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Der große Rausch Warum Drogen kriminalisiert werden. Eine globale Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute
Der große Rausch
Warum Drogen kriminalisiert werden. Eine globale Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute




Helena Barop

Siedler-Verlag , Random House
EAN: 9783827501721 (ISBN: 3-8275-0172-5)
304 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Oktober, 2023

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Zwischen Ekstase und Abhängigkeit: Warum Medikamente zu Rauschmitteln, Rauschmittel zu Rauschgift und aus Rauschgift schließlich illegale Drogen wurden

Wer Anfang des 19. Jahrhunderts in der westlichen Welt Drogen kaufen wollte, ging in die Apotheke. Wer Anfang des 21. Jahrhunderts in der westlichen Welt Drogen kaufen wollte, musste zu seinem Dealer. Wie es dazu kam, dass Medikamente zu Rauschmitteln, Rauschmittel zu Rauschgift und aus Rauschgift illegale Drogen wurden, erklärt uns Helena Barop in ihrer fantastisch geschriebenen Geschichte der Drogenpolitik. Die Historikerin nimmt uns mit zu den opiumaffinen Literaten der Romantik und in die Jazzkeller New Yorks, widerlegt die Mafiamythen des Kalten Kriegs und zeigt, was der War on Drugs eigentlich mit uns zu tun hat: Denn das Drogenproblem ist eine US-amerikanische Erfindung, die in weite Teile der Welt exportiert wurde. Barop zeichnet die Entwicklung und Folgen internationaler Drogenverbote nach und offenbart die ihnen zugrunde liegenden rassistischen Vorurteile und die gezielte Kriminalisierung bestimmter Substanzen. Sie plädiert dafür, die aktuelle drogenpolitische Verunsicherung als Chance zu begreifen, liefert einen fundierten Beitrag zur Diskussion um die Cannabis-Legalisierung und stößt so eine informierte und lange überfällige Debatte an.

Helena Barop, geboren 1986, studierte in Freiburg und Rom Geschichte und Philosophie. Ihre Doktorarbeit »Mohnblumenkriege. Die globale Drogenpolitik der USA, 1950-1979« hat viel Beachtung in den Medien gefunden und wurde mit gleich drei renommierten Preisen ausgezeichnet: Mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung (2. Platz Geistes- und Kulturwissenschaften), dem Gerhard-Ritter-Preis der Universität Freiburg und dem Preis der AG Internationale Geschichte im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Helena Barop lebt in Freiburg und arbeitet seit 2021 als freie Autorin.
Rezension
Dieses Buch bietet eine globale Geschichte der Drogenpolitik vom 19. Jhdt. bis heute und damit zugleich eine Stellungnahme zur aktuellen Debatte um die Legalisierung von Cannabis; es verändert den Blick auf Drogenpolitik. Karl Lauterbach könnte es gelesen haben, Markus Söder wohl eher nicht. Die Grundthese findet sich bereits auf dem Buchrücken: "Wer Anfang des 19. Jahrhunderts in der westlichen Welt Drogen kaufen wollte, ging in die Apotheke. Wer Anfang des 21. Jahrhunderts in der westlichen Welt Drogen kaufen wollte, musste zu seinem Dealer." Die Freiburger Historikerin Helena Barop zeigt die Ursprünge internationaler Drogenverbote auf und plädiert für einen neuen Umgang mit berauschenden Substanzen. Barop zeigt unter anderem, unter welch rassistischen Vorzeichen der "Krieg gegen die Drogen" geführt wurde. Solange Kokain hauptsächlich von Schwarzen konsumiert wurde, hieß es, die Droge mache extrem gewalttätig. Horrorgeschichten sollten die Bevölkerung in Panik versetzen, die Konsumenten wurden moralisch abgewertet. Ähnlich bei Morphinen: Wurden sie in Opiumhöhlen der chinesischen Minderheit eingenommen, galten sie als gefährlich, aber in medizinisch daherkommenden Darreichungsformen für die weiße Mittelschicht blieben die Substanzen lange erlaubt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Buch so spannend wie ein Mafiafilm, exzellent recherchiert, hochaktuell und absolut süchtig machend
Nominiert für den Preis für das beste Wissenschaftsbuch des Jahres 2024

Pressestimmen:

