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    | Den Schmerz der anderen begreifen Holocaust und Weltgedächtnis 
 
 
 Charlotte Wiedemann
 Propyläen Verlag
 EAN: 9783549100493 (ISBN: 3-549-10049-3)
 288 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Mai, 2022
 
EUR 22,00alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext Mehr Respekt. Mehr Offenheit. Mehr Zuhören.
 Das neue Erinnern
 
 Welche Opfer sind uns nahe, welche bleiben stumm? Charlotte Wiedemann holt sich die Inspirationen rund um die Welt, um die deutsche Erinnerungskultur aus dem Geist globaler Gerechtigkeit neu zu begründen. Eine sehr persönliche Reise entlang der großen ethischen Fragen dieser Zeit.
 
 Rezension Ein sensibles und schwieriges Thema (um den Begriff "heikel" einmal zu vermeiden) greift die Autorin Charlotte Wiedemann im vorliegenden Buch auf. Letztendlich dreht es sich um die Frage um die Einordnung des Holocaust unter Beachtung der Genozide, die im Verlauf v.a. der jüngeren Geschichte stattfanden. Mutig vom Propyläen-Verlag, der insbesondere im Genre historischer Literatur renommiert ist, und ebenso mutig von der Autorin, die als Auslandsreporterin und Publizistin über den notwendigen "Weitblick" verfügt.
 Den Mittelpunkt der Betrachtungen nimmt der Holocaust ein. In den Augen der Deutschen aus leicht nachvollziehbaren Gründen, das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Auch die Frage: was ist unter dem Holocaust zu verstehen, wird nicht aus den Augen verloren. In den KZ starben jüdische Mitbürger in unfassbar großer Zahl, aber beispielsweise auch Sinti und Roma (deren Tötungen als "Porrajmos" bezeichnet werden) und weitere Gruppierungen, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten. Vorsätzlicher Mord - ein singuläres Merkmal des Holocaust?
 Den Blick erweitern Betrachtungen zu weiteren Genoziden, die an anderen Orten (vor allem auf dem afrikanischen Kontinent) stattfanden und ebenso millionenfach unschuldigen Menschen das Leben kosteten. Als Täter traten auch hier vielfach Europäer auf, die im Rahmen der Kolonialisierung Gewalt gegen ethnische Gruppen ausübten.
 Charlotte Wiedemann bewertet weniger, sie kämpft mit sich selbst. Ist ein Opfer des Holocaust anders zu (be-)werten, als das Opfer eines anderen Genozids?Eine tragische und geradezu unmenschliche Frage zugleich.
 
 Mit dem vorliegenden Band wirft die Autorin einen eigenen Blick auf eine Fragestellung, die mittlerweile als "Neuer Historikerstreit" (traurige) Furore gemacht hat. Wer sich hierzu genauer informieren möchte, findet im Buch eine Reihe von Literaturhinweisen, die einen vertieften Blick auf die Fragestellung erlauben und es somit ermöglichen, selbst Position zu beziehen.
 Ja, gefühlvoll geht die Autorin das hochsensible Thema an. Zumindest wenn es um den Holocaust geht, empfinde ich die Deutungen der Autorin bemerkenswert, würde mich in verschiedenen Details ihren Wertungen jedoch nicht anschließen. Auch wenn mich die zweifelsohne gefühlvollen Schilderungen vergleichbarer Verbrechen tief berührt haben, so würde ich mich aus verschiedenen Gründen nach wie vor auf die Seite derer schlagen, die dem Holocaust eine historische Singularität einräumen. Und selbstverständlich bin ich mir dabei bewusst, dass ich diese Wertung aus deutscher Sicht betrachte.
 
 Ein schwieriges Thema, dass bedauerlicherweise an Aktualität nichts verloren hat. Mein Geschichtsbild wurde durch die Ausführungen der Autorin und der inhaltlichen Auseinandersetzung gefestigt.
 
 Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo Den Schmerz der Anderen begreifenCharlotte Wiedemann
 
 Holocaust und Weltgedächtnis
 
 Orientierung und Ermutigung zum Handeln: Wege zu einer neuen Gedenkkultur
 
 In einem Moment, in dem hitzige Feuilleton-Debatten den Eindruck erwecken, es ginge um einen kurzlebigen Positionsstreit, stellt Charlotte Wiedemann klar: Was wir erleben, ist eine Zeitenwende – wir müssen unsere Haltung zur deutschen Geschichte aus einer kosmopolitischen Perspektive neu begründen. Das heißt: nicht-europäische, nicht-westliche Sichtweisen ebenso einbeziehen wie die Ansprüche einer jungen, diversen Generation in Deutschland. Wie lässt sich in Zukunft an den Holocaust und an die kolonialen Verbrechen erinnern? Globalhistorisch fundiert und persönlich zugleich denkt Charlotte Wiedemann die Idee des Antifaschismus neu und entwirft ein empathisches Gedenkkonzept für unsere Zeit.
 
 Charlotte Wiedemann, geboren 1954, ist freie Auslandsreporterin, ihre Beiträge erschienen u.a. in Geo, Die Zeit, Neue Zürcher Zeitung, Merian und Le Monde Diplomatique. Sie gehört dem Wissenschaftlichen Beirat des Zentrums Moderner Orient in Berlin an und hält Vorträge zu interkulturellen Themen und zur Erinnerungskultur. Sie ist Kolumnistin der taz und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, zuletzt erschien Der lange Abschied von der weißen Dominanz (2019).
 
Inhaltsverzeichnis Vorwort     9
 Unfreie Befreier. Über Krieg und Kolonialität     15
 Nürnberg und die Grenzen des Universalismus     37
 Algerien und die Geburt der Solidarität     55
 Die Ökonomie der Empathie.
 Über vernachlässigbares Leben     71
 Stukenbrock und die Macht des Schweigens     95
 Das eigene und das jüdische Andere. Im Baltikum     117
 Ein Grab in Tansania. Weltgedächtnis und Zeitenwende     149
 Schwarze Perspektiven. Holocaust und Prestige.     179
 Treblinka im Sommer.
 Reflexionen über Einzigartigkeit     207
 Jüdischer Dissens. Israel, Palästina und deutsche Bedürfnisse     229
 Wessen Geschichte? Täterschaft, Diversität, Antifaschismus     259
 
 Assoziationen zur Ukraine. Ein Nachwort     283
 
        
        
        
        
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