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Der Mythos vom starken Führer Politische Führung im 20. und 21. Jahrhundert
Der Mythos vom starken Führer
Politische Führung im 20. und 21. Jahrhundert




Archie Brown

Propyläen Verlag
EAN: 9783549074930 (ISBN: 3-549-07493-X)
473 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, März, 2018

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Ein halbes Jahrhundert brillianter Wissenschaft in einem Buch." The Times



Politiker, die sich als starke Führer präsentieren, haben weltweit großen Zulauf. Diese Entwicklung macht auch vor den Großen Demokratien nicht halt. Welche katastrophalen Folgen das haben kann, zeigt der renommierte Oxford-Wissenschaftler Archie Brown in seiner profunden Analyse über politische Führung.



"Archie Brown ist sowohl ein herausragender Politikwissenschaftler als auch eine geistreiche Edelfeder." The Guardian



Archie Brown, geboren 1938, Historiker und Politologe, war bis zu seiner Emeritierung Professor für Politikwissenschaften an der Oxford University und Fellow des St Antonys College. Er hatte zahlreiche Gastprofessuren im In- und Ausland inne, ist Mitglied der British Academy und Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences.
Rezension
Der Titel des Buches weckt Interesse. Das Thema ist brandaktuell und so wurde die englische Originalausgabe aus dem Jahre 2014 mit einem aktualisierten Vorwort versehen und passt zu den brisanten Fragen der heutigen Zeit. Starke Führer sind "in", ob Trump, Putin oder Erdogan, um nur die bekanntesten starken Führer der gegenwärtigen Tagespolitik zu benennen.
Archie Brown ist renommierter Politikwissenschaftler und historisch bewandert; zudem schafft er es, aktuelle Themen in den (wissenschaftlichen) Fokus zu nehmen, bleibt in seiner gut lesbaren Schreibweise auf dem Boden der Tatsachen und lässt den Leser problemlos seinen weitreichenden Gedanken folgen.
Nach einem Exkurs zum Thema Führung in der Politik, verfolgt er Mythen über vermeintliche starke Führer im zweiten Kapitel. Welche Einflüsse haben sie auf ihre Partei, auf die Bürger eines Landes, auf Wahlergebnisse (soweit demokratisch zu bezeichnende Wahlen stattfinden). Er unterscheidet neudefinierende von transformierender Führung, sowie revolutionäre von totalitärer/autoritärer Führung. Hierbei werden die entsprechenden Theorien mit Beispielen versehen. So fällt es auch nicht schwer, den Gedanken des Autoren zu folgen. Klar wird aber auch: teilweise ergänzen sich diese Stile, es handelt sich nicht um eine strikte Abgrenzung.
In seinem Fazit stellt Brown die Frage: welche Art von Führung ist wünschenswert? Sind starke Führer auch wirklich immer effektiv? Aus welchen Motiven handeln sie?
Durch die Theorien des Autoren wird der Leser geradezu aufgefordert, eigene Gedanken zu fassen und eigene Antworten auf diese Fragen zu finden.

Die Geschichte schreitet fort, dennoch: viele Vorgehensweisen und die hieraus resultierenden Konsequenzen ähneln sich. Warum Politik dafür sorgt, dass es ein stetes Auf und Ab in Bezug auf demokratische Grundrechte, auf machtpolitische Verhaltensweisen und somit auf das tägliche Leben der Bürger hat, hierauf macht dies Buch aufmerksam. Politische Führung ist ein wesentlicher Punkt in Bezug auf politische Stabilität. Hierzu kann der Leser im vorliegenden Werk vieles interessantes und bedenkenswertes erfahren.

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek
Verlagsinfo
Der Mythos vom starken Führer
Archie Brown

Politische Führung im 20. und 21. Jahrhundert

»In den letzten Jahren wurden die großen Demokratien von inneren Konflikten erschüttert und mit schwerwiegenden äußeren Herausforderungen konfrontiert. In solchen Zeiten wirkt die Vorstellung verlockend, man müsse nur den richtigen politischen Führer finden, eine heroische Figur, die alle Probleme resolut in Angriff nehmen wird.«
In seinem epochalen Werk beleuchtet Archie Brown die Erfolge und Misserfolge der größten Demokraten und Diktatoren der vergangenen hundert Jahre und zeigt: Wenn wir einem einzelnen Menschen erlauben, viel Macht anzuhäufen, ebnen wir den Weg für gravierende Fehler und im schlimmsten Fall für katastrophales Blutvergießen. Von Hitler und Stalin über Trump, Putin und Erdoğan bis hin zu Brandt, Mandela und Gorbatschow untersucht Brown verschiedene Führungsstile und stellt weitverbreitete Annahmen über politische Wirksamkeit und Stärke in Frage. Anhand zahlreicher Beispiele belegt er, dass das Modell einer kollektiven Führerschaft viel effektiver ist als die Stärke eines Einzelnen. Eine scharfsichtige Lektüre, aus der wir viel für unsere Gegenwart lernen können.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT 9