»›Der große Rausch‹ zeichnet kurzweilig geschrieben, detailreich, doch zugleich übersichtlich Bögen spannend, eine Geschichte der Rauschmittel nach, wie sie das ›bloß‹ dem Nikotin, dem Alkohol und dem Koffein verfallene Bürgertum so sicherlich noch nie gelesen hat. [...] Eine faszinierende Diskussionsgrundlage.«
Galore (25. Oktober 2023)

»Nach der Lektüre von Barops Buch denkt man über Drogenverbote und unsere Erzählungen von Substanzkonsum und -missbrauch anders nach. Insbesondere für Politiker und Drogenbeauftragte [...] Pflichtlektüre.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung (14. Oktober 2023)
Inhaltsverzeichnis
Bröckelnde Drogenverbote 9

1 Vom Heilmittel zum Rauschgift

Dichte Dichter: Wie die Romantik den Rausch neu entdeckte 21
Heroin, Coca-Cola, Aspirin: Die wilde Suche nach neuen Wirkstoffen 25

2 Vom Rauschgift zur Sünde

Die Angst vor der Opiumhöhle: Drogenverbote als Folge von antichinesischem Rassismus 34
Sucht und Sühne: Wie Drogen in moralischen Verruf gerieten 42

3 Von der Sünde zum Verbot

Der Missionar von Manila: Wie Opium ein Thema der Weltpolitik wurde 53
Gute Drogen, böse Drogen: Die Geburtsstunde der Prohibition 63

4 Vom Verbot zum Verbrechen

Die Erfindung der Nüchternheit: Wie die Alkoholprohibition Drogenverbote und ihre Missachtung selbstverständlich machte 76
Verschärfte Gesetze und ein neuer Chef: Drogenpolitik im Schatten der Alkoholprohibition 83

5 Vom Verbrechen in die Panik

Guter Hanf und böses Haschisch: Warum Cannabis verboten wurde 90
Reefer Madness: Anslingers erste Angstkampagne und das amerikanische Verbot von Marihuana 95
Junkie oder Wirkstoff: Wer ist schuld? 103
Kefauver-Fieber: Wie mit Anslingers Hilfe vor laufender Kamera die Mafia erfunden wurde 107
Mafia-Mythen: Wie die Angst vor der Drogenmafia die Prohibition stabilisierte 113

6 Von der Panik zum Protest

Konsens und Konsum: Anpassungszwänge in der Vorstadtgesellschaft der Fünfzigerjahre 123
Beat: Rauschhafte Rebellion der Poeten 128

7 Vom Medikament zur Erleuchtung

Psychedelische Medikamente: Die Entdeckung von LSD und Co. 136
Die große Bepilzung: Timothy Leary und die psychedelische Revolution 145

8 Von Protest und Erleuchtung in die Krise

Drop out, Hippies! Drogen als Symbol und Instrument der Revolte 156
Armut, Ausgrenzung, Abhängigkeit: Die Heroinkrise in den afroamerikanischen »Ghettos« 164
Backlash: Das Ende der psychedelischen Hoffnungen 172

9 Von der Krise in den Drogenkrieg
Richard Nixon: Drogen als politischer Joker 179
Böse, böser, Schedule I: Wie Nixon die Drogen neu sortierte 184
High im Dschungel: Der Drogenkonsum der Vietnamsoldaten 191
War an Drugs: Warum Nixon Drogen den Krieg erklärte 198

10 Von Amerika nach Deutschland (und in fast alle Welt)

Opiumgesetz ohne Drogenproblem: Der Import der Prohibition nach Deutschland 208
Neue, erste deutsche Welle: Westdeutscher Drogenkonsum seit den Sechzigerjahren 213
Betäubungsmittelgesetz: Die Bundestagsdebatte um ein deutsches Drogengesetz nach amerikanischem Vorbild 219
Mythen, Märchen und Gerüchte: Die verdrehten Grundannahmen der westdeutschen Drogenpolitik 225
Die »Heroinwelle«: Wie das Zerrbild des deutschen Junkies entstand 231
Endstation Bahnhof Zoo: Westdeutschland gewöhnt sich an eine Drogenpolitik der Ausgrenzung und Desinformation 235
Export der Prohibition: Amerikanische Drogenpolitik als Außenpolitik 242

11 Vom Drogenkrieg in die Sackgasse

Kollateralschäden: Die verheerenden Nebenwirkungen des War an Drugs 249
Gegenbewegungen: Alternative Drogenpolitik und ihre Folgen 255

Kann das weg? 263
Über dieses Buch 284
Dank 285
Personenregister 286
Substanzregister 289
Literaturverzeichnis 291
Anmerkungen 301