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Der neue Tugendterror Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland
Der neue Tugendterror
Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland




Thilo Sarrazin

Deutsche Verlags-Anstalt
EAN: 9783421046178 (ISBN: 3-421-04617-4)
400 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 2014

EUR 22,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer bestimmt, was gesagt werden darf -und worüber geschwiegen werden muss?



Meinungsfreiheit ist hierzulande durch das Grundgesetz garantiert. Aber wie sieht es damit im Alltag aus? Dort begegnen wir immer wieder Denk- und Redeverboten und sind recht schnell an den Grenzen des Sagbaren angelangt.

Thilo Sarrazin analysiert den grassierenden Meinungs-konformismus und stellt fest: Wer Dinge ausspricht oder Zusammenhänge herstellt, die nicht ins gerade vorherrschende Weltbild passen, der wird gerne als Provokateur oder Nestbeschmutzer ausgegrenzt.

Mit gewohntem Scharfsinn prangert Thilo Sarrazin diesen Missstand an, zeigt uns, wo seine Ursachen liegen, und benennt die 14 vorherrschenden Denk-und Redeverbote unserer Zeit.
Rezension
Thilo Sarrazin ist ein Meister der Provokation. Er versteht es, mit Hilfe von plakativen Thesen Klischees zu nähren und Vorurteile zu schüren. Bereits mit seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ hat er die Diskussion um Migration und Integration heftig angeheizt. Die Thesen wurden von jung und alt kontrovers diskutiert. Der Autor wurde von Talkshow zu Talkshow gereicht und seine Buchlesungen wurden nicht selten von Demonstranten behindert. Er polarisierte die Menschen. Manche halten ihn für einen Rechtspopulisten, andere sind dankbar für seine öffentlich gemachten Positionen und sehen ihn als Sprachrohr der schweigenden Mehrheit. Und natürlich muss ein Verlag angesichts dieser Reaktionen ein Folgewerk des Autors auf den Markt werfen. Das liegt nun mit dem Titel „Der neue Tugendterror“ vor. Der Medienrummel war zu ahnen. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Rede- und Denkverbote, die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland. Zugegeben, das Thema ist wichtig und beschäftigt viele Menschen: Können wir in unserem freien Land wirklich alles sagen, was wir denken? In „14 Axiomen des Tugendwahns im Deutschland der Gegenwart“ will der Autor dem Leser deutlich machen, wie das deutsche Meinungskartell denkt und schreibt (Ungleichheit ist schlecht, Gleichheit ist gut. Sekundärtugenden sind nicht wichtig, Leistungswettbewerb ist fragwürdig. Unterschiede in den persönlichen Lebensverhältnissen liegen meist an den Umständen, kaum an den Menschen. Wer reich ist, sollte sich schuldig fühlen. Männer und Frauen haben bis auf ihre physischen Geschlechtsmerkmale keine angeborenen Unterschiede…). Und so wird die Öffentlichkeit nach seiner Meinung gelenkt und manipuliert. In diesem System ist Widerspruch verboten und wird bestraft. Konstruiert Sarrazin hier seine eigene Wirklichkeit? Natürlich sind einige erfahrbare Wahrheiten unter seinen Thesen, aber das wirkliche Leben ist nicht so spektakulär und schlecht wie er es vermutet. Seine Thesen zur Meinungsfreiheit sind recht einseitig und man könnte als Leser vermuten, dass das Buch nur eine persönliche Abrechnung mit den Medien ist: Sarrazin als Opfer des Systems. Auch Meinungsfreiheit hat seine Grenzen, die oft im moralischen Bereich liegen. Meist sind es unausgesprochene gesellschaftliche oder kulturelle Tabus, die aber einen tieferliegenden Hintergrund haben. Meinungsfreiheit darf nicht nur die Freiheit eines Herrn Sarrazin sein, seine persönlichen Positionen zu verbreiten, aber Kritik an seiner Person zu unterbinden. Trotz allem ist dieses Buch eine Herausforderung. Ich rege dazu an, es auch im schulischen Bereich als Grundlage für eine spannende Wertediskussion zu nutzen.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung n
