durch das Buch hervorragendes Fachwissen, um sich im Unterricht mit dem Praxisverständnis der Frankfurter Schule problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Alex Demirovićs neu aufgelegtes Buch „Der nonkonformistische Intellektuelle“ unterstreicht die Aktualität der epistemologischen und sozialphilosophischen Reflexionen der Kritischen Theorie angesichts der Panökonomisierung der Lebensbereiche im digitalen Kapitalismus.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Alex Demirović
Der nonkonformistische Intellektuelle
Von der kritischen Theorie zur Frankfurter Schule
Die Studie zeigt, wie die kritischen Theoretiker nach dem Nationalsozialismus zur Erneuerung der marxistischen Theorie in Westdeutschland beigetragen haben. Vernunft und Theorie sollten wieder verbindlich gemacht werden. Die Grundlage dafür bildete die Lehre an der Universität und der Wiederaufbau des Instituts für Sozialforschung. Die Studierenden sollten auf anspruchsvollste Weise mit philosophischen Begriffen, mit den Bewegungsgesetzen der bürgerlichen Gesellschaft und mit empirischen Methoden vertraut gemacht werden. Als anti-autoritäre Intellektuelle sollten sie sich nicht auf mächtige Tendenzen der Geschichte berufen, sondern autonom denken sowie widerständig und demokratisch handeln. Untersucht wird, wie Horkheimer und Adorno die institutionellen Bedingungen für diese neue Form kritischer Intellektualität schufen, wie sie ihre Lehre und Forschung durchführten, um eine emanzipatorische Wahrheitspolitik zu ermöglichen, der es um die Veränderung des Ganzen geht.
Nach über 20 Jahren ist die bahnbrechende Studie zu den zivilgesellschaftlichen Aktivitäten Max Horkheimers und Theodor W. Adornos nach ihrer Rückkehr aus dem Exil wieder erhältlich. Die aktualisierte Neuauflage ist um ein Nachwort ergänzt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Zum Aufbau des Buches 9
Einleitung 15
1. Verwaltete Welt und objektive Vernunft 41
1.1 Sprachloser Nonkonformismus ? Zum Profil
des kritischen Intellektuellen 46
1.2 Der Blick auf Deutschland 67
2. Selbstführung und Führung 93
2.1 Die Rückkehr aus dem Exil 93
2.2 Die Selbsterziehung der deutschen Universität 106
2.3 Hochschule und rationale Gesellschaft 129
3 Die Sorge um den Nachwuchs 161
3.1 Die Einstellungen der Studierenden 164
3.2 Politisches Bewußtsein und Demokratie 191
4. Das Institut für Sozialforschung und die Formierung
der Soziologie als Disziplin 217
4.1 Die Nachkriegssituation der westdeutschen Soziologie 218
4.2 Kritische Theorie – Marxismus – Soziologie.
Das Beispiel von Heinz Maus 240
4.3 Konkurrenz und Repräsentation 253
4.4 Die disziplinäre Integration von Soziologie
und Philosophie 266
4.5 Kritische Soziologie zur Demokratisierung Deutschlands 276
4.5.1 Projekte und diskursive Vernetzungen 276
4.5.2 Das »Gruppenexperiment« 286
4.5.3 Reflexive Soziologie und Erziehungssystem 301
4.6 Prüfung und Rekrutierung 309
4.7 Die Lehrpraxis der Frankfurter Schule 345
4.8 Politik zur Gestaltung der Fachöffentlichkeit 384
5 Theoretische Praxis 409
5.1 Das Glück des performativen Selbstwiderspruchs 415
5.2 »Minima Moralia. Reflexionen aus
dem beschädigten Leben« 422
5.2.1 Die Konstruktion der paradoxen Redeposition 422
5.2.2 Das Netz der Resonanzen (1) 432
5.3 »Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft« 446
5.3.1 Dialektische Kritik der spätkapitalistischen Gesellschaft 446
5.3.2 Das Netz der Resonanzen (2) 469
5.4 Die Notwendigkeit der Philosophie 484
5.4.1 Philosophie jenseits der Fachwissenschaft 484
5.4.2 »Aspekte der Hegelschen Philosophie« 499
5.5 »Negative Dialektik« 506
5.5.1 Die Zeit der Theorie 506
5.5.2 Die Seminare zur »Negativen Dialektik« 524
5.5.3 Das Netz der Resonanzen (3) 529
5.6 Das lösende Wort – zur Kunst gesellschafts-
kritischen Schreibens 535
5.7 Hinausführende Praxis – revolutionärer Konservatismus 556
6. Der soziologische Intellektuelle 591
7. Schwierigkeiten bei der Verwirklichung der Vernunft 681
7.1 Kritische Theorie und Sozialistischer
Deutscher Studentenbund 681
7.2 Der Deutungskonflikt um Theorie und Praxis 723
Schluß 757
Nachwort zur Neuauflage 765
Abkürzungsverzeichnis 783
Literatur 784
Personenregister 794