EINLEITUNG 29
Individuelle und kollektive Führung 39 •
Führung und Macht 44 •
Die Auswahl politischer Führer in Demokratien 49

1 FÜHRUNG IM KONTEXT 55
Die Entwicklung der politischen Systeme und der Vorstellungen von der Führung 57 •
Der britische »Exzeptionalismus« 63 •
Die amerikanische Verfassung und ihr Vermächtnis 64 •
Die Französische Revolution 68 •
Die Entwicklung der Demokratie und der demokratischen Führung 70 •
Der kulturelle Kontext 74 •
Politische Kultur 78 •
Psychologische Dimensionen 87 •
Führungsinstitutionen 93 •
Politische Führer und Parteien 97 •
Politische Führer und Regierungsformen 100

2 DEMOKRATISCHE FÜHRUNG: MYTHEN, MACHTVERHÄLTNISSE, STILE 103
Politische Führer und Wahlergebnisse 104 •
Der individuelle Einfuss politischer Führer auf die Wahlergebnisse in Großbritannien 110 •
Sind die politischen Führer in den Demokratien im Lauf der Zeit dominanter geworden? 115 •
Die Beschränkungen des amerikanischen Präsidentenamts 116 •
Präsidiale Befugnisse und Führungsstile: Der amerikanische Fall 121 •
Befugnisse und Führungsstile von Regierungschefs: Der britische Fall 129 •
Churchill und Attlee 130 •
Der Regierungsvorsitz Macmillans 143 •
Thatcher und Blair 146

3 NEUDEFINIERENDE FÜHRUNG 153
Amerikanische Präsidenten als neudefnierende Führer 154 •
Franklin D. Roosevelt 154 •
Lyndon B. Johnson 160 •
Neudefnierende Führer in Großbritannien 165 •
Die liberale Regierung vor dem Ersten Weltkrieg (1905–1915) 166 •
Die Labour-Nachkriegsregierung (1945–1951) 169 •
Margaret Thatcher als neudefnierende Führerin 170 •
Neudefnierende Führung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg 177 •
Konrad Adenauer 179 •
Willy Brandt 182 •
Helmut Kohl 186 •
Neudefnierende Führung: Allgemeingültige Erkenntnisse 191

4 TRANSFORMATIVE POLITISCHE FÜHRUNG 195
Charles de Gaulle 196 •
Adolfo Suárez 205 •
Michail Gorbatschow 214 •
Überzeugungskraft 223 •
Deng Xiaoping 230 •
Nelson Mandela 237 •
Transformative und inspirierende politische Führer 245

5 REVOLUTIONEN UND REVOLUTIONÄRE FÜHRUNG 2505
Charakteristika und Konsequenzen von Revolutionen 252 •
Die chinesische Revolution von 1911–12 255  •
Kommunistische Revolutionen in Europa 262 •
Die russischen Revolutionen von 1917 262 •
Kommunistische Revolutionen in Südosteuropa 272 •
Kommunistische Revolutionen in Asien 277 •
Die Machtergreifung der chinesischen Kommunisten 277 •
Pol Pot und die Killing Fields von Kambodscha 279 •
Der Zusammenbruch des Kommunismus in Europa: Keine Revolutionen 281 •
Führerlose Revolutionen 286 •
Die iranische Revolution 286 •
Die arabischen Revolutionen im 21. Jahrhundert 290

6 TOTALITÄRE UND AUTORITÄRE FÜHRUNG 298
Stalins Diktatur und die sowjetischen Oligarchien 304 •
Alleinherrschaft und Oligarchie in China 312 •
Von Mao zu Deng 318 •
Der Führer im Kommunismus 324  •
Der Führer im Faschismus 328 •
Mussolini 329 •
Hitlers Aufstieg zur Macht 333 •
Myththen über diktatorische Regime 342

7 AUSSENPOLITISCHE ILLUSIONEN 348
Außenpolitische Illusionen totalitärer und autoritärer Führer 350 •
Die Fehleinschätzungen Hitlers und Mussolinis 351  •
Stalin: Eine Mischung aus Realismus und Illusionen 355 •
Die Selbsttäuschung »starker Führer« in Großbritannien 361 •
Chamberlain und die Appeasement-Politik 362 •
Blair und der Irakkrieg 369 •
Lehren aus dem Irakkrieg: Politik, Prozess und »starke Führer« 380

8 WELCHE ART VON FÜHRUNG IST WÜNSCHENSWERT? 387
Eine »napoleonische« Herrschaf in Großbritannien? 395  •
Politische Führer und ihre Parteien 402 •
Führung in autoritären Regimen und in Demokratien 410

ANMERKUNGEN UND QUELLEN 415