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Defizite der Zweiquellentheorie
Defizite der Zweiquellentheorie




Albert Fuchs

Peter Lang Publishing Group
EAN: 9783631576144 (ISBN: 3-631-57614-5)
258 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 45,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Seit mehr als hundert Jahren wird die Lösung der Synoptischen Frage hauptsächlich im System der Zweiquellentheorie gesehen, dergemäß die Evangelisten Matthäus (Mt) und Lukas (Lk) das kanonische Markusevangelium (MkEv) als Grundlage verwenden, in die sie die Logienquelle Q auf verschiedene Weise einarbeiten. Dieses grobe Modell wird aber den über tausend großen und kleinen parallelen Übereinstimmungen des Mt und Lk gegenüber Markus (Mk) nicht gerecht, die darauf hinweisen, daß das MkEv bereits vor ihnen sprachlich überarbeitet und durch verschiedene Stoffe, vor allem Logien, erweitert wurde. Dementsprechend ist diese Zweitauflage - und nicht Mk - die Grundlage für Mt und Lk. Und auch bereits Deuteromarkus hat einen Teil des Q-Stoffes verwendet, sodaß dieser nicht als einheitliches Dokument verstanden werden kann. Die Entwicklungsgeschichte der Synoptiker muß somit stark revidiert werden und führt zu einem differenzierteren Einblick in die frühchristliche Geschichte.



Der Autor: Albert Fuchs wurde 1937 geboren. 1962 wurde er zum Priester geweiht und promovierte 1966 in Theologie, 1968 in Philosophie. Nach wissenschaftlicher Lehrtätigkeit an den Universitäten in Salzburg und Graz war er bis zu seiner Emeritierung 2003 Ordentlicher Professor der neutestamentlichen Bibelwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Der Autor war u.a. Mitglied der Päpstlichen Bibelkommission und Gastprofessor an der Seton Hall University, New Jersey (USA).



www.peterlang.de
Rezension
Dieses Buch zielt insgesamt auf eine Infragestellung der Common-Sense-Lösung des synoptischen Problems, also der Verwandtschaftsbeziehungen der drei Evangelien Mt, Mk und Lk, durch die sog. Zwei-Quellen-Hypothese ab. Anstatt von einer (hypothetischen) Quelle Q als zweiter Quelle für Mt und Lk neben dem Mk-Evgl. auszugehen, verficht der Verf. die These von einer Markus-Redaktion, also der Unterscheidung eines Proto- und eines Deuteromarkus, nach der Mt und Lk auf eine andere Fassung des Mk zurückgegriffen hätten als auf den jetzt im Kanon vorhandenen Mk. Das erkläre die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Synoptiker besser als die Zwei-Quellen-Theorie. - Die sog. Zwei-Quellen-Theorie gilt seit ca. 100 Jahren als die wahrscheinlichste Hypothese zur Erklärung des literarischen Verwandtschaftsverhältnisses der synoptischen Evangelien; die Zwei-Quellen-Hypothese erklärt das synoptische Problem mit den geringsten Widersprüchlichkeiten und ist in der neutestamentlichen Wissenschaft weitgehend anerkannt. Der Zwei-Quellen-Theorie zufolge stellt das Markusevangelium das chronologisch früheste Evangelium dar (ca. 70 n. Chr.) und bildet die erste Quelle, als der die beiden späteren synoptischen Evangelisten Matthäus und Lukas (ca. 80. / 90 n. Chr.) ihr Material schöpfen. Diese haben aber auch noch aus einer zweiten Quelle sich versorgt, der sog. Logien-Quelle Q, die hauptsächlich aus Spruch- bzw. Logien-Material von Jesus-Worten bestand und die Markus nicht gekannt hat. Zusammen mit ihrem je eigenen Sondergut haben Mt und Lk aus diesen zwei Quellen ihre Evangelien komponiert. Die Zwei-Quellen-Theorie erklärt mit den geringsten Widersprüchen gleichermaßen die Gemeinsamkeiten wie die Unterschiede zwischen den drei synoptischen Evangelien Mk, Mt und Lk. Sie bleibt freilich eine (gut begründete) Hypothese, deren eine Schwäche im faktischen Nicht-Vorhandensein von Q besteht; Q wird lediglich rekonstruiert. (Immerhin aber hat das Auffinden des sog. Thomas-Evangeliums eine mögliche Spruchsammlung wie Q wahscheinlicher gemacht; denn auch das apokrpyhe und vermutlich frühe Thomasevangelium stellt eine Spruchsammlung dar). - Gleichwohl halten sich hartnäckig Zweifel an der Zwei-Quellen-Theorie, die sich vor allem unter dem Titel "Deutero-Markus" sammeln. Demzufolge kann man ohne Q und die Zwei-Quellen-Theorie auskommen, wenn man einen Deutero-Markus als Hythese annimmt, also eine überarbeitete Zweitauflage des Mk als Grundlage für Mt und Lk. Diese Position wird in diesem Buch vertreten; damit zählt der Autor zu der kleinen Minderheit der Neutestamentler weltweit, die hartnäckig die Zwei-Quellen-Hypothese in Frage stellen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Aus dem Inhalt: Die Zweiquellentheorie bringt die Entstehung der synoptischen Evangelien nur unzulänglich zum Ausdruck - Das kanonische MkEv sprachlich überarbeitet und hauptsächlich durch Einschübe von Logien erweitert - Zweitauflage des MkEv ist die Grundlage für Mt und Lk.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Einführung 13

Zum Stand der Synoptischen Frage - I. Broer, W. Radi und U. Schnelle 29
Zum Stand der Synoptischen Frage - J.S. Kloppenborg 89
Zum Stand der Synoptischen Frage - Ch. Münch 113
Zum Stand der Synoptischen Frage - D.A. de Suva 145
Zum Stand der Synoptischen Frage - L.W. Hurtado 159
Zum Stand der Synoptischen Frage - R.H. Stein 169
Zum Stand der Synoptischen Frage - H. Klein 195

Autorenregister 239
Sachregister 242
Agreement-Stellen 245
Schriftstellen-Register 248
Literatur zu Deuteromarkus 249
Inhaltsverzeichnis Bd. 1-6 255