Wie gehe ich weiter vor? 18
1
Was ist Meinungsfreiheit, und wie bestimmen sich
ihre Grenzen? 21
Meinungsfreiheit ist relativ 21
Zur Rolle der Medien 26
Medien und Politik 28
Der Begriff der »Political Correctness« 35
Zur aktuellen Axiomatik des Tugendterrors in Deutschland 37
Der Einfluss des Tugendterrors auf die Meinungsfreiheit 42
2
Wie ich mit der Meinungsherrschaft in Konflikt kam:
Eine Fallstudie 49
Kernthesen 56
Tabuverletzungen 58
Reaktion von Medien und Politik 73
Sanktionen 101
Skandal und publizistischer Konflikt 112
3
Elemente der Meinungsbildung 117
Was Machiavelli uns heute noch zu sagen hat 118
Der frühe Tugendterror: Tocqueville zur Demokratie
in Amerika 122
Zur Psychoanalyse des Tabus 125
Die Schweigespirale 129
Meinungsherkunft und Meinungsbildung im Journalismus 134
Wie sich der Mensch in der Gesellschaft anpasst:
Die Neue Verhaltensökonomik 143
4
Die Sprache als Instrument des Tugendterrors 155
Sprache, Herrschaft und soziale Normen 155
Ethnische Benennungen 161
Die Sprache der Märchen: Negerkönige und
Chinesenmädchen 168
Die geschlechtergerechte Sprache 170
Die gleichgeschlechtliche Ehe 172
Unscharfe, Euphemismus, Verballhornung 174
Soziale Unwörter: alleinerziehend, arbeitslos,
Wirtschaftsflüchtling 180
Dekadenz der Sprache - Dekadenz des Denkens 182
5
Der Kult des Wahren, Guten und Schönen:
Tugendterror im Wandel der Zeiten 187
Die Christianisierung und der Untergang
des antiken Götterhimmels 191
Die heilige Inquisition 19$
Hexer und Hexen 197
Der Terror in der Französischen Revolution 199
Sonnenfinsternis 201
Abgesunkenes Kulturgut: Tugendterror in der Gegenwart 203
Exkurs
Moral und Gewissheit 207
Die Relativität (fast) aller Moral 207
Die Rolle sozialen Mutes 211
6
Vierzehn Axiome des Tugendwahns im Deutschland
der Gegenwart 217
1. Ungleichheit ist schlecht, Gleichheit ist gut. 226
2. Sekundärtugenden sind nicht wichtig, Leistungswettbewerb
ist fragwürdig. 237
3. Wer reich ist, sollte sich schuldig fiihlen. 243
4. Unterschiede in den persönlichen Lebensverhältnissen
liegen meist an den Umständen, kaum an den Menschen. 257
5. Die menschlichen Fähigkeiten hängen fast ausschließlich
von Bildung und Erziehung ab. 260
6. Völker und Ethnien haben keine Unterschiede, die über
die rein physische Erscheinung hinausgehen. 275
7. Alle Kulturen sind gleichwertig, insbesondere
gebührt den Werten und Lebensformen des christlichen
Abendlandes und der westlichen Industriestaaten keine
besondere Präferenz. 281
8. Der Islam ist eine Kultur des Friedens. Er bereichert
Deutschland und Europa. 288
9. Für Armut und Rückständigkeit in anderen Teilen
der Welt tragen westliche Industriestaaten die
Hauptverantwortung. 304
10. Männer und Frauen haben bis auf ihre physischen
Geschlechtsmerkmale keine angeborenen Unterschiede. 310
11. Das klassische Familienbild hat sich überlebt.
Kinder brauchen nicht Vater und Mutter. 318
12. Der Nationalstaat hat sich überlebt.
Die Zukunft gehört der Weltgesellschaft. 328
13. Alle Menschen auf der Welt haben nicht nur
gleiche Rechte, sondern sie sind auch gleich, und sie sollten
eigentlich alle einen Anspruch auf die Grundsicherung
des deutschen Sozialstaats haben. 331
14. Kinder sind Privatsache, Einwanderung löst alle
wesentlichen demographischen Probleme. 335
Schlussbetrachtung
Ideologie, Wirklichkeit und gesellschaftliche Zukunft 339
Anhang
Anmerkungen 345
Rechtenachweis 389
Register